Montag, 9. März 2015

Warum die EZB ab heute die Märkte mit Geld überflutet

Kurz notiert
Es geht um rund eine Billion Euro (!). Mit einem massiven Kauf von Staatsanleihen (guten und schlechten) flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte mit enormen Mengen Geld. EZB-Präsident Mario Draghi verfolgt damit vor allem ein Ziel.

Mehr als eine Billion Euro!
Ab heute ist es nun soweit: Jetzt startet die Europäische Zentralbank (EZB) ihre neue Geldschwemme zur Ankurbelung von Wachstum und vor allem Inflation. Die Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren im Gesamtwert von rund einer Billion Euro sollen ab heute (9. März) beginnen, wie EZB-Präsident Mario Draghi nach der Ratssitzung in Zyperns Hauptstadt Nikosia sagte. Draghi bekräftigte nochmals seine Absicht, die Käufe von monatlich 60 Milliarden Euro bis mindestens September 2016 laufen zu lassen. Falls nötig, würden sie noch länger fortgeführt. Auf die Frage, ob die Käufe möglicherweise früher eingestellt werden könnten, sagte der Italiener, dafür spreche derzeit nichts. ... 


Die Notenpresse läuft ab jetzt auf Hochtouren
Hauptziel der Geldschwemme ist es, die aktuell negative Inflationsrate wieder an den mittelfristigen Zielwert der Notenbank von knapp zwei Prozent heranzuführen. Zudem will die EZB das allenfalls moderate Wachstum im Euroraum anschieben. Der EZB-Eingriff soll helfen, die Gefahr einer Deflation im Keim zu ersticken. Für das Jahr 2017 sei mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 1,8 Prozent zu rechnen, sagte Draghi. Japan hat ähnliches wie die EZB versucht, doch das hat leider nicht so wie erwartet geklappt. Hoffentlich sieht es mit dem Euro besser aus ...
Quelle: EZB u.a.
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Sind Sie einfach nur ein ganz normaler Kleinsparer mit ein bisschen Geld auf dem Konto oder Sparbuch?
Tja, in dem Fall haben Sie leider in nächster Zeit Pech gehabt. Irgendwer muss schließlich für die ganze Aktion zahlen. Das tun u.a. die Kleinsparer, indem sie weiterhin auf Zinsen für ihr Sparbuchgeld verzichten. Die Anleihekäufe der EZB senken die Zinsen zwar nicht weiter, was faktisch sowieso kaum noch geht. Das EZB-Programm wird aber wohl dafür sorgen, dass die Spar-Situation sich in absehbarer Zeit auch nicht verbessert. Denn solange die Maßnahme läuft, geht man davon aus, dass der Leitzins im Keller bleibt. Auch die Lebensversicherungen sind geschädigt. Sie sind stark in Staatsanleihen investiert, deren Renditen wegen des EZB-Eingriffs weiter gedrückt werden dürften. Wer eine Lebensversicherung hat, sollte daher nur mit den garantierten Zinsen rechnen - und nicht mit mehr.

Wie die EZB und die FED funktionieren
Für die Milliardensummen, die die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-amerikanische Federal Reserve Bank (Fed) im Verlauf der Finanzkrise den Banken zur Verfügung stellten, müssen die Notenbanken nicht die Notenpresse anwerfen und Geldscheine drucken. Die Beträge werden lediglich auf den Konten der Geschäftsbanken gutgeschrieben, die bei den Notenbanken geführt werden. Gegen Wertpapiere als Sicherheiten leiht die EZB oder Fed Geld aus. Nach einer bestimmten Frist zahlen dann die Banken die Summe inklusive Zinsen wenn sie noch können an die EZB zurück. Die EZB hat im Euro-Raum das absolute Monopol über das Zentralbankgeld (den EURO) und kann unabhängig darüber entscheiden, wann sie wie viel Geld in Umlauf bringt.

Generell leihen sich Geldinstitute auf dem Geldmarkt untereinander oder bei der EZB oder Fed Geld aus und zahlen dafür Zinsen - so wie ein Bankkunde bei einer Bank einen Kredit bekommt und diesen abträgt. Für die Geschäftsbanken ist es wichtig, dass sie über flüssiges Geld (Liquidität) verfügen (dieses kann heute auch reines Computergeld sein), zum Beispiel für die Vergabe von Krediten an Unternehmen und Verbraucher. Wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten und eventueller noch unbekannter Risiken bei einzelnen Bank-Häusern sind die Banken jedoch misstrauischer geworden und nicht mehr im üblichen Maße bereit, sich gegenseitig Geld auszuleihen. In so einem Fall können die Notenbanken (z.B. EZB und Fed) eine Finanzspritze geben, um einen Geldengpass (Kreditklemme) zu verhindern. Vorrangiges Ziel der Notenbanken sind stabile Preise. Die EZB ist laut EU-Vertrag aber auch für die Stabilität des Finanzsystems mitverantwortlich.
Das Volumen der neuerlichen Geldschwemme der EZB beläuft sich (wenn es nach Plan geht) auf insgesamt 1,14 Billionen EuroDavon sollen jedes Monat 60 Billionen Euro in den kränkelnden Markt gepumpt werden. Das Programm soll bis September 2016 laufen und ist eines der weltweit größten seiner Art.
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Damit man sich die Aktion der EZB besser vorstellen kann!

Wie viel ist eine Billion Euro?
  • 1 Billion, ein Einser mit zwölf Nullen.
  • Um 1 Billion Euro in 10-Euro-Scheinen zu transportieren, braucht es 1620 Sattelzüge. Hintereinander geparkt ergebe dies eine Strecke von mehr als 32 Kilometer.
Was könnte man um so viel Geld kaufen?
  • Sämtliche 30, im deutschen Leitindex DAX notierten Börsekonzerne in Deutschland
  •  50 Millionen Mittelklasse-Autos
  • 1 Million preisgünstige Reihenhäuser
  • 550 Millionen Goldbarren (50 Gramm)