Dienstag, 29. Januar 2013

Neue Therapiemöglichkeit bei Lymphdrüsenkrebs!


Beschichtete Nano-Goldpartikel imitieren die Nahrung der Krebszellen und lässt sie sterben.
Normalerweise braucht es aggressive Zellgifte (Chemotherapie), um Lymphdrüsenkrebs zu bekämpfen. Jetzt haben US-Forscher eine ungewöhnliche Methode entwickelt, dem Krebs weitaus schonender den Garaus zu machen: Sie blockieren ihm dem "Mund", mit einem Imitat seiner Lieblingsnahrung, dem HDL-Cholesterin.

Schon im Test erfolgreich: In Zellkulturen und bei Mäusen ist es ihnen bereits gelungen, Lymphome mit Hilfe der winzigen Goldpartikel mit einer speziellen Beschichtung auszuhungern.

"Dies hat das Potenzial, eine neue, nicht giftige Behandlung für das B-Zell-Lymphom zu werden – ganz ohne Chemotherapie", sagt Leo Gordon von der Northwestern University, einer der beiden Hauptautoren. Es sei ein sehr spannendes erstes Ergebnis. Bestätigt sich der Effekt der Nanopartikel, könnten damit entartete Immunzellen gezielt abgetötet werden, ohne dabei andere Zelltypen zu schädigen. Denn sie wirken ausgesprochen spezifisch: Nur die Krebszellen besitzen an ihrer Oberfläche die Andockstellen, die sich mit der Beschichtung der Goldpartikel verbinden. "Aber wie bei jedem anderen Wirkstoffkandidaten müssen auch die Nanopartikel noch weiteren Tests unterzogen werden", betont Gordons Kollege Shad Thaxton. ...
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Das HDL-Cholesterin ist die Lieblingsnahrung des Lymphdrüsenkrebses
Das sogenannte B-Zell-Lymphom ist eine der häufigsten Formen von Krebs des lymphatischen Systems. Bei dieser Krebsform entartet eine bestimmte Form von Immmunzellen, die sogenannten B-Lymphozyten. 90 Prozent aller Non-Hodgkin-Lymphome gehören diesem Typ an. Bisher werden sie mit aggressiven Chemotherapeutika behandelt – Mitteln, die nicht nur die Krebszellen abtöten, sondern auch zahlreiche andere, sich schnell teilende Zellen. 

Vor einiger Zeit stellten Forscher bereits fest, dass die entarteten B-Zellen von einer bestimmten Nahrung abhängig sind: dem High-Densitiy Lipoprotein – kurz HDL-Cholesterin. Dieses Blutfett ist für viele Zellprozesse unverzichtbar und gilt als das "gute", weil nicht Arteriosklerose auslösende Cholesterin im Körper. Über bestimmte Andockstellen bindet die Krebszelle dieses Cholesterin und zehrt dann von den energiereichen Fettverbindungen. Dass sich diese Ernährungsgewohnheit der Krebszellen gegen sie verwenden lässt, entdeckten die Forscher durch Zufall.

Thaxton hatte die fünf Nanometer kleinen Goldkugeln mit einer Cholesterin-ähnlichen Oberflächenstruktur ursprünglich als mögliche Therapie gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt. Erst durch die Kooperation mit Gordon kam er darauf, diese Partikel auch als Transportfähren für Krebsmedikamente zu testen. Bei diesen Untersuchungen erwiesen sich die wirkstofflosen Partikel – eigentlich nur als Kontrolle gedacht – in Zellkulturen überraschenderweise als ebenso wirksam wie die mit dem Zellgift befrachteten. "Das ist seltsam, dachten wir. Warum wird der Wirkstoff gar nicht benötigt?", schildert Gordon ihre damalige Reaktion.

Ein zweifacher Effekt
Die Forscher haben diese Wirkung genauer untersucht. Wie sie in Versuchen an Zellkulturen feststellten, binden die Gold-Nanopartikel an Andockstellen der Krebszellen. Das erbringt einen doppelten Effekt, berichten die Forscher: Die poröse Oberfläche des Partikels sauge förmlich die Cholesterinvorräte aus der Krebszelle heraus. Gleichzeitig blockiere der Goldkern eine Neuaufnahme von Cholesterin aus dem Blut. Als Folge verhungert die Krebszelle und stirbt ab.

Auch in einem ersten Tierversuch haben sich diese Pseudo-Cholesterin-Partikel bereits als wirkungsvoll erwiesen: Bei Mäusen, denen menschliche B-Zell-Lymphomzellen eingepflanzt worden waren, starben diese entarteten Zellen nach Injektion der Goldpartikel ab. Wie die Wissenschaftler berichten, seien gesunde Immunzellen dagegen nicht geschädigt worden – denn ihnen fehlt die spezifische Andockstelle für das HDL-Cholesterin. Das macht neue Hoffnung auf eine gesündere Therapieform!
Quelle: Shuo Yang (Northwestern University, Chicago) et al.: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), doi: 10.1073//pnas.1213657110/