Donnerstag, 5. Januar 2012

Mehr Hirnsubstanz durch Meditieren


Meditieren ist für das Gehirn, was Sport für die Muskulatur ist. 
Diesen Schluss legen die Resultate einer Gehirnmessung nahe, die amerikanische und deutsche Neurowissenschaftler durchgeführt haben. Bei jenen Teilnehmern, die seit Jahren regelmäßig meditierten, fanden sie in mehreren Gehirnregionen mehr graue Substanz.

Grafik: Eileen Luders, UCLA

Diese Regionen, unter anderem die Großhirnrinde über dem rechten Auge, seien an der Kontrolle von Emotionen beteiligt, erläutert Eileen Luders von der University of California in Los Angeles. Der Befund passe zu der Beobachtung, dass regelmäßig Meditierende sich durch Gelassenheit und emotionale Stabilität auszeichneten. “Die Unterschiede in der Gehirnanatomie könnten einen Ansatzpunkt zum Verständnis dieser bemerkenswerten Fähigkeiten liefern”, so die Forscherin.

Luders und Kollegen, darunter auch Christian Gaser vom Universitätsklinikum Jena, konnten 44 Personen für ihre Studie gewinnen. Die Hälfte davon praktizierte seit durchschnittlich 24 Jahren verschiedene Formen der Meditation. Mit einem hochauflösenden Kernspintomografen vermaßen die Forscher die Gehirne der Teilnehmer und nutzten dann verschiedene Methoden, um einzelne Regionen in den erhaltenen Modellen zu umreißen.

Die statistische Analyse der Daten ergab, dass die Meditierenden deutlich mehr graue Substanz im rechten orbitofrontalen Kortex (Teil der sog. Superregion)  aufwiesen. Zudem war der rechte Hippocampus in dieser Teilnehmergruppe klar größer, berichten die Forscher im Fachblatt “Neuroimage”.

Auch in zwei weiteren Gehirnregionen besaßen die Meditierenden mehr graue Substanz, dieser Unterschied war allerdings weniger ausgeprägt. Umgekehrt ließ sich für die Kontrollgruppe in keiner Region ein Mehr an grauer Substanz bzw. Volumen feststellen.
Grundsätzlich könnten die Unterschiede in der Gehirnstruktur natürlich auch angeboren sein und dadurch überhaupt erst die Neigung zum Meditieren beeinflusst haben, so Luders weiter, das ist aber eher unwahrscheinlich. Angesichts der erwiesenen Plastizität des Gehirns halte sie diese Erklärung jedoch für wenig plausibel.

Quelle: Forschung - Eileen Luders, Arthur W. Toga und Natasha Lepore, Laboratory of Neuro Imaging http://www.loni.ucla.edu/, Department of Neurology, University of California, Los Angeles; Christian Gaser, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Jena http://dbm.neuro.uni-jena.de/; Veröffentlichung Neuroimage, Vol. 45(3), pp 672-8, DOI 10.1016/j.neuroimage.2008.12.061