Freitag, 27. Dezember 2013

Krebstherapie: Eine 120 Jahren alte, aber bis jetzt vergessene Immuntherapie, wird wiederentdeckt.

Hintergrund vor 120 Jahren: Als dem jungen kanadischen Arzt Dr. William Coley im Jahre 1890 sein erster Patient verstarb der an einem Sarkom, einem Krebs des Stützgewebes erkrankt war, durchforstete er die medizinische Fachliteratur. Dabei fand Coley einen Fall, bei dem bei einem Patienten ein Sarkom verschwunden war, nachdem er sich eine bakterielle Hautinfektion zugezogen hatte.

Dem Immunsystem einfach auf die Sprünge helfen
Bild: Immunzelle und Krebszelle
Coley spürte den geheilten Mann auf, es zeigte sich, sieben Jahre nach der spontanen Krebs-Heilung war er noch immer gesund. Dr. Coley vertiefte sich weiter in die Literatur und fand viele Beschreibungen von Tumoren, die verschwanden, nachdem sich die Betroffenen mit irgendetwas infiziert hatten.

Der Versuch: Also ging er in den Menschenversuch und verabreichte einem Sarkompatienten Bakterien, Streptococcus pyogenes, sie können Scharlach auslösen. Sie taten es nicht, nach sechs Wochen war der Patient den Tumor los.

Leider unbeachtete Erfolge!
So therapierte Coley vier Jahrzehnte lang, er experimentierte auch mit Bakterienmischungen und er hatte Erfolg: 1999 verglichen Forscher seine Heilungsraten mit denen der modernen Strahlen- bzw. Chemotherapie: Coleys Patienten überlebten im Durchschnitt 8,9 Jahre, heute sind es sieben. Allerdings starben ihm auch Patienten, und zwar an der Kur, sie bekamen zu hohes Fieber. Das kommt (oft)vor, wenn die Bakterien die Abwehrkräfte wecken, auf dass sie sich gegen Tumore wenden (Nature). Bei Bakterien ist das anders, allerdings gibt es über den exakten Mechanismus dieser Immuntherapie – etwa über die Rolle des Fiebers – nur Hypothesen. Daran mag es liegen, dass sich nur wenige Pharmafirmen auf das neue alte Terrain vortasten und daran: „In der Medikamententwicklung ist es sehr schwierig, eine Zulassung für ein Bakterienextrakt zu erhalten“, berichtet Uwe Hohbom, der an der Uni Gießen auf Coleys Spuren wandelt.


Anm.: Ganz ohne Chemie! Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte "Tiefenhyperthermie" Heilsame Hitze die auch schon erfolgreich bei Tieren mit Krebs eingesetzt wird.