Donnerstag, 7. Dezember 2023

Mehr Spiritualität und Selbsttranszendenz nach einer Operation


Neurologen fanden heraus, dass beim Beten 
die vorderen Stirnlappen die Führung übernehmen. 
Diese Bereiche steuern auch die Konzentrationsfähigkeit des Menschen. Ist jemand dagegen sehr tief in ein Gebet versunken, oder gibt er sich der Meditation hin, drosseln manche Gehirnareale ihre Aktivität. Sind die hinteren Scheitellappen besonders inaktiv, kann es zur Selbsttranszendenz kommen: Das ist das besondere Gefühl, das eigene Ich zu verlassen, die irdische Verankerung zu verlieren und sich mehr als Teil des gesamten Universums zu verstehen. Das heißt für den Erlebenden lösen sich somit weitgehend Zeit und Raum auf.

Die spirituellen Hotspots im Gehirn
In den Scheitellappen befindet sich das „Orientierungs-Assoziations-Areal“ (OAA).  Aufgabe dieser Gehirnregion ist es, uns jederzeit klar zu machen, wo der Körper endet und die äußere Welt beginnt. Der linke Teil des OAA vermittelt das Gefühl für die physischen Grenzen des Körpers, das Äquivalent in der rechten Hemisphäre verarbeitet Informationen über Zeit und Raum, also den Kontext, in dem der Körper agiert. Durch eine fehlende Stimulation -vor allem des rechten- OAA entweder durch entsprechende Neurostimulation oder Sinnesentzug verschwindet der Bezug zu Zeit und Raum. Das resultierende Gefühl der Ewigkeit und Endlosigkeit, wie es auch von Tiefen-Meditierenden als völlig real empfunden wird, tritt dann auf wenn das OAA das wie ein Zensur-Zentrum der Realität arbeitet mit seiner Zensur-Tätigkeit weitgehend aufhört.


Italienische Wissenschaftler haben neue Kenntnisse über die komplexen Vorgänge 
von Spiritualität im Gehirn gewonnen. 
Und sie scheinen die Annahmen der Neurologen und Neuro-Theologen zu bestätigen. Doch die Forscher um Cosimo Urgesi und Franco Fabbro von der Università di Udine verfolgten einen anderen Ansatz als die Erforscher der Neuro-Spiritualität: Anstatt die Hirnaktivität betender und meditierender Probanden mit Hilfe der funktionalen Kernspintomografie (fMRT) zu beobachten, untersuchten die Forscher das Gefühl der Selbsttranszendenz bei Krebskranken.

Rot markiert: Hirnareale die am Erleben der Selbsttranszendenz beteiligt sind.

Die insgesamt 68 Patienten hatten alle bestimmte Tumore, sogenannte Gliome oder Meningeome, im Gehirn, berichten die Urgesi und Kollegen im Fachmagazin "Neuron". Bei ihnen untersuchten die Wissenschaftler das Gefühl der Selbsttranszendenz - und zwar sowohl vor,p0o89 als auch nach der Hirnoperation, bei der die Tumore entfernt wurden. Wie stark die Fähigkeit zur Selbsttranszendenz war, ermittelten die Forscher anhand eines standardisierten Tests. 

Gleichzeitig analysierten die Wissenschaftler mit bildgebenden Verfahren, welche Hirnregionen durch die Operation genau geschädigt worden waren. "Dieses Vorgehen erlaubt uns, die durch bestimmte Hirnverletzungen verursachten Veränderungen der Selbsttranszendenz und den Anteil der Stirn-, Schläfen- und Scheitelareale zu erforschen", so Urgesi.

Die italienischen Forscher stellten fest: Vor allem eine Verletzung der Großhirnrinde (des Neocortex) im hinteren Scheitellappen brachte die Patienten dazu, sich in einem transzendenteren Umfeld zu sehen. Demnach bestätigen sie die Erkenntnisse der Neurologen, nämlich dass die hinteren Scheitellappen die Spiritualität eines Menschen stark beeinflussen kann.

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Geschieht Spiritualität in unserem Gehirn?
Wenn es ein universelles Bewusstsein gibt, macht es dann nicht auch absolut Sinn, dass wir so geschaffen wurden, dass wir dieses allumfassende Bewusstsein erfahren, mit ihm kommunizieren und uns auch vereinen können?

Siehe dazu auch den Beitrag: "Wie viel Gehirn braucht der Mensch?"

Quellen: Fachmagazin "Neuron", Eggetsberger-Info, IPN-Forschung, u.a.
Link: http://www.cell.com/neuron/retrieve/pii/S0896627310000528

Fotoquelle: pixabay