Sonntag, 13. November 2011

Autisten haben zu viel Gehirn!

Das Leiden der mangelnden sozialen Fähigkeiten greift um sich wie eine Epidemie. 
Die Ursache ist unklar, eine neue Spur weist auf die Entwicklung im Uterus.

Autisten haben im präfrontalen Cortexdort sitzen die höheren Fähigkeiten, auch die zu Sprache und Sozialkontakt67 Prozent mehr Zellen, ihre Gehirne wiegen auch mehr; das zeigte sich zumindest im Vergleich von zwei kleinen Gruppen früh verstorbener Burschen, den eine Gruppe um Eric Courchesne (UC San Diego) angestellt hat (JAMA, 8.11.). Und es deutet darauf, dass schon im Uterus etwas schiefgegangen sein muss: In der 10. bis 20.Schwangerschaftswoche wachsen bei allen Embryos die Gehirne im Überschuss, aber für gewöhnlich wird er vor der Geburt wieder abgebaut. Bei Autisten wird dies durch irgendetwas verhindert, wodurch wissen die Forscher nicht.

Präfrontaler Cortex

Autisten haben auch einen Mangel an Spiegelneuroneaktivität, daher können Sie sich schlechter einfühlen und verfügen sie über weniger Mitgefühl. Doch auch die Theorie des Spiegelneurone-Mangels erklärt nicht alle autistischen Symptome!


Selten haben Wissenschaftler von einer Krankheit soviel über den Menschen (sein Gehirn, sein Bewusstsein) gelernt wie bei der Erforschung des Autismus. Gerade für die Hirnforschung ist der Autismus eine Chance, das Denken und Fühlen des Menschen besser zu begreifen. Denn was den autistischen Menschen an Kontaktfähigkeit und Empathie fehlt, müsste sich auch durch Veränderungen in ihrem Gehirn zeigen.

Autisten haben auch einen Mangel an Spiegelneuroneaktivität, daher können Sie sich schlechter einfühlen und verfügen sie über weniger Mitgefühl. Doch auch die Theorie des Spiegelneurone-Mangels erklärt nicht alle autistischen Symptome!

Selten haben Wissenschaftler von einer Krankheit soviel über den Menschen (sein Gehirn) gelernt wie bei der Erforschung des Autismus. Gerade für die Hirnforschung ist der Autismus eine Chance, das Denken und Fühlen des Menschen besser zu begreifen. Denn was den autistischen Menschen an Kontaktfähigkeit und Empathie fehlt, müsste sich auch durch Veränderungen in ihrem Gehirn zeigen.


Bei Autisten steht zumeist die Analyse statt Intuition im Fordergrund. Diesen Mangel gleichen Autisten oft aus, indem sie rationale Strategien benutzen, um sich in andere Menschen hineinzuversetzen! Diese Analyse-Fähigkeit wird -nach neueren Forschungen- offenbar erst im Laufe des Lebens erworben (bzw. muss aktiv erlernt werden), denn bei autistischen Jugendlichen waren in einer Studie diese Ersatz-Areale nicht aktiv.
Autisten müssen also erst lernen, was andere intuitiv durch ihre Spiegelneuronen und das emotionale Hirn können.

Zunahme teilweise durch andere Diagnose
Immerhin, es gibt eine neue Spur bei dem rätselhaften Leiden, das 1943 erstmals beschrieben wurde, an elf Kindern, die schwere Kommunikationsprobleme hatten und repetitives Verhalten zeigten. Leo Kanner, der das „einzigartige Syndrom“ bemerkte, „von dem noch nie berichtet worden war“, vermutete, es sei „viel weiter verbreitet als bei den wenigen beobachteten Fällen“. Er behielt mehr als recht: 1966 zählte eine Studie in Großbritannien 4,5 Fälle pro 10.000 Kindern, 1992 waren es in den USA 19 von 10.000, 2006 über 90, jedes 110. Kind.

Angst vor einer Autismus Epidemie
Die Angst vor einer Epidemie kam auf, und sie ist bei Autismus viel drückender als bei anderen „Epidemien“ – Allergien, Asthma, Diabetes –, weil diese Krankheit den Menschen im Kern trifft, im seinem Selbst – da kommt der Name her – bzw. dessen mangelndem Kontakt mit anderen.

Allerdings lässt sich ein Teil der Zunahme durch veränderte medizinische Diagnosen und gesellschaftliche Denkweisen erklären: In Südkorea etwa fand Richard Grinker, Anthropologe an der George Washington University, bei Umfragen im Jahr 1980 kaum Familien, die von autistischen Mitgliedern berichteten: Das Leiden war stigmatisiert. Das blieb es nicht, 1999 wurde Grinker bei jedem 38. Kind davon berichtet. Diese Explosion ist unerklärlich, aber die „Epidemie“ insgesamt hängt auch mit den Diagnosen zusammen: 1952 hieß die Krankheit „frühe Schizophrenie“, 1980 wurde sie als „kindlicher Autismus“, 1987 „Autismus-Krankheit“ bezeichnet: Heute deckt „Autismus“ (autism spectrum disorder, ASD) ein breites Spektrum ab, es reicht von bösen Formen – zehn Prozent der Autisten können nicht sprechen, vier von fünf sind von ihren Eltern abhängigbis zu milden, die oft mit Hochbegabungen in vielen Feldern verbunden sind: Béla Bartók, Erik Satie und Andy Warhol gehören ebenso zu Ferndiagnostizierten wie Isaac Newton, Albert Einstein und Ludwig Wittgenstein u.v.a.m.

