Montag, 30. Januar 2012

Autisten überblicken kleine Bereiche (Areale)

Manche Autisten können mit einem Blick schlagartig erfassen, welche und wie viele Gegenstände vor ihnen liegen. Das Phänomen ist vielen Menschen bekannt (hat man schon in Filmen gesehen) und gehört zu den Inselbegabungen von Autisten, sogenannte Savants. Bei einer gezielten Suche in größeren Räumen schneiden autistische Kinder hingegen eher schlechter ab als normal entwickelte Altersgenossen. Das berichtet ein Team um die Forscherin Elizabeth Pellicano vom Institute of Education in London. Die Studie wird in den "Proceedings” der US-Akademie der Wissenschaften vorgestellt. Die Redaktion des Journals fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: "Autistische Kinder schlagen andere bei Suchaufgaben auf einem kleinen Areal, etwa dabei, einen Apfel auf einem Teller mit anderen Gegenständen zu finden. Sie sind aber weniger effizient bei größer angelegten Suchen, etwa der nach einem Apfel im Supermarkt." Sie können sich stark auf etwas fokussieren.

Autisten suchen nicht systematisch
Pellicano und ihren Kollegen konstruierten einen Raum, in dessen Boden Schalter mit grünlich leuchtenden Lämpchen gleichmäßig verteilt eingelassen sind. Diese repräsentieren mögliche Fundorte für einen gesuchten Gegenstand. Die Schalter lassen sich programmieren: Verbirgt sich hinter ihnen eine "Beute" und werden sie gedrückt, dann wechseln sie ihre Farbe nach Rot. In den Experimenten programmierten die Forscher die Schalter so, dass sich 80 Prozent der "Beute" auf einer Seite des Raumes befand.

Als Probanden dienten 20 autistische und 20 normal entwickelte Kinder. Sie sollten in den 16 im Boden verteilten Lampen so schnell wie möglich alle "Beutestücke” ausfindig machen. Dabei schnitten die Autisten schlechter ab. Die anderen Kinder erkannten besser als sie, dass es ein Übergewicht auf einer Seite des Raumes gab, und drückten dort häufiger. Die Suche der Autisten verlief weniger systematisch. Autistische Kinder haben in dieser Hinsicht keine erweiterte, sondern eine eingeschränkte Kognition, folgern die Wissenschaftler.

Hintergründe zu Autismus
In den letzten Jahren steigen die Zahlen von diagnostiziertem Autismus dramatisch an.

  • In einer Studie / Untersuchung konnte jedoch bewiesen werden, dass das Autismusrisiko beim Kind steigt, je älter die Mutter des Kindes bei der Geburt ist.
  • Autismus ist eine (derzeit noch) unheilbare Entwicklungsstörung, deren Ursachen nicht abschließend geklärt sind.
  • Bedeutende Rollen beim Entstehen von Autismus spielen Erbfaktoren und biologische Einflüsse wie Hormone oder Infektionskrankheiten.
  • Autismus ist angeboren. Er wird als eine Wahrnehmung- und Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn beschrieben.
  • Menschen mit Autismus isolieren sich selbst von ihrer sozialen Umwelt.
  • Das Asperger-Syndrom ist eine leichtere Form des Autismus. Es wird oftmals erst nach dem dritten Lebensjahr diagnostiziert.
  • Menschen mit dem Asperger-Syndrom leben oft als introvertierte Eigenbrötler sehr zurückgezogen. Mit zwischenmenschlichen Aktionen können sie trotz in der Regel gut entwickelter Sprachkompetenz nicht viel anfangen.
  • Bei Kindern mit Asperger-Syndrom werden häufig ausgeprägte Spezialinteressen und Inselbegabungen beobachtet.
  • Die Formen und Facetten des Autismus sind weitreichend, die Übergänge zwischen "Normalität" und Autismus oftmals fließend. Dennoch sind einige Merkmale bei einer Vielzahl von Autisten zu finden.
  • Kinder und Erwachsene mit Autismus können meist keinen direkten Blickkontakt zu ihrem Gegenüber aufnehmen oder über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten.
  • Mit Körperkontakt, Umarmungen oder Zärtlichkeiten können Autisten nichts (bzw. nicht viel) anfangen.
  • Autisten neigen zu stereotypen Verhaltensweisen. Bei Veränderungen oder Abweichungen reagieren sie mit Aufregung, Unsicherheit oder Zorn.
  • Die intellektuelle Begabung von Autisten reicht von schwerer geistiger Behinderung bis zur Hochbegabung.
  • Autisten mit einer Inselbegabung werden als Savants bezeichnet.
  • Mit modernen Aufnahmetechniken konnten Wissenschaftler 2005 beweisen, dass das autistische Gehirn im weitesten Sinne "männlich" ist.Das bedeutet: An den Hirnen von Autisten fällt die erhöhte fehlende Vernetzung von Frauen auf. Das entspricht einer Beobachtung bei Gehirnen von gesunden Männern, die zwar größer als jene von gesunden Frauen, zwischen den einzelnen Hirnabschnitten jedoch weniger vernetzt sind. Ebenso sind die Gehirnabschnitte, die bei Jungen in einem bestimmten Alter schneller wachsen als bei Mädchen, bei Autisten besonders ausgeprägt.Darüber hinaus haben viele Autisten ebenso wie viele Männer eine Vorliebe fürs Systematisieren. Mit Empathie und Emotionen, auf die Mädchen und Frauen besonderen Wert legen, können Autisten meistens nichts anfangen.
  • Forscher haben außerdem herausgefunden, dass sehr viele Autisten ein besonders gutes Sehvermögen haben. In einem Experiment haben die autistischen Probanden Details aus 20 Meter Entfernung gesehen, die gesunde Menschen erst aus einem Abstand von sechs Meter erkannt hatten.
  • Zwar ist Autismus (derzeit noch) nicht heilbar. Es gibt allerdings einige Therapiemöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und damit das Leben der Autisten selbst und ihrer Angehörigen zu erleichtern.
  • Viele autistische Kinder können gut Kontakt zu Tieren aufnehmen.
  • Mit professioneller Hilfe und der geeigneten Therapieform können autistische Kinder lernen, auf ihre ganz individuelle Art und Weise Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen.
  • Bei Autisten kommunizieren bestimmte Gehirnregionen anders miteinander als bei gesunden Menschen.
  • Autisten können die sozialen Codes wie Lächeln oder Weinen einfach nicht verarbeiten und dementsprechend auch nicht anwenden.
  • Autismus ist vor allem eine besondere Art, die Welt wahrzunehmen.
Weiterführendes ... 
LINK: http://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung
und http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gehirn/tid-12850/inselbegabung-genial-und-doch-geistig-behindert_aid_355173.html

(Savant Syndrom, Inselbegabung, Autisten)