Zwischen einem plötzlichen, tödlichen Herzinfarkt und der "biologischen Uhr" des Menschen gibt es eine Verbindung: Forscher fanden erstmals einen molekularen Zusammenhang zwischen Herzrhythmus-Störungen und dem Tag-Nacht-Rhythmus, wie aus einer im Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlichten Studie hervorgeht. Die meisten Fälle eines plötzlichen, tödlichen Herzinfarkts ereignen sich am Morgen, in einem geringeren Maße auch am Abend.
Diese Auffälligkeit bei den Herzrhythmus-Störungen hatte die Aufmerksamkeit der Forscher auf den 24-Stunden-Rhythmus des Menschen gelenkt, der auch mit dem Einfluss des Lichtes in Verbindung steht. Die "innere Uhr" beeinflusst eine ganze Reihe von Faktoren beim Menschen, darunter die Hormonausschüttung, den Stoffwechsel, den Blutdruck, Blutgerinnung und den Schlaf-Wach-Rhythmus. ...
Nun fanden Forscher um Mukesh Jain von der US-Universität Case Western Reserve in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio heraus, dass ein Übertragungsfaktor namens Klf15 bei der Kontrolle der elektrischen Stabilität des Herzens eine Rolle spielt. Denn die Herzschläge werden von einem natürlichen elektrischen Stimulator im Herzen ausgelöst. Der Faktor Klf15 kontrolliert mittels eines Proteins den Zufluss von Kalium in die Muskelzellen des Herzens. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass Klf15 den 24-Stunden-Rhythmus kontrolliert und bei manchen Patienten mit Fehlfunktionen des Herzens fehlt.
Untersuchung
Für ihre Untersuchung züchteten die Wissenschafter genetisch veränderte Mäuse: Bei einer Gruppe fehlte der Faktor Klf15 ganz, die andere hatte zu viel Klf15 im Körper. In beiden Fällen hatten die Nager ein erhöhtes Risiko, an Herzrhythmus-Störungen zu sterben. Dies zeige erstmals einen molekularen Zusammenhang zwischen Herzrhythmus-Störungen und der "biologischen Uhr". Nun müsse noch nachgewiesen werden, dass dies auch beim Menschen für den plötzlichen Tod durch Herzrhythmus-Störungen eine Rolle spielt.
Hintergründe:
Die "innere Uhr" oder: Jede Krankheit hat "ihre bevorzugte Zeit"
Die meisten Lebensfunktionen des Menschen sind durch einen rhythmischen Verlauf gekennzeichnet.
Das Sonnenlicht (leider auch Kunstlicht) spielt für den Schlaf/Wach-Rhythmus eine wichtige Rolle. Bei Dunkelheit enthält das Blut in besonders hoher Konzentration das "Schlafhormon" Melatonin. Die "innere Uhr" sorgt dafür, dass zwischen zwei und drei Uhr nachts die Leistungsfähigkeit auf ihrem Tiefpunkt ist und der Organismus sich erholen kann.
Sobald die Augen das Tageslicht wahrnehmen, versiegt die Produktion des Schlafhormons.
Der Melatoninspiegel im Blut sinkt, wir wachen auf. Auf diese Weise beeinflusst die Natur unsere "innere Uhr". Menschen, die gegen ihre "innere Uhr" leben, wie etwa Schichtarbeiter, reagieren häufig mit Schlaf-, Herz- und Kreislaufstörungen. Eine andauernde Müdigkeit am Tage ist die Folge der permanenten "Zeitverschiebung".
Viele Krankheiten werden durch den Tag/Nacht-Rhythmus beeinflusst – eine der Bekanntesten ist nächtliches Asthma. Vor allem unterliegen jedoch Herz-Kreislauf-Erkrankungen einem zirkadianen Rhythmus. So treten Angina pectoris, Herzinfarkt, Störungen der Herzschlagfolge und Schlaganfall am häufigsten frühmorgens nach dem Aufwachen auf.
Man weiß heute, dass die erhöhte körperliche und geistige Aktivität nach dem Aufwachen die Ausschüttung leistungssteigender Stoffe wie Adrenalin in den Kreislauf verursacht, wodurch der Herzmuskel verstärkt belastet wird. Gleichzeitig sind die Mechanismen der Blutgerinnung aktiver, was das Thromboserisiko in den Herzkranzgefäßen und in den Gehirn versorgenden Gefäßen erhöht.
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