Wer nach rechts oben schaut, soll ein Lügner sein. Das behaupten zumindest Anhänger des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) und manche Drehbuchschreiber.
Eine neue britische Studie zeigt:
Das ist laut Studie totaler Unsinn.
Lügner lassen sich, anders als vielfach angenommen, nicht durch genaues Beobachten der Augenbewegungen entlarven – das hat eine Studie britischer Forscher ergeben. Der Blick nach rechts oder links oben stehe in keiner Verbindung mit dem Wahrheitsgehalt von Aussagen, berichten die Wissenschaftler um Caroline Watt von der Universität Edinburgh in der Fachzeitschrift "PLoS ONE".
In vielen Filmen wie "Ocean's Eleven" oder "Verhandlungssache" wird gezeigt, wie sich Lügner mit ihren Augenbewegungen verraten. "Viele Menschen glauben, dass bestimmte Augenbewegungen ein Zeichen der Lüge sind, und diese Behauptung wird sogar in Kommunikationsschulungen gelehrt", erklärt Watt. "Unsere Forschung bestätigt dies nicht und legt nahe, dass es an der Zeit ist, diesen Ansatz aufzugeben."
Im ersten Experiment testeten die Forscher 32 Rechtshänder, bei denen Lüge und Blick nach rechts, der Theorie nach, besonders eng verknüpft sein sollten. Einige Probanden wurden aufgefordert, zu einem bestimmten Sachverhalt zu lügen, während andere die Wahrheit sagen sollten.
Kein Zusammenhang mit Blickrichtung
Die Videoauswertung der Interviews hinsichtlich kurzer und längerer Blicke nach links und rechts oben ließen keinen Zusammenhang zwischen Wahrheitsgehalt der Aussage und Blickrichtung erkennen.
Die 32 Videos aus dem ersten Studienteil wurden in einem weiteren Schritt von 50 Laien eingeschätzt. Dabei war nur ein Teil der Gruppe über die Lügen-Theorie informiert: Sie schnitt aber nicht deutlich besser oder schlechter ab als die Gruppe ohne Vorwissen.
Um das Lügen unter Realbedingungen zu untersuchen, ließen Watt und ihr Team auch Videos echter Vermisstenmeldungen analysieren. 26 von 52 Videos zeigten Lügner. Besonders oft nach rechts oben blickten diese aber nicht.
Umstrittenes neurolinguistisches Programmieren (NLP)
Die These, dass sich Lügner durch ihre Augenbewegungen verraten, geht zurück auf die umstrittene Technik NLP (Neurolinguistisches Programmieren). In Kurzzeit-Kommunikationskursen lernen Teilnehmer (Therapeuten, Politiker, Manager und Interessierte), die Verhaltensweisen ihres Gegenübers anhand bestimmter Regeln zu analysieren. NLP zufolge lügt ein Mensch, der nach rechts oben blickt, während eine Person mit Blick nach links oben die Wahrheit spricht.
"Die Augenbewegung hat zwar wirklich mit geistiger Anstrengung zu tun, etwa dem Abrufen von Wissen oder dem Rekapitulieren einer Geschichte", sagte Michael Niedeggen, Psychologie-Professor an der FU Berlin, "sie ist aber nicht spezifisch für Lügen". Da das Abrufen wahrer Sachverhalte eigentlich keine besondere geistige Aktivität erfordern dürfe, sei die falsche Annahme entstanden, dass vor allem Lügner die Augen verdrehten.
Quelle: Universität Edinburgh in der Fachzeitschrift "PLoS ONE"; LINK dazu: http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0040259
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Das gesamt PDF zur Studie: http://www.pce.at/PDF/LUEGEN_NLP.pdf
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Anm.: IPN/Eggetsberger - Forschung: NO COMMENT