Wer Schmerzen hat, bekommt oft Zuwendung und Trost. Das ist normalerweise auch gut so. Für Patienten mit chronischen Schmerzen jedoch kann der Trost auch das Leiden verlängern oder verschlimmern. Psychologen haben jetzt festgestellt, daß liebevoll gemeinter Trost dem Kranken auf Dauer schadet, weil der die Schmerzempfindung unbewusst immer stärker mit einer Extraportion Streicheleinheiten verbindet.
Elektrische Gehirnaktivität |
Für die Testreihen wurden die Probanden in drei Gruppen unterteilt: Die erste Gruppe bestand aus Patienten, deren Partner den Schmerz des anderen nicht beachteten, die zweite Gruppe bestand aus Schmerzpatienten, deren Partner stets mit Zuwendung reagierten, und in der dritten Gruppe - der Kontrollgruppe - waren beide Partner gesund.
Insgesamt zeigte sich, daß die elektrische Gesamtaktivität des Gehirns bei allen Schmerzpatienten größer war, wenn der Partner anwesend war. Kranke mit sehr zuwendungsbereiten Partnern wiesen jedoch, auch wenn sie während des Tests allein im Raum waren, deutlich höhere Spannungsunterschiede im Gehirn auf als Kranke mit einem Partner, der kaum auf die Schmerzäußerung eingeht. "Wenn der schmerzbelohnende Partner mit im Raum war, schnellte die Kurve sogar noch stärker in die Höhe," berichtet Herta Flor. Die Schmerzschwelle von bemitleideten und getrösteten Schmerzpatienten ist also deutlich niedriger. Darum leiden diese Patienten auch mehr und auch länger. Eine Therapie sollte darum auch versuchen, den Schmerz durch Entspannungstechniken und Atemübungen selbst zu reduzieren. Es soll also nicht das Schmerzgedächtnis trainiert werden, sondern das Entspannungsgedächtnis.
Quelle: Herta Flo, Nils Birbaumer und ihrem Team und Berliner -Zeitung