Ob eine medizinische Behandlung wirkt, hängt nicht immer nur von der Therapie selbst ab. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass manchmal auch die individuelle Erfahrung des Patienten die Wirkung und somit die Chance auf Heilung beeinflussen können.
„Das bringt mir doch eh nichts!“ Werden Patienten erfolglos behandelt, kann das die Wirkung zukünftiger Therapien mindern. Denn der Betroffene lernt aus der gescheiterten Therapie und überträgt diese Erfahrung auf die weitere Behandlung. Nachgewiesen haben das Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE).
„Lerntheorien besagen, dass sich Vorerfahrungen umso eher auf nachfolgende Ereignisse übertragen, je ähnlicher sie sich sind. Im Umkehrschluss wollten wir daher überprüfen, ob sich negative Übertragungseffekte verhindern lassen, wenn wir die Darreichungsform einer Behandlung verändern“, erläutert Prof. Dr. Ulrike Bingel von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen, Deutschland. ...
Tabletten versus Pflaster
Über zweihundert Probanden nahmen an der Untersuchung teil. In den ersten zwei Tagen machten die Teilnehmer zunächst positive oder negative Erfahrung mit einem schmerzlindernden Pflaster. Am dritten Tag wurde getestet, wie sich diese Erfahrung (starke oder kaum Schmerzlinderung) auf einen weiteren Behandlungsversuch auswirkte.
Einem Teil der Probanden wurde erneut ein Pflaster verabreicht, dem anderen eine Tablette. Dies wirkte: Die Tabletten-Probanden bewerteten die Wirkung der Tablette besser als die des Pflasters. Dabei beeinflusste die Tablette den tatsächlichen Behandlungserfolg nicht. Hatten die Probanden schlechte Erfahrungen mit dem Pflaster gemacht, sprachen sie auch schlechter auf den zweiten Therapieversuch an.
Doch was können Ärzte dagegen tun, dass sich erfolglose Behandlungsversuche negativ darauf auswirken, ob zukünftige Therapien gelingen? Der wichtigste Schutz vor diesem Effekt ist, dass Therapiefehlschläge vermieden werden. Aber das lässt sich leider trotz guter Diagnostik und sorgfältiger Therapieplanung nicht immer verhindern.
Quelle ©: WdW, Prof. Dr. Ulrike Bingel
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