Samstag, 14. April 2012

Placeboeffekt besser in der Luxusvariante


Der Medikamentenpreis beeinflusst, wie gut die Scheinmedikamente wirken

Placebo / Scheinmedikament
Ein teures Scheinmedikament wirkt besser als ein billiges. Damit hat neben dem Aussehen einer Tablette auch ihr Preis einen Einfluss auf die Stärke des Placeboeffektes, haben amerikanische Verhaltensforscher um Dan Ariely von der Duke-Universität in Durham herausgefunden. Sie gaben Versuchspersonen angebliche Schmerzmedikamente, jedoch ohne jeden Wirkstoff. Allein die Erwartung, dass die teure Medikamentenvariante auch ihr Geld wert sei und besser wirke, erhöhte den schmerzstillenden Effekt des Scheinmedikaments. Neben dem eigentlichen medizinischen Wirkstoff haben demzufolge auch die subjektiven Erwartungen und sogar die Preisinformation einen Einfluss auf den Therapieerfolg.

Die Forscher rekrutierten 82 Versuchspersonen, denen sie die Handgelenke mit leichten Elektroschocks reizten. Sie versprachen ihnen ein Schmerzmedikament, das in Wirklichkeit eine wirkstofffreie Tablette war. Der Hälfte der Probanden wurde mit Hilfe einer Broschüre über dieses angeblich neu entwickelte Schmerzmedikament ein Preis von 2,50 Dollar pro Tablette vorgegaukelt. Die andere Hälfte erhielt mit der Broschüre eine Preisinformation von 10 Cent pro Stück. Von den Probanden, die das teure Scheinmedikament erhielten, berichteten 81 Prozent über einer Schmerzlinderung. Beim Billigprodukt waren dies nur 61 Prozent der Testpersonen.

Der Preis eines Medikamentes kann daher zusammen mit den damit verbundenen Erwartungen und Hoffungen des Patienten die Therapie beeinflussen, stellen die Forscher fest. Er kann damit genauso einen Placeboeffekt hervorrufen wie beispielsweise die Farbe, die Größe oder der Geschmack einer Pille. Aber auch das bloße Anpreisen eines Medikaments durch den Arzt kann bei Patienten eine positive Wirkung erzielen. Mediziner und Pharmahersteller müssten sich daher überlegen, wie sie billige Medikamente an die Patienten bringen, ohne dass diese denken, es seien Produkte mit geringerer Wirksamkeit, so das Fazit der Forscher.
Quelle: Dan Ariely (Duke-Universität, Durham), Mitteilung der Duke-Universität (http://www.dur.ac.uk/news/)