Dienstag, 25. September 2012

Angst kann aus dem Gehirn gelöscht werden

Eine Technik zum löschen von Angst aus der Amygdala (Psychologie)
Rot markiert die Angstzentren - Amygdala
Ängste entstehen, wenn wir Dinge mit einer stark negativen emotionalen Reaktion verbinden. Ein Team von Wissenschaftlern hat nun eine Methode entwickelt, mit der noch neue emotionale Erinnerungen aus dem Gehirn gelöscht werden können.

Wenn das Gehirn etwas neues lernt, entsteht eine Erinnerung durch einen Konsolidierung genannten Prozess: Zuerst ist die Erinnerung noch instabil, wird durch Proteine aber fest im Gehirn verankert. Wird dieser Prozess unterbrochen, kann der Inhalt einer Erinnerung beeinflusst werden. Hierauf aufbauend versuchten sich ein paar schwedische Wissenschaftler der Uppsala Universität daran, emotionale Erinnerungen zu löschen, indem sie den Konsolidierungsprozess unterbrechen.

Hierfür wurden Testteilnehmern neutrale Bilder gezeigt – Bilder von Landschaften, Alltagsgegenständen, usw. – und gleichzeitig Elektroschocks verabreicht. Im Grunde wurde so eine Angsterinnerung erzeugt, indem ein Bildinhalt mit Schmerzen verknüpft wird. Wurde den Teilnehmern einige Zeit später das gleiche Bild gezeigt, verspürten diese Teilnehmer ein Angstempfinden.

Bei der Hälfte der Teilnehmer versuchten die Wissenschaftler allerdings, den Konsolidierungsvorgang zu unterbrechen. In der Zeit, in der das Gehirn aus einem Eindruck eine Erinnerung macht, wurde diesen Teilnehmern darum das Bild wiederholt gezeigt – nur diesmal ohne Elektroschocks. Bei diesen Teilnehmern zeigte sich am Ende beim Zeigen des Bildes keine Angst.

Obwohl man diese Entdeckung bis jetzt kaum im Alltag anwenden kann, wollen die Forscher damit irgendwann einen Weg finden, Phobien, posttraumatische Störungen und Panikattacken behandeln zu können.
Quelle: Science 21 September 2012: Vol. 337 no. 6101 pp. 1550-1552 DOI: 10.1126/science.1223006
LINK: http://www.sciencemag.org/content/337/6101/1550
Korrespondenzautor angesprochen werden - E-mail: thomas.agren @ psyk.uu.se
Universität Uppsala: http://www.uu.se/en/news/news-document/?id=1756&area=2,3,10,16&typ=pm&na=&lang=en