Eine neue Hoffnung - das antimikrobielle Peptid SAAP-148 bekämpft resistente Bakterien
Am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz erforscht ein Team um Karl Lohner natürlich vorkommende Peptide, die als Grundlage zur Entwicklung von neuen Wirkstoffen gegen multiresistente (MDR) Keime dienen sollen.
Diese Abwehrpeptide kommen in der Natur häufig vor: So ist beispielsweise im Speichel ein bestimmtes Peptid enthalten, das antibakteriell wirkt, weitere solche antimikrobiellen Eiweißstoffe findet man auch in der Tränenflüssigkeit, der menschlichen Haut, in der Muttermilch und in den weißen Blutkörperchen.
Ein bereits prominenter Vertreter ist LL-37. Dieses Eiweißmolekül aus der Gruppe der Cathelicidine wird hauptsächlich in Immunzellen produziert und ist Teil der angeborenen Immunantwort. Es richtet sich direkt gegen die Zellmembran der spezifischen Keime und kann deren mechanische Eigenschaften verändern, wie Lohner erklärte. Ausgehend von diesem Peptid stellte Anna de Brej (Universität Leiden) neue synthetische Derivate (Synthetic antimicrobial and antibiofilm peptides, SAAP) her und testeten sie im Labor gegen Keime aus. Bald stellte sich heraus, dass die Verbindung namens SAAP-148 besondere Wirksamkeit besitzt. ...
Abtöten, ohne Resistenz hervorzurufen
"Das positiv geladene Peptid löst gleichsam die bakteriellen Zellmembranen auf, die aus negativ geladenen Phospholipiden bestehen und zerstört in Folge die Bakterien", schilderte Nermina Malanovic aus Lohners Grazer Arbeitsgruppe. Die Daten würden demonstrieren, dass SAAP-148 "ein vielversprechender Medikamenten-Kandidat im Kampf gegen antibiotika-resistente Bakterien ist", sind die Grazer Forscher zuversichtlich. "SAAP-148 war effizienter beim Abtöten von Bakterien unter physiologischen Bedingungen im Labor als viele aus präklinischen und klinischen Testphasen bekannte antimikrobielle Peptide", hoben die Autoren, die die Ergebnisse ihrer Arbeit im Fachjournal "Science Translational Medicine" veröffentlicht haben, zusammenfassend hervor.
Vor allem in Krankenhäusern treten pathogene Keime auf, die bereits gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Gegen diese resistenten Erreger haben die Medikamente keine Chance mehr und eine bisher gut behandelbare Infektion kann so zu einer ernsthaften Bedrohung für den Patienten werden. International werde daher intensiv an der Entwicklung neuartiger Antibiotika, die die Keime in Schach halten, gearbeitet.
Quellen ©: Krone, Science Translational Medicine,
Bildquelle: pixabay-Symbolbild
Link: http://stm.sciencemag.org/content/10/423/eaan4044