Natürlich hat sich auch die Aufmerksamkeit der Eltern erhöht, aber all das erklärt die Epidemie nicht: Peter Bearman, Soziologe an der Columbia University, hat fünf Mio. Geburten und 20.000 psychologische Diagnosen in Kalifornien ausgewertet und findet für nicht einmal die Hälfte der Autisten die Ursache: 25% kamen von den Diagnosen – viele heutige „Autisten“ waren früher „geistig retardiert“ –, 15% von erhöhter Aufmerksamkeit, 10% vom höheren Alter, in dem viele Paare heute Kinder zeugen. (Es ist nicht klar, ob es eher an Vätern oder Müttern liegt; Bearmans Befund deutet eher auf Letztere). Und vier Prozent haben etwas mit der Region zu tun: In den Hügeln von Hollywood etwa häuft sich das Leiden, das Wasser geriet in Verdacht – 1959 gab es in der Nähe einen Atomunfall –, aber Los Angeles trinkt das gleiche Wasser (Nature, 479, S.22).
Eventuell ist auch ein sog. "Autismus-Gen" (mit als ein Auslöser) am Autismus beteiligt. Siehe dazu den Direktlink:  http://eggetsberger-info.blogspot.com/2011/11/autismus-symptome-bei-mausen-ausgelost.html

In einer anderen Umwelt gräbt Simon Baron-Cohen (Cambridge) Psychologe und der Direktor des Autismus-Forschungszentrums (ARC), der umtriebigste und umstrittenste Autismusforscher. Er führt das Feld zurück in seine frühen Jahre, damals suchte man soziale Gründe und fand – lieblose „Kühlschrankmütter“. Das hielt sich nicht, man wechselte zu den Genen – eine Mrd. Dollar hat die US-Regierung in den letzten zehn Jahren dafür ausgegeben; für die Erkundung möglicher Umweltfaktoren 40 Mio. –, man fand nichts (bzw. Gene sonder Zahl), nun schlägt das Pendel zurück, ins Soziale: Baron-Cohen setzt seit 1997 auf die „Theorie des extremen Männergehirns“: Sie wird dadurch gestützt, dass bei ASD auf elf Männer eine Frau kommt, das könnte am Testosteron im Uterus liegen. Und es zeigt sich im „männlichen Denken“, das die Welt in Regeln bringt und systematisiert, während das „weibliche Denken“ sich eher in andere hineinversetzt. Die Rede ist jeweils von einem Typus, in der Realität ist der rein männliche Typus eher rar, viele Frauen sind ebenso systematisieren wie der beschriebene männliche Typus.

Der Silicon Valley Typ
Exakt diesen Typ sieht Baron-Cohen vor allem bei den Computer-Geeks, deren Leben sich um Elektronik dreht, etwa in Silicon Valley oder in Eindhoven, auch dort ist ein Hightechzentrum. Und dort hat Baron-Cohen stark erhöhte Autismusraten gefunden. Er führt sie darauf zurück, dass die Kinder genetischen und/oder Erziehungseinflüssen von beiden Elternteilen unterliegen: „Wenn solche Geeks einander heiraten, ist das eine schlechte Neuigkeit für den Nachwuchs“ (Nature, 479, S.25).Autismus: [aus dem griechischen = autos >selbst<] 
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Anmerkung: IPN-Forschung/Eggetsberger
Es werden heutzutage mehr autistische Kinder geboren, als jemals zuvor.
In der Entwicklung des menschlichen Gehirns zeigt sich, dass der frontale- und präfrontale Cortex sich in den letzten Tausend Jahren immer weiter entwickelt und vergrößert haben. Ein Beispiel zeigt das auch sehr deutlich: Im Lauf der letzten 100 Jahre ist der durchschnittliche IQ von 70 (im Jahr 1910) auf 130 angestiegen. 
Vielleicht ist der Autismus eine Vorform wie die zukünftige menschliche Gehirnentwicklung aussieht!

Die Hirndominanz verschiebt sich gerade weg vom Reptiliengehirn (Hirnstamm) und limbischen Gehirn (emotionales Gehirn), zum Denkerhirn. Hirnstamm und limbisches Hirn, werden auch als altes Gehirn, als Ur-Hirn bezeichnet. Nicht mehr Emotionen und reine Aggression stehen dann (nach Abschluss des Prozesses) im Vordergrund, sondern das reine Denken, Konzentration und scharfer Fokus auf einzelne Dinge. Viele Autisten leben in einer emotionalen und geistigen Eigenwelt, sie sind oft extrem selbstbezogen und in sich gekