Sonntag, 12. August 2012

Italiener bringen Milliarden außer Landes - Steigerung um 78 Prozent

FINANZKRISE SPITZT SICH WEITER UNBEMERKT ZU
Siehe dazu auch >>> Heißer September 2012, Europa steht vor einer Finanzkatastrophe

Im finanziell gebeutelten Italien nimmt die Kapitalflucht immer weiter zu. Immer höhere Beträge werden von italienischen Bank-Konten abgezogen, um im "sichereren Ausland" geparkt zu werden. Seit Anfang 2012 beschlagnahmte die Steuerpolizei schon 41 Millionen Euro, das sind 78 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2011. (Das ist nur der Anteil der Gelder die entdeckt wurden, das ist aber NUR die Spitze des Eisberges!)

So wurde die Frequenz der Kontrollen an Grenzübergängen, auf Flughäfen sowie auf Häfen zuletzt drastisch verstärkt. Doch nicht nur Bargeld und Wertpapiere wurden im Zuge dessen an den Staatsgrenzen konfisziert, sondern durchaus Wertanlagen aller Art: Nach Angaben der Steuerpolizei fielen dem italienischen Zoll auch Edelmetalle, vor allem Gold und Silber, in die Hände.

Enorme Bargeldbeträge, kiloweise Gold
Die „Kapitalschmuggler“ geben sich mittlerweile auch nicht mehr mit unbedeutenden Beträgen zufrieden: Bei Kontrollen auf dem römischen Flughafen Fiumicino entdeckte die Polizei eine chinesische Unternehmerin, die in ihrem Koffer fast 100.000 Euro versteckt hatte. Ein weiterer Chinese hatte in einer Zigarettenstange in seinem Koffer insgesamt 200.000 Euro untergebracht. Ein Italiener mit geschäftlichen Beziehungen zu Äthiopien trug in seinem Koffer 122.000 Euro.

Auch wird zunehmend versucht, große Edelmetallmengen ins Ausland zu transportieren.
Am italienisch-schweizerischen Grenzübergang von Ponte Chiasso wurde ein Italiener erwischt, der unter dem Sitz seines Autos 50 Kilogramm Gold versteckt hatte. Auf dem Mailänder Flughafen Malpensa wurden Spürhunde eingesetzt, die verstecktes Geld finden können.

Schweiz für viele Italiener sicherer Hafen
Nach Angaben der italienischen Notenbank sind 300 Milliarden Euro in den letzten zweieinhalb Jahren von Italien ins Ausland geströmt. Ein Großteil der 66 Milliarden Euro, die mit einer großen Steueramnestie 2009 nach Italien zurückgekehrt waren, sind längst wieder im Ausland, behaupten Finanzexperten. Die Ungewissheit der Zukunft Italiens, das Schreckgespenst einer Rückkehr zur Lira und der Einführung einer Reichensteuer, die das Vermögen der Wohlhabenden belasten könnte, treibe immer mehr Italiener in die Schweiz.

Steuerabkommen: Verhandlungen auf Hochtouren
Inzwischen drücken Italien und die Schweiz auf das Gaspedal, um bei den Verhandlungen um ein Steuerabkommen zwischen den beiden Nachbarländern zu einer Einigung zu gelangen. Bilaterale Arbeitsgruppen verhandeln auf Hochtouren.

Ziel ist, dass das Abkommen bis November unterzeichnet wird, berichteten italienische Medien. 
Damit will das Kabinett in Rom das von Italienern illegal in die Schweiz geführte Kapital besteuern. Der italienische Premier Mario Monti hatte bereits beim Verhandlungsstart im Juni die italienische Problematik hervorgehoben. Gegen die Steuerhinterziehung sei in Italien ein Kulturwandel notwendig, sagte Monti damals. „Italien hat in den letzten Zeiten seine Bemühungen im Kampf gegen die Steuerhinterziehung verdoppelt“, so Monti.

Im Zuge dessen betonte er die Wichtigkeit eines positiven Abschlusses der Verhandlungen: „Italien und die Schweiz haben die Bekämpfung der Steuerhinterziehung als gemeinsames Ziel“, so Monti. Wie im Fall Deutschlands und Österreichs sollen die auf Konten in der Schweiz gehorteten Schwarzgelder voraussichtlich einmalig pauschal besteuert werden.

Auch Griechenland betroffen
Doch auch in anderen Krisenländern wird (schon länger) versucht, Geld außer Landes zu schaffen: So heben etwa auch die Griechen weiter große Mengen Geld von den Banken des Landes ab. Die Einlagen des Privatsektors verringerten sich nach Angaben der EZB im Juni um fast fünf Prozent. Ebenso stark waren sie im Mai zurückgegangen. Die Einlagen betrugen Ende Juni demnach insgesamt 156,2 Milliarden Euro nach 164,1 Milliarden Euro im Vormonat. Das ist der niedrigste Stand seit mehr als sechs Jahren.
Quelle: O R F-at, NEWS