Mittwoch, 8. Januar 2025

Warum Horror nicht nur im Kopf bleibt


Wie Angst und Horror körperliche Reaktionen auslösen

Sprichwörter wie „Mir stockt das Blut in den Adern“ sind nicht nur poetische Redewendungen – sie haben eine wissenschaftliche Grundlage. Neueste Forschungen belegen, dass unser Körper auf intensive Angst- und Gruselmomente mit messbaren Veränderungen reagiert. Besonders bemerkenswert: Der Blutgerinnungsfaktor VIII steigt beim Gruseln signifikant an.

Wissenschaftliche Untersuchungen zum Grusel-Phänomen

Eine Studie der Universität Leiden ließ 24 Probanden entweder einen Horrorfilm oder eine neutrale Dokumentation anschauen. Vor und nach dem Film wurden Blutproben genommen. Das Ergebnis: Bei den Horrorfilm-Zuschauern war der Gerinnungsfaktor VIII erhöht, ein Protein, das entscheidend für die Blutgerinnung ist. Auch wenn dies das Blut nicht „stocken“ lässt, zeigt es, dass selbst fiktive Angst das Blut und den Körper beeinflusst.

Grusel: Belastung für Körper und Geist

Das Ansehen von Horrorfilmen löst körperliche Stressreaktionen aus: beschleunigter Herzschlag, kältere Hände, Muskelverspannungen und hormonelle Veränderungen. Die Durchblutung wird reduziert, und die Magen-Darm-Aktivität verlangsamt sich. Diese Reaktionen sind kurzfristig unproblematisch, können jedoch bei empfindlichen Personen Risiken bergen, etwa Herz-Kreislauf-Belastungen.

Was das für uns bedeutet

Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen realer und fiktiver Angst. Ob Horrorfilm, Albtraum oder reale Gefahr – die körperlichen Reaktionen bleiben gleich. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie eng Psyche und Körper verknüpft sind und wie wichtig es ist, bewusst mit angstauslösenden Reizen umzugehen.


Angst, Panik, Horror verändern unser Blut, das birgt auch Gefahren!

Video: So fanden die Forscher heraus, wie Horrorfilme unser Blut verändern
Video zum Thema, Dauer 7:06 Minuten (Englisch)


Für Thromboserisiken ist das Ergebnis „durchaus klinisch relevant“!
Wie die Analysen ergaben, stieg nach dem Anschauen des Horrorfilms die Menge des Blutgerinnungsfaktors VIII bei den Probanden im Mittel um 11,1 Einheiten pro Deziliter. "Das könnte durchaus klinisch relevant sein", so Nemeth und seine Kollegen. "Denn jeder Anstieg um zehn Einheiten pro Deziliter erhöht das Risiko für eine Thrombose um 17 Prozent."

Andere an der Blutgerinnung beteiligte Zellen und Moleküle blieben trotz intensiven Gruselns unverändert. "Das deutet darauf hin, dass die Gerinnungskaskade zwar von der akuten Angst beeinflusst wurde, dies aber nicht zum akuten Stocken des Blutes durch die Bildung von Thrombin und Fibrin führt", erklären die Forscher weiter. Angst vor einer Aderverstopfung als Nachwirkung eines Horrorfilms muss man daher wohl nicht haben.

Anm.: Ein dickeres Blut kann in Verbindung mit den zusammengezogenen / verengten Blutgefäßen für ein erkranktes Herz- Kreislaufsystem schon problematisch werden. Auch wer sonst schon unter einem zu dicken Blut leidet, muss es durch Horrorfilme bzw. brutale Krimis nicht noch weiter verdicken.

Vorbeugen, eine biologisch sinnvolle Reaktion
Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dies dafür, dass die Umschreibungen eines vor Angst stockenden Blutes durchaus eine reale Basis haben: "Der seit Jahrhunderten in der Literatur erwähnte Begriff 'bloodcurdling' ist gerechtfertigt", so Nemeth und seine Kollegen.

Biologisch gesehen, ist diese Reaktion des Körpers sogar recht gut erklärbar. 
Angst vor Gefahr bedeutete bei unseren Vorfahren meist, dass ein Kampf bevorstand – gegen einen Feind oder ein Raubtier. Schüttet der Körper dabei schon mal prophylaktisch den Gerinnungsfaktoren VIII aus, kann dies dazu beitragen, das Blut bei Verletzungen schneller stocken zu lassen, die Wunde so schneller zu schließen und ein möglicher Blutverlust wird dadurch verringern.


Bildquellen: Pixabay/ British Medical Journal, Youtube
Link dazu: http://www.bmj.com/content/351/bmj.h6367
PDF dazu: http://www.bmj.com/content/bmj/351/bmj.h6367.full.pdf