Der Ursprung dieser Fehlannahme geht zurück auf das Jahr 1890, als der Schweizer Physiologe Gustav von Bunge den Eisengehalt von Spinat analysierte. Sein Ergebnis: 35 Milligramm Eisen auf 100 Gramm Spinat – ein Wert, der für Begeisterung bei Ernährungsratgebern sorgte und Spinat zum Must-have auf dem Teller erklärte.
Der Haken - Bunge hatte getrockneten Spinat untersucht. Und weil frischer Spinat zu rund 90 Prozent aus Wasser besteht, schrumpft der tatsächliche Eisengehalt auf nur 3,5 Milligramm pro 100 Gramm. Also gerade mal ein Zehntel des angeblichen Werts – eine feuchte Enttäuschung für Eisenfans.
Aber bevor Spinat endgültig von der grünen Liste gestrichen wird: Das Blattgemüse kann deutlich mehr, als bloß mit einem falschen Eisenwert glänzen. Neue Studien zeigen: Spinat wirkt wie ein Turbo-Booster fürs Gehirn.
Wissenschaftler des Rush University Medical Center in Chicago haben das Essverhalten und die geistige Leistungsfähigkeit von über 950 älteren Menschen über mehrere Jahre hinweg analysiert. Das Ergebnis ist beeindruckend: Wer regelmäßig Spinat, Grünkohl oder anderes grünblättriges Gemüse konsumiert, verfügt über deutlich bessere kognitive Fähigkeiten – und das bis ins hohe Alter.
Das Gehirn verjüngt sich – und zwar um elf Jahre
Laut den Forschern um Martha Clare Morris kann eine Ernährung mit regelmäßigem Spinatgenuss das Gehirn um durchschnittlich elf Jahre verjüngen. Elf Jahre! Das ist mehr als so mancher teure Nahrungsergänzungsmittelhersteller verspricht.
Alzheimer und Demenz – zwei Schreckgespenster des Alters – könnten durch die grüne Ernährung sogar hinausgezögert oder in ihrer Entwicklung gebremst werden. Präsentiert wurden die Ergebnisse auf der renommierten Experimental Biology Conference in Boston – nicht gerade ein Ort für Lifestyle-Mythen.
Die wahren Stars im Spinat sind nicht Eisenmoleküle, sondern ein ganzes Team an bioaktiven Pflanzenstoffen:
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Vitamin K: fördert die Durchblutung und schützt Nervenzellen
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Folsäure: entscheidend für die DNA-Reparatur und Zellneubildung
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Lutein und Beta-Carotin: starke Antioxidantien, die Entzündungen im Gehirn reduzieren können
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Nitrate: verbessern die Sauerstoffversorgung des Gehirns
Dieses Paket macht Spinat nicht nur zu einem kulinarischen Klassiker, sondern zu einer echten Neuro-Prophylaxe auf dem Teller.
Der Mythos vom Spinat als Eisenlieferant wurde wissenschaftlich widerlegt. Doch statt in die Gemüse-Rente zu gehen, feiert das grüne Blattgemüse ein Comeback als Hirnnahrung par excellence.
In einer Zeit, in der Demenzfälle weltweit steigen und geistige Fitness ein hohes Gut ist, könnte eine Portion Spinat zum Mittagessen mehr sein als eine Tradition – nämlich eine Investition in das eigene Denkvermögen.
Link: http://www.sciencedaily.com/releases/2015/03/150330112227.htm