Auch Mäuse mit gestörter innerer Uhr fressen mehr
Diesen Zusammenhang haben US-Forscher jetzt in einer Studie mit Mäusen entdeckt, die nachts entweder die gewohnte Dunkelheit um sich hatten oder einen schwachen Lichtschein. Es sei daher möglicherweise kein Zufall, dass die Übergewichtsraten und der Grad der nächtlichen Lichtverschmutzung in den Industrieländern während der vergangenen Jahre parallel angestiegen sind.
Der Energiehaushalt des Körpers wird unter anderem von der inneren Uhr gesteuert, deren Kommandozentrale in einer Hirnregion namens Suprachiasmatischer Nukleus, kurz SCN, beheimatet ist. Dieses Kontrollzentrum stimmt seine Aktivitäten direkt auf das Lichtniveau der Umgebung ab, da es an die lichtsensitiven Zellen des Auges gekoppelt ist. Von ihm abhängig arbeitet der Stoffwechsel, der für den Energiegewinn und -verbrauch zuständig ist, ebenfalls im Tag-und-Nacht-Rhythmus. Die Folgen einer Störung dieses Programms können erheblich sein, wie das Beispiel von Schichtarbeitern zeigt: Das Risiko für Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, ebenso die Gefahr, Übergewicht zu entwickeln.
Vor allem die Gründe für letzteres interessierten Laura Fonken von der Ohio State University in Columbus und ihre Kollegen. Sie verglichen mit Blick auf diesem Aspekt zwei Gruppen von Mäusen miteinander: eine, die in einem normalen Tag-Nacht-Rhythmus mit 16 Stunden Licht und 8 Stunden Dunkelheit lebte, und eine, die nachts statt in der Dunkelheit in Dämmerlicht gehalten wurde. Acht Wochen lang zeichneten die Forscher die Aktivität der Tiere, ihre Kalorienaufnahme und ihr Körpergewicht auf. Mit deutlichem Ergebnis: Die Dämmerlicht-Mäuse nahmen rund die Hälfte an Körpergewicht mehr zu als ihre Artgenossen. Zudem konnten sie ihren Blutzuckerspiegel nicht mehr so gut regulieren, was als Vorstufe von Diabetes gilt.
Überraschenderweise fraßen die dickeren Tiere jedoch nicht mehr und bewegten sich auch nicht weniger als die schlankeren. Der einzige Unterschied fand sich im Timing des Fressens: Die übergewichtigen Mäuse hatten deutlich mehr Futter während der Ruhezeiten zu sich genommen als die schlanken. Das schien tatsächlich der ausschlaggebende Faktor zu sein: Als die Forscher den Futterzugang in einem weiteren Experiment auf die Wachphasen begrenzten, verschwand der Effekt. Schon schwaches Licht stört demnach den normalen Rhythmus der inneren Uhr und animiert die Tiere, zu den – für den Stoffwechsel – falschen Zeiten zu fressen. Zwar könne man die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen, betonen die Forscher. Sie vermuten jedoch, dass es hier einen ähnlichen Zusammenhang gibt – schließlich passe die Erklärung zu vielen in früheren Studien gezeigten Effekten.
Also Vorsicht beim späten essen!
Quelle: Laura Fonken (Ohio State University, Columbus) et al.: PNAS (http://www.pnas.org/) , doi:10.1073/pnas.1008734107