Dienstag, 20. Juni 2017

EU- Der Plastik-Wahn nimmt kein Ende, nein es wird schlimmer

Ein erfreuliches Ergebnis? Nach Einführung der Bezahlpflicht für Plastiktüten in Deutschland hat sich 2016 der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Milliarden Stück auf rund 3,7 Milliarden Tüten verringert. Das bedeutet einen Rückgang von 33 Prozent.Doch dafür müssen jetzt sogar entsprechend einer Verordnung Bio-Salatgurken in Plastik eingeschweißt werden




Warum der Plastikwahn? 
Weltweit werden jährlich 240 Millionen Tonnen an Plastik produziert. Verpackungen machen davon etwa ein Drittel aus. Plastikmüll und dessen weltweite Verteilung ist eines der drängendsten Umweltprobleme.

Tiere gehen zugrunde
Auch wenn die Folgen der Plastikteppiche, zum Beispiel im Nordostpazifik oder auch im Atlantik, noch nicht ausreichend erforscht und belegt sind, ist doch aus vielen Studien bekannt, dass etwa Fische, Wale, Seehunde und Raubfische größere Plastikteile mit Beute verwechseln und herunterschlucken. Bei Seevögeln wurde ebenfalls schon diverser Plastikmüll im Magen gefunden.

Die Auswirkungen von Substanzen wie Weichmacher auf Meereslebewesen sind bisher auch nicht sehr gut erforscht. (Will die Industrie nicht wissen!) Bis auf wenige Bakterien gibt es keine Organismen, die Plastik zersetzen können - schon gar nicht in einem so großen Maßstab.  ...

Deshalb wirkt es geradezu grotesk, dass ausgerechnet Bio-Gemüse und -Obst im Supermarkt noch einmal extra in Plastik eingepackt ist. Paprika, Äpfel, Bananen oder Gurken, die das Bio-Siegel tragen, sind eingeschweißt, während Produkte aus der herkömmlichen Landwirtschaft unverpackt ausgelegt sind. An den langen Transportwegen kann es auch kaum liegen. Mittlerweile kommt auch Bio-Gemüse aus anderen Ländern nach Deutschland. Verbraucher wollen saisonunabhängig möglichst alle Obst- und Gemüsesorten (auch "Bio") kaufen. Mit der einheimischen Bio-Produktionsleistung ist das nicht mehr machbar.

Die Plastikverpackung soll laut Politiker für einen "gewissen Schutz" beim Transport sorgen und auch die gewünschte Frische garantieren. Gerade bei der Gurke scheint das allerdings blanker Unfug, schließlich hat die Gurke mit ihrer Schale einen ganz natürlichen Schutz. Außerdem stellt sich die Frage, warum dann nicht konsequenterweise herkömmlich angebaute Gurken, also ohne Bio-Siegel, mit Plastik ummantelt werden? Die Lösung ist einfach - aber leider nicht sinnvoll im Sinne der Umwelt.

Die EU-Verordnung und die Folgen
Ein verpflichtendes Element auf dem Etikett jedes Bio-Produktes ist die Angabe der Öko-Kontrollstelle, die das erzeugende bzw. verarbeitende Unternehmen auf Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben für die Bio-Landwirtschaft und -Verarbeitung geprüft hat. Bei loser Ware steht diese Angabe in den Warenbegleitpapieren. Der Kunde kann im Geschaft die Mitarbeiter danach fragen.

Die Codes der Öko-Kontrollstellen in sämtlichen EU-Ländern sind nach einem einheitlichen Muster aufgebaut. Für in Deutschland ansässige Kontrollstellen lautet die Angabe beispielsweise "DE-ÖKO-003". "DE" steht für Deutschland, "ÖKO" (bzw. in anderen Ländern eine Abkürzung mit entsprechender Bedeutung) zeigt den Hinweis auf die Herkunft der Produktes aus der Öko-Landwirtschaft an und "003" ist zum Beispiel die Zahl der Kontrollstelle. Diese Nummer wird von den überwachenden Behörden an die jeweilige Kontrollstelle vergeben.

Um ganz bürokratisch zu werden: Die Artikel 23 bis 26 in der EU-Verordnung Nr. 834/2007 und Artikel 57 bis 62 in der EU-Verordnung Nr. 889/2008 geben die Regeln für die Kennzeichnung der Bio-Lebensmittel vor. Hier wird definiert, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel, die als Öko-Produkte gekennzeichnet sind, erzeugt und hergestellt werden müssen. Somit soll eine klare Unterscheidbarkeit zu konventionell, also nicht biologisch hergestellten Lebensmitteln, sichergestellt werden. Das ist ganz im Sinne der Verbraucher. Aber damit beginnt auch der Plastikwahnsinn im Supermarkt.
Der Einzelhandel möchte diese Unterscheidbarkeit in seinem Sortiment transparent machen und ausschließen, dass konventionell angebautes Gemüse aus Versehen beim Bio-Gemüse landet. Also hat der Handel beschlossen, loses Bio-Gemüse in Plastik einzuschweißen, um es klar von herkömmlich produziertem Gemüse zu unterscheiden.

Auf Bio-Wochenmärkten oder im reinen Bio-Supermarkt muss Bioware deshalb auch nicht extra verpackt werden. Hier gibt es nur Bioprodukte - Verwechslung ausgeschlossen - auch für Mitarbeiter.(Tipp: also entweder direkt beim Bauern oder im reinen Bio-Laden kaufen).
Soweit also die erste und naheliegenden Erklärung. Allerdings erscheint es aus Umweltsicht völlig unlogisch, ausgerechnet die Produkte, die doch Umwelt, Ressourcen und Mensch schonen sollen, in Plastik zu hüllen und so tonnenweise für lästigen Plastikmüll zu sorgen.  

Fazit: Es gibt die EU-Verordnung, dass der Verbraucher Bio-Produkte klar von konventionellen Produkten unterscheiden können muss. Der Handel reagiert darauf ganz brutal mit Plastikverpackungen - fertig. Und das sicher nicht der Umwelt und der Gesundheit zuliebe, da ja Plastik die Umwelt wie auch unsere Gewässer, Meer und Landschaft langanhaltend verschmutzt. Ganz zu schweigen, dass nun Bio-Gurken etc. mit den gefährlichen Weichmachern verseucht werden. 
Quellen ©: radio-bayern1, wdr, ard und Eggetsberger-Info
Bildquellen ©: wdr, ard,