Samstag, 2. März 2013

Wissenschaft: Grippeviren mögen keine hohe Luftfeuchtigkeit!

Was viele schon lange vermuten, trockene Räume steigern die Grippe-Anfälligkeit!  
Eine optimale Luftfeuchtigkeit in Räumen hemmt die Infektionsgefahr durch Grippeviren

Grippeviren, wenn es feucht wird sinkt die Gefahr!
Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Fieber – so ergeht es momentan vielen Menschen: Die Grippewelle rollt durchs Land. Informationen des Robert Koch Instituts zufolge, handelt es sich in diesem Jahr um eine vergleichsweise stark ausgeprägte Grippewelle, die sich momentan vermutlich auf dem Höhepunkt befindet. Passend zu dieser Lage haben US-Forscher nun erneut detailliert einen Faktor unter die Lupe genommen, der bereits als wichtig bei der Ausbreitung von Grippeviren gilt: die Luftfeuchtigkeit. Ihren Experimenten zufolge schwindet die Infektionskraft von Viren, ab einer Luftfeuchtigkeit von über 40 Prozent besonders schnell. Es sei deshalb im Winterhalbjahr wichtig, zu trockene Heizungsluft in Räumen zu vermeiden, sagen die Wissenschaftler.

Der Testraum
Für ihre Studie haben die Forscher um John Noti vom Center for Disease Control and Prevention in Morgantown einen Raum in ein Modell für die Übertragung von Grippeviren verwandelt: Auf einer Seite befand sich eine Puppe, die durch ihren Mund stoßartig Virenpartikel ausstieß – vergleichbar dem Husten eines mit Influenza infizierten Menschen. Zwei Meter von ihr entfernt stand eine zweite Puppe, die durch ihren Mund die Raumluft einsaugte – sie entsprach also einer Person, die einer möglichen Ansteckung durch Virus beladenen Aerosole in der Raumluft ausgesetzt war.

Die Luft, welche die Empfänger-Puppe „einatmete“, traf auf einen Kollektor, der Luftpartikel samt Viren auffangen konnte. Die Infektionskraft dieser Erreger testeten die Forscher anschließend durch eine spezielle Nachweismethode an Zellkulturen. Die unterschiedlichen Versuchsläufe in dem Testraum führten sie bei verschiedenen Luftfeuchtigkeiten durch, die mit einem Klimagerät eingestellt werden konnten.

Hintergrund: Grippeviren mögen keine Luftfeuchtigkeiten über 43 Prozent
Grippeviren unter "Druck"
Die Auswertungen ergaben: Eine Stunde, nachdem die „hustende“ Puppe die Viren freigesetzt hatte, waren bei einer Luftfeuchtigkeit von 23 Prozent oder weniger 70 bis 77 Prozent der Viren noch infektionsfähig. Lag die Luftfeuchtigkeit im Raum dagegen bei 43 Prozent oder höher, waren nach 60 Minuten nur noch 14 Prozent der Viruspartikel infektiös. Der größte Teil dieser Inaktivierung fand dabei innerhalb der ersten 15 Minuten statt, zeigten die Detailanalysen. Eine Luftfeuchtigkeit um 40 Prozent kann also die Infektionsgefahr in Räumen deutlich mindern, folgern Noti und seine Kollegen.

Im Winter sinkt zumeist in geheizten Räumen die Luftfeuchtigkeit deutlich unter diesen Wert. Möglicherweise ist dies ein Faktor, der dazu beiträgt, dass sich die Grippewelle stets im Winterhalbjahr ausbreitet: In dieser Zeit halten sich Menschen häufiger in Räumen mit trockener Heizungsluft auf. Vor allem in medizinischen Einrichtungen könnte eine Gewährleistung einer optimalen Luftfeuchtigkeit die Ausbreitung von Grippeinfektionen eindämmen, sagen die Wissenschaftler.
Quelle: John Noti (Center for Disease Control and Prevention in Morgantown) et al.:PLOS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0057485/
LINK: http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0057485