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Donnerstag, 5. April 2012

Schlafentzug verursacht kurze Abfälle der Aufmerksamkeit, es kommt zu einem messbaren Energieabfall im Gehirn


Schlafentzug 
Wissenschaftler haben entdeckt, was Schlafentzug im Gehirn anrichtet: Stromausfall im Hirn, die Steuerzentralen für das Sehen und die Aufmerksamkeit werden immer wieder von einer Art Stromausfall heimgesucht, bei dem ihre Aktivität drastisch heruntergefahren wird. Das geht vor allem zulasten der Fähigkeit, Gesehenem einen Sinn zu verleihen und es in einen Kontext einzuordnen. Da diese Beeinträchtigung jedoch nicht dauerhaft ist und dazwischen immer wieder Perioden normaler Aktivität auftreten, merken die Betroffenen häufig gar nicht, dass ihnen nicht die volle Kapazität zur Verfügung steht. Sie wiegen sich dadurch in falscher Sicherheit, was beispielsweise für Lkw-Fahrer sehr gefährlich werden könne, schreiben Michael Chee von der Duke-Nationaluniversität von Singapur und seine Kollegen.

Stirnhirn (präfrontales Hirn)
Auch bei ausgeruhten Menschen gibt es das Phänomen, dass hin und wieder die Aufmerksamkeit kurzfristig abfällt, erläutern die Forscher. Allerdings hält das Gehirn für diese Fälle eine Art Notstromaggregat parat: Sobald ein Nachlassen registriert wird, springen übergeordnete Kontrollregionen im Stirnbereich (Präfrontallappen) und Schläfenbereich des Hirns an und gleichen die fehlenden Kapazitäten aus. Nach einer durchwachten Nacht nimmt die Effizienz dieses Kompensationsmechanismus jedoch messbar ab, zeigen nun die Ergebnisse von Chee und seinem Team. Die Forscher hatten 17 Probanden einmal nach einer normalen Schlafperiode und einmal nach einem Schlafentzug von 24 Stunden Wahrnehmungstests durchführen lassen und dabei ihre Hirnaktivität überwacht.

Neben der verringerten Aufmerksamkeitskompensation fanden sich vor allem Auffälligkeiten in solchen Hirnregionen, die für Sinnesreize und Wahrnehmung zuständig sind. Zwar traten dort auch nach dem Schlafentzug Perioden mit normaler Leistungsfähigkeit und Aktivität auf, berichten die Wissenschaftler. Diese wurden aber immer wieder von Phasen unterbrochen, in denen die Intensität von Wahrnehmung, Weiterleitung und Verarbeitung speziell der visuellen Reize merklich reduziert war.

Diese beiden Zustände spiegeln nach Ansicht der Forscher den inneren Kampf wider, der nach einem Schlafentzug im Gehirn tobt: Das Bewusstsein gibt den Befehl, wach und aufmerksam zu bleiben, während andere Teile des Gehirns bereits auf den dringend benötigten Schlaf umgestellt haben. In den wachen Phasen mit normaler Hirnaktivität habe demnach das Bewusstsein die Oberhand, wohingegen das Gehirn in den Perioden, in denen Aufmerksamkeit und visuelle Verarbeitung plötzlich absinken, offenbar unbemerkt in einen schlafähnlichen Zustand fällt. Als nächstes wolle man nun schauen, ob sich dieses Abdriften etwa durch Stimulationen vermeiden lässt, erläutert Chee – damit die Betroffenen nicht nur subjektiv das Gefühl haben, voll leistungsfähig zu sein, sondern es auch tatsächlich sind.
Quelle: Michael Chee (Duke-Nationaluniversität, Singapur) et al.: Journal of Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung (http://www.jneurosci.org/=, DOI: 10.1523/JNEUROSCI.0733-08