Mittwoch, 1. Februar 2012

Geister sehen auf Knopfdruck


US-Hirnforscher erzeugen bei einer Epilepsie-Patientin durch elektrische Impulse die Illusion einer schattenhaften Gestalt.
Elektrische Stimulationen des Gehirns können das Trugbild einer schattenhaften Person erzeugen, die die eigenen Körperbewegungen nachahmt. Diesen Effekt haben Neurologen aus der Schweiz und den USA bei einer Epilepsie-Patientin ausgelöst. Ähnliche Illusionen treten auch öfter bei Menschen mit psychischen Störungen wie Schizophrenie auf. Die künstliche Erzeugung solcher Halluzinationen könnte helfen, Hirnfunktionen besser zu verstehen, die bei diesen Erkrankungen zu Trugbildern führen, sagen die Forscher. 

Die Mediziner entdeckten den Effekt bei einer Patientin, die wegen ihrer Epilepsie-Erkrankung behandelt wurde. Psychische Auffälligkeiten hatte die 22-jährige Frau zuvor nicht gezeigt. Ihr wurden Elektroden ins Gehirn eingepflanzt, um im Vorfeld einer möglichen Hirnoperation bestimmte Regionen elektrisch anregen zu können. Die Illusionen lösten die Forscher aus, als sie eine bestimmtes Hirnareal (im Bereich der linken Gehirnhälfte, linker temporoparietal  - Bereich ) anregten. Von dieser Region ist bekannt, dass sie am Körpergefühl und der Wahrnehmung anderer Personen beteiligt ist.

Während der Stimulation in stehender Position nahm die Frau eine imaginäre Person wahr, die hinter ihr stand. Die schattenhafte Gestalt nahm nach ihren Angaben die gleiche Körperhaltung wie sie selbst ein, ohne dass sie jedoch das Gefühl hatte, es handle sich um eine Spiegelung ihres eigenen Körpers. Als die Probandin gebeten wurde, in sitzender Stellung ihre Knie zu umarmen, berichtete sie von der unangenehmen Illusion, die schattenhafte Person umarme sie.

Den Wissenschaftlern zufolge könnten die Beobachtungen auch mit psychischen Effekten wie Angstzuständen, Verfolgungswahn und Gefühlen der Fremdkontrolle zusammenhängen. Ihre Ergebnisse könnten Informationen liefern, um die Hintergründe dieser Erscheinungen besser zu verstehen.
Quelle: Shahar Arzy (École Polytechnique Fédérale, Lausanne) 
et al.: Nature http://www.nature.com/nature/index.html, Bd.443,S.287;
LINK: http://www.nature.com/nature/journal/v443/n7109/full/443287a.html