Montag, 31. Oktober 2011

Sonnenstürme und Magnetfeldbeben

Psychische und physische Reaktionen
Ein bisher unbekanntes Naturphänomen haben Forscher aufgespürt: Heftige Sonnenstürme lassen das Erdmagnetfeld erbeben. Die Kompassnadeln vibrieren, sie zeigen dadurch nicht zuverlässig nach Norden und es leuchten im Norden mehr Polarlichter.



Starke Sonnenstürme lösen Weltraumbeben aus. Bei besonders starken Sonnenstürmen ist (danach) ein gigantisches Beben im Gang. Doch dann wackelt nicht der Erdboden - sondern es vibriert das Magnetfeld der Erde. (Wolfgang Baumjohann von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)).

Mai 2010: Erstmals überhaupt berichten Wissenschaftler von Messungen dieses geheimnisvollen Naturphänomens. "Wir versuchen, den Begriff Weltraumbeben nun zu etablieren", sagt Karl-Heinz Glaßmeier von der Technischen Universität Braunschweig auf der Jahrestagung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien.

Doch nicht nur das Zittern der Kompassnadel verrät ein solches Ereignis, sondern auch die Polarlichter geben einen direkten Hinweis: Die elektrischen Entladungen (von der Sonne kommend) lassen den Himmel leuchten, manchmal bis weit nach Süden. Hin und wieder wurden Polarlichter sogar in Mitteleuropa gesehen (und dokumentiert).

Mit fünf Satelliten der NASA, die seit 2007 das Erdmagnetfeld vermessen, kamen die Forscher dem Phänomen auf die Spur. Aufgereiht wie an einer Schnur, senkrecht von der Erde ins All, schweben die Sateliten des "Themis"-Projekts. Sie haben auch die kosmischen Erschütterungen des Magnetfelds registriert. Das bislang (Mai 2010) schwerste Weltraumbeben, -seit wir diese beobachten können- ereignete sich den Satellitenmessungen zufolge am 7. April 2010. Kleinere Beben des Erdmagnetfeldes gebe es hingegen "fast stündlich". Wissenschaftliche Vorhersagen der NASA deuten darauf hin, dass wir 2012 / 2013 mit viel stärkeren Magnetfeldbeben zu rechnen haben. Diese Erschütterungen und Vibrationen des Erdmagnetfeldes werden dann auch deutliche Reaktionen im menschlichen Nervensystem und Gehirn auslösen. 


Da im menschlichen Gehirn Magnetit-Kristalle, kleine magnetische Kristalle, gefunden wurden (Magnetit = Magneteisenstein) kann nun auch erklärt werden, warum die Störungen des Erdmagnetfeldes einen deutlichen Einfluss auf die menschliche Psyche und den aktuellen Gesundheitszustand haben. 


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Die Entdeckung dieser Magnetfeldbeben hat die Teilnehmer der Wiener Tagung überrascht: "Das ist für uns alle neu", staunt Kalevi Mursula von der Universität Oulu in Finnland, ein Experte für Sonnenwind.

Das Beben im Magnetfeld beginnt mit einem Sonnensturm: Immer wieder schleudert das Zentralgestirn Fackeln von elektrisch geladenen Teilchen ins All. Solche Sonnenstürme sind recht gut erforscht: Mit mehr als tausend Kilometern pro Sekunde, rasen diese auf die Erde zu.

Trifft der energetisch - magnetische Strom dann auf das Magnetfeld der Erde, wird er um den Planeten herumgeleitet. Die gigantischen Mengen an Energie gelangen dabei auf die Nachtseite der Erde, wo sich das Magnetfeld entsprechend auflädt. Der Sonnenwind bläst die Magnetfeldlinien nach hinten, bis sie flattern, wie eine Fahne im Wind. "Die Feldlinien werden mit Energie aufgeladen und dabei wie ein Gummiband" gespannt, erläutert Evgeny Panov von der ÖAW.

Irgendwann ist der Energieüberschuss zu groß und es bebt: Rund 60.000 Kilometer über der Erde entladen sich die Magnetfeldlinien mit einem Schlag. Ein Plasma-Jet - eine Plasmabomben Explosion geladener Teilchen - wird freigesetzt. Erst das innere Magnetfeld der Erde bremst diese in etwa 30.000 Kilometern Höhe - und bebt bei dem Aufprall wie ein Trampolin. Das zeigen ganz klar die Satellitenmessungen der Forscher: Die Feldlinien schwingen dabei mehr als Tausende Kilometer rauf und runter.

Die Plasmabombe wird dabei immer wieder zurück ins All geschleudert: Zunächst mit etwa tausend Kilometern pro Stunde, dann mit halber Geschwindigkeit, dann mit 360 km/h. Die Messkurve ähnelt dem Seismogramm von Erdbeben, sagen die Forscher. "Das hat uns überrascht." Auch die freigesetzte Energie beider Naturphänomene sei vergleichbar, erklärt Rumi Nakamura von der ÖAW. Indes: "Ein Weltraumbeben erstreckt sich über ein viel größeres Gebiet, die Energie verteilt sich entsprechend."

Mittlerweile können die Sonnen-Forscher starke Sonnenstürme meist vorhersagen. Das ist zum Beispiel für die Fernkommunikation und den Flugverkehr eine gute Nachricht, da Sonnenstürme Satelliten und auch Flugzeuge in Mitleidenschaft ziehen können.

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Eine Prognose der Weltraumbeben scheint bislang aber unmöglich. Wann der kritische Moment erreicht ist, lässt sich nicht vorhersagen", sagt Nakamura. Immerhin könnten empfindliche Kompasse das Ereignis aufspüren, sagt der Braunschweiger Experte Glaßmeier: Bei einem Weltraumbeben zitterten sie. Außerdem erleben Bewohner hoher Breiten - etwa in Alaska oder in Skandinavien - dann ein besonderes Naturschauspiel: Weltraumbeben lassen Polarlichter am Himmel leuchten.

Quelle: Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Europäische Geowissenschaftliche Union (EGU). Weitere Quellverweise unter www.eterna.sl