Forscher stellen fest: Die Evolution des Menschen ist alles andere als abgeschlossen! Wie eine neue Studie zum Erbgut von über 200.000 Menschen zeigt, filtert sie gerade negative Anlagen aus – etwa für Alzheimer und Tabaksucht.
Es seien zwar nur schwache Beweise, die sie gefunden haben, sagt der Koautor der Studie Joseph Pickrell von der Columbia University in New York. „Aber sie zeigen, dass es natürliche Selektion in modernen menschlichen Bevölkerungen gibt.“
Alzheimer, Herzprobleme, Asthma, Übergewicht und Nikotinabhängigkeit ...
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Das Team um Pickrell untersuchte, wie stark bestimmte Genvarianten in verschiedenen Altersgruppen verbreitet sind, und stellte diese in Zusammenhang mit der Lebensdauer der Betroffenen. Zwei Anlagen stachen dabei heraus: jene für Alzheimer und jene für schwere Tabaksucht. Über 70 Jahre alte Frauen hatten deutlich seltener eine Genvariante, die als Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer gilt („AopE4“). Bei Männern mittleren Alters wiederum kam eine Genvariante seltener vor, die mit starker Nikotinabhängigkeit zusammenhängt („CHRNA3“). Ähnliches, aber in geringerem Ausmaß, zeigte sich auch bei Dispositionen zu Herzkrankheiten, Dickleibigkeit und Asthma.
Akte natürlicher Selektion
Für die Forscher sind das Akte der natürlichen Selektion: Die unvorteilhaften Anlagen werden – tendenziell – ausgelöscht, die Träger und Trägerinnen mit den „besseren“ Varianten leben länger und geben sie eher an die nächste Generation weiter. Entweder weil sie schlicht mehr Kinder haben oder weil sie sich als Opa oder Oma besser um ihre Enkelkinder kümmern können und damit deren Gesundheit festigen. Putzt die Evolution somit aus, was sich die Menschen mit ihrem Lebensstil einbrocken? So weit würden die Forscher nicht gehen. Denn Genetik ist nicht alles, ebenso wichtig ist die Umgebung – also etwa der konkrete Lebensstil. „Die Umgebung ändert sich ständig. Eine Eigenschaft, die in einer Bevölkerung heute ein längeres Leben verspricht, könnte bereits in einigen Generationen nicht mehr hilfreich sein – selbst in anderen modernen Gesellschaften“, sagt der Studienautor Hakhamanesh Mostafavi von der Columbia University.
Quelle: “Identifying genetic variants that affect viability in large cohorts", PLOS Biology, (Sep. 2017), ORF u.a.
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