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Samstag, 10. August 2013

Forscher wollen H7N9-Virus aggressiver machen, Experimente des Todes

Forscher wollen für Experimente die Aggressivität des tödlichen Vogelgrippevirus H7N9 künstlich steigern. Das sei zum besseren Verständnis der Erreger notwendig, argumentierten die Virologen Ron Fouchier und Yoshihiro Kawaoka in einem offenen Brief im Fachmagazin "Nature". Oder doch um einen Kampfstoff zu entwickeln???
Bei solchen Versuchen, die nicht ohne Grund höchst umstritten sind, erhält ein Gen des Virus eine neue Funktion oder eine höhere Aktivität.

H7N9-Virus
H7N9-Virus: An dem Erreger (siehe Bild rechts) sind bis Juli 2013 laut Weltgesundheitsorganisation WHO schon 43 Menschen gestorben. Zwar sei der Ausbruch derzeit gebannt, aber im Winter könnte das Virus wieder auftauchen, schreiben Ron Fouchier vom Medical Center in Rotterdam und Yoshihiro Kawaoka von der Universität Wisconsin-Madison (USA) und führen in dem Brief einen großen wissenschaftlichen Nutzen der geplanten Experimente an. Dadurch ließen sich bessere Impfstoffe entwickeln, die Gefahren eines neuen Ausbruchs besser studieren und künstlich die Risiken neuer Übertragungswege analysieren, so die Forscher.

Wissenschaftler und Kritiker halten das Risiken für zu groß. Es besteht immer das Risiko, dass Geheimdienste oder kriminelle Organisationen sich dieser noch aggressiveren Viren bemächtigen und diese gegen die Bevölkerung einsetzen. Nur diese Leute haben dann das Gegenmittel. (Dabei muss man an den Film "V wie Vendetta" denken!)

Die von Fouchier und Kawaoka vorgesehenen Experimente wären nicht die ersten dieser Art. Fouchier hatte bereits mit dem Vogelgrippevirus H5N1 experimentiert, an dem laut Weltgesundheitsorganisation WHO seit 2003 mehr als 300 Menschen starben, musste aber nach massiver Kritik pausieren.

Schon damals hatte er argumentierte, dass man im Labor mögliche Mutationen testen könne und Gesundheitsbehörden damit besser auf einen Ernstfall vorbereitet seien. Kritiker hielten entgegen, dass die Risiken zu groß seien und im Labor Biowaffen geschaffen würden, die gestohlen und gegen Menschen eingesetzt werden könnten.

Alle "künstlichen Veränderungen sind sehr gefährlich!"
Auch der Chef-Epidemiologe von Chinas Zentrum für Seuchenbekämpfung, Zeng Guang, findet derartige Forschungen äußerst fahrlässig: "Künstliche Veränderungen des Virus sind sehr gefährlich." In der Natur könne die Veränderung eines Erregers viele Jahre dauern (oder nie entstehen). Im Labor werde allerdings unmittelbar ein umgewandeltes Virus erzeugt. "Das basiert nicht auf wirklich wissenschaftlichen Forschungen", kritisierte er in einem Interview in Peking. Schließlich gebe es keine Garantie, dass sich das Virus in der Realität genau so verändern werde wie die künstlich erzeugten Mutationen im Labor.

Im März 2013 war die neue Form der Vogelgrippe (H7N9) erstmals bei Menschen nachgewiesen worden. 
In den meisten Fällen gingen die Behörden davon aus, dass sich die Menschen bei Geflügel angesteckt hatten. Tausende Tiere wurden gekeult (=getötet) und Märkte mit lebendem Geflügel geschlossen. Danach ging die Zahl der neuen Ansteckungen fast komplett zurück.

Ist die Übertragung zwischen Menschen möglich?
Allerdings vermutete die WHO schon im April, dass sich in einzelnen Fällen das Virus auch direkt zwischen Menschen übertragen haben könnte. Ein Forscherteam um Bao Chang-jun vom Zentrum für Seuchenbekämpfung in der südchinesischen Stadt Nanjing hatte diese Woche im "British Medical Journal" vor den Risiken einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung gewarnt und gemahnt: "Die Gefahr von H7N9 ist auf keinen Fall vorbei." Viele Gefahren werden unterschätzt.