Montag, 5. November 2012

Wie kommt das menschliche Gehirn zu seinen Entscheidungen?

Entscheidungsfindung

Welche Faktoren und deren Qualität beeinflussen beeinflussen unsere Entscheidungen?
Bei der Entscheidungsfindung sind Gefühle und Logik untrennbar beteiligt. Jeder Mensch trifft durchchschnittlich 20.000 größere oder kleinere Entscheidungen täglich - darunter: Was am Morgen angezogen wird, ob das Frühstücksbrot mit Butter und Wurst oder Marmelade belegt wird, ob man mit dem Bus oder dem Auto zur Arbeit fährt, ob einer neuen Liebesromanze eine Chance bekommt oder man gerade beschließt, den Beruf oder die Firma zu wechseln.

Doch wie trifft unser Gehirn diese Entscheidungen?
Einer neuen US-Studie zufolge bedient sich unser Gehirn bei der Entscheidungsfindung zwei separater Neuronaler-Netzwerke: Das eine wägt Belohnung gegen Risiko ab, um den Wert der möglichen Resultate abzuschätzen, das andere steuert das Verhalten entsprechend. "Kognitive Kontrolle und wertorientierte Entscheidungsfindung werden offenbar von unterschiedlichen Regionen im präfrontalen Kortex gesteuert", berichtet Studienleiter Jan Glascher vom California Institute of Technology in Pasadena in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".

In diesem Sinn liefert das wertorientierte Netzwerk laufend Informationen darüber, was eine Sache bringen kann und ob sie dem Vorhaben entspricht - etwa bei Lebensmitteln im Supermarkt, die auf der Einkaufsliste stehen. Es liefert aber auch Infos über Ablenkungen, wie zum Beispiel Spielzeug-Sonderangebote etc.. Der Bereich für kognitive Kontrolle hält das Neuronale-Netzwerk im Zaum. "Um mit dem, was auf der Liste steht, auch an der Kassa anzukommen, muss man sein vorgegebenes Ziel vor Augen behalten", beschreiben es die Forscher.

Verknüpfung in der Großhirnrinde
Der präfrontale Cortex ist ein Teil des Frontallappens (Stirnhirn) der Großhirnrinde. "Bei der Entscheidungsfindung agiert dieser Bereich wie eine Art Mixer", erklärt Dr. Thomas Klausberger, Vorstand des Instituts für Kognitive Neurobiologie der Medizin-Universität Wien: "Das Gehirn erfasst alles. Emotionen speichert es in der Amygdala (Mandelkern); was mit der Ratio zu tun hat, wird im Neocortex im Hippocampus gespeichert. Das Entscheidungszentrum im präfrontalen Cortex aber wägt Gefühle, Ratio, Erinnerungen, Gesetzmäßigkeiten und Erfahrungen gegeneinander ab und verknüpft sie." Die beiden Netzwerke bewerten so lange und wägen ab, bis ein Beschluss da ist - und wir am Schluss nicht mehr genau sagen können, ob wir eine gefühls- oder rational gesteuerte Entscheidung getroffen haben.

Die meisten Entscheidungen treffen wir instinktiv unbewusst
"95 Prozent unserer Entscheidungen fällen wir instinktiv, ohne viel darüber nachzudenken", unterstreicht Simon White, Planungschef für Europa bei der Londoner Werbeagentur Draft FCB. Er leitet auch das Institute of Decision Making, einen unternehmensinternen Think Tank zur Erforschung von Kaufentscheidungen. "Bewusstes rationales Denken spielt bei Kaufentscheidungen nicht die Hauptrolle. Eine derartige Entscheidung gibt es nicht ohne Gefühl", betonte White nun bei einem Symposion der Strategie Austria mit dem Titel "The Trouble of Decision Making".

Freier Wille oder nicht?
Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Kognitionsforschung in Leipzig haben sogar herausgefunden, dass unser Gehirn bereits instinktiv (also unbewusst) entscheidet, ehe wir es überhaupt mitbekommen: Der präfrontale Cortex ist dabei um bis zu zehn Sekunden schneller, als uns bewusst ist. Daher stellt sich auch die Frage: " Wie frei ist unser Wille, da ja schon 6-10 Sekunden vor einer logischen Entscheidung die unbewusste Entscheidung getroffen ist. In den meisten Fällen können wir diese vorab getroffenen unbewusste Entscheidung nur an der Verwirklichung behindern. Zum Thema "Freier Wille" Siehe Link: http://eggetsberger-info.blogspot.co.at/2011/11/der-freie-wille-als-marchen-unseres.html
Quellen: Wiener.zeitung, California Institute of Technology, Thomas Klausberger, Vorstand des Instituts für Kognitive Neurobiologie der Medizin-Universität Wien, Simon White von der Londoner Werbeagentur Draft FCB