Mittwoch, 5. Oktober 2011

Herpes im Gehirn - Neue Forschung

Herpes-Viren sind vor allem im Gesicht und Genitalbereich bekannt und gefürchtet. 

Die Krankmacher (Herpes) können sogar bis ins Gehirn gelangen, stellen Forscher durch die Untersuchung an Toten nun fest. Sie finden ihren Weg über die Nase und könnten für Hirnhautentzündungen oder Epilepsien verantwortlich sein.


Bestimmte Herpesviren gelangen möglicherweise durch die Nase ins Gehirn. US-Forscher wiesen die Humanen Herpesviren vom Typ 6 (HHV-6) in der menschlichen Nasenhöhle nach und zeigten, dass sie sich dort in bestimmten Zellen aktiv vermehren können. Vermutlich nutzten die Viren diese Zellen als Transportschleuse, um über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn zu dringen, schreiben die Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. ...
Zahlreiche Viren spielen bei der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson eine Rolle. Das Humane Herpesvirus-6 etwa wird mit der Entwicklung von Hirnhautentzündungen, Multipler Sklerose (MS) oder einer bestimmten Epilepsieform in Verbindung gebracht. Wie die HHV-6-Viren aber bis ins zentrale Nervensystem eindringen, ist bisher unbekannt. Die Forscher um Erin Harberts vom National Institute of Neurological Disorders and Stroke (Bethesda/US-Staat Maryland) prüften nun die Annahme, dass es - wie einige andere sogenannte neurotrope Viren auch - durch die Nase ins Gehirn gelangt.

Untersuchung an Toten
Sie zeigten zunächst durch Untersuchungen an Toten, dass das Virus zwar im gesamten Gehirn vorkommen kann, vor allem aber im Riechzentrum zu finden ist. Als nächstes wiesen sie HHV-6 in der Nasenschleimhaut von Gesunden und MS-Patienten nach, sowie bei Menschen, die keinen Geruchssinn besitzen. In mehr als 40 Prozent der Proben fanden sie das Virus in der Nase, einen Zusammenhang mit der Erkrankung der Versuchspersonen gab es jedoch nicht.

Schließlich zeigten die Forscher noch, dass sich HHV-6 in Kulturen mit einem bestimmten Zelltyp der Nasenhöhle vermehren lässt. Die so genannten olfaktorischen Hüllzellen (olfactory ensheathing cells, OECs) fördern das Wachstum neuer olfaktorischer Neuronen. Sie umschließen deren Axone und geleiten sie von der Nasenhöhle ins Gehirn. Die Forscher vermuten deshalb, dass die Herpesviren die OECs nutzen, um ins Gehirn zu gelangen.

Quelle: Proceedings (US-Akademie der Wissenschaften)