Freitag, 10. April 2015

Teamarbeit im Gehirn - Gefühl und Vernunft arbeiten zusammen (wenn alles gut geht)

Unser Emotionszentrum im Gehirn hilft bei Entscheidungen ohne harte Fakten

Wenn dem Gehirn für eine Entscheidung auf logischer Basis die Informationen fehlen, schaltet es das Gefühlszentrum hinzu. Das haben amerikanische Forscher beobachtet, als sie Probanden zwei Varianten von Glücksspielen vorsetzten: eine, in dem das Risiko zwar hoch, aber bekannt war und eine, in dem die Informationen für eine Risikoabschätzung nicht ausreichten. Die Testteilnehmer riskierten in den Spielen mit unbekanntem Risiko deutlich weniger und aktivierten auch nur dann ihr Gefühlszentrum im Gehirn, zeigte die Auswertung.

Menschen bevorzugen das, was sie kennen. Das gilt auch für riskante Entscheidungen: Ist das Risiko aufgrund von Erfahrungswerten abschätzbar, haben die meisten Menschen kein Problem damit, sich zu entscheiden – egal, wie hoch die Gefahr des Verlierens ist. Anders sieht es bei Situationen aus, in denen wichtige Informationen fehlen, so dass Chancen und Risiken nur schwer eingeschätzt werden können: Hier tendieren viele Menschen dazu, grundsätzlich vom schlimmsten Fall auszugehen und das Risiko dadurch zu überschätzen. Solche Entscheidungen werden, wann immer es geht, vermieden. ... 

Die Ursache dieses Verhaltensunterschiedes ist offenbar ein unterschiedlicher Umgang des Gehirns mit den beiden Situationen, konnten die Wissenschaftler nun mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie nachweisen. Ist beispielsweise bei einem Kartenspiel die Anzahl roter und schwarzer Karten genau bekannt, kann das Gehirn die Chancen, die richtige Farbe zu erraten, genau abschätzen und das Gefühlszentrum bleibt praktisch unbeteiligt. Kennt der Spieler hingegen den genauen Anteil roter und schwarzer Karten nicht, werden zusätzlich Amygdala und orbitofrontaler Cortex aktiviert – Gehirnregionen, die zuständig für die Verknüpfung von logischen und emotionalen Informationen und die Reaktionen darauf sind.

Das Gehirn bewertet demnach zuerst den Grad der Unsicherheit bei einer Entscheidung und informiert gegebenenfalls das Kontrollzentrum, dass wichtige Daten fehlen, so die Forscher. Solche Entscheidungen, die auf lückenhaften Informationen basieren, haben mehr unbekannte und damit potenziell gefährliche Konsequenzen. Um also die verfügbaren Informationen zu ergänzen, werden in einem solchen Fall nicht nur die für das logische Denken zuständigen Areale mobilisiert, sondern auch die emotionalen Ressourcen. Von der genauen Kenntnis der Vorgänge bei derartigen Entscheidungen können nach Ansicht der Forscher nicht nur Psychologen, sondern auch Wirtschaftsunternehmen und Finanzdienstleister profitieren, da sie helfen, das Verhalten potenzieller Kunden vorherzusagen.
Quelle: Colin Camerer (California Institute of Technology, Pasadena) et al.: Science(Bd.310,S.1680).
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