Es ist eine Meisterleistung der Evolution: Das menschliche Gehirn, Millionen miteinander kommunizierender Nervenzellen der Sitz des Geistes und unsere Kommandozentrale. Doch mitunter hat dieses Meisterwerk der Natur so seine Probleme.
Warum fällt es Männern schwer, Frauenaugen zu deuten? Gehirnscans geben darüber jetzt Auskunft!
Weibliche Augen für Männer schwer durchschaubar! |
Die Forscher der Universität Duisburg wollten es nun genauer wissen. Sie fragten sich wie sich dies Wahrnehmungsproblem auf das gegenseitige Verständnis auswirkt und worin diese Unterschiede begründet sind.
Da die Augen als eine der wichtigsten Informationsquelle für Stimmung und Gefühle gelten, untersuchten die Forscher vor allem, wie gut männliche Versuchsteilnehmer verschiedene Emotionen, wie ängstlich, wütend oder misstrauisch, anhand des Blickes deuten konnten. Dazu wurden den 22 Probanden 36 Bilder mit unterschiedlichen Augenpaaren und Emotionen gezeigt. Die Hälfte der gezeigten Augenpaare gehörte zu Männern, die andere Hälfte zu Frauen. Dabei zeigte sich, dass die Probanden es als doppelt so schwer empfanden, die Stimmung bei Frauenaugen einzuschätzen als die Stimmung bei Männeraugen.
Erkenntnis: Männer können sich gut in andere Männer einfühlen
Gehirnscans, die während der Betrachtung der Augenpaare durchgeführt wurden, offenbarten den Grund dafür: Betrachteten die Probanden männliche Augenpaare, wurde das rechte Amygdala-Gehirnareal aktiviert. Diese Hirnregion spielt eine zentrale Rolle bei der Bewertung von Emotionen und Gefahren (die beiden Amygdalakerne sind unter anderem die "Alarmzentrale" des Gehirns) sowie bei der Erinnerung und Wiedererkennung bestimmter emotionaler Situationen. Die Versuchsteilnehmer riefen beim Betrachten der Männeraugen eigene Erfahrungen ab. So konnten sie sich in die Situation des männlichen Gegenübers leicht hineinversetzen und mit ihm auch mitfühlen.
Das "lesen" von Emotionen aus Frauenaugen ist für Männer ein wirkliches Problem
Beim Anblick der Augen von Frauen wurde das Amygdala-Gehirnareal hingegen kaum aktiviert (!). Die männlichen Probanden konnten sich offenbar nicht mit dem Augenpaar der Frauen identifizieren und hatten somit auch keine eigenen Erfahrungen die zur Erkennung von Emotionen aber notwendig ist. Sie konnten den Augen-Ausdruck der Frauen somit auch nicht mit eigenen Erfahrungen vergleichen. Folglich konnten sie die Stimmung der Frauen auch nur schlechter deuten und waren weniger in der Lage, mit ihnen mitzufühlen.
Das Wissenschaftlerteam um den Forschungsleiter Boris Schiffer schließt daraus, dass das Erkennen und Deuten von Emotionen wesentlich einfacher ist, wenn man sich mit dem Gegenüber gut identifizieren kann. Nur dann ist man in der Lage, den Blick richtig zu deuten. Hier gilt auch: Je ähnlicher das Gegenüber der eigenen Person ist, desto besser kann man sich in den anderen hineinversetzen und mit ihm mitfühlen.
Entwicklungsgeschichtlich vorbestimmt und sinnvoll
Evolutionär gesehen ist es durchaus sinnvoll, dass Männer die Blicke ihrer Geschlechtsgenossen deutlich und besser lesen können. Denn im Kampf ums Überleben war es für die frühen Jäger und Krieger eher entscheidend, erahnen zu können, was in anderen Männergehirnen gerade vor ging - ob sie z. B. tödliche Rivalen oder helfende Freunde waren. Und unser Gehirn ist immer noch das Gehirn unserer frühen Vorfahren, gerade der Amygdalabereich (ein entwicklungsgeschichtlich sehr alter Hirnbereich) ist auch heute noch genauso entwickelt wie in der menschlichen Frühzeit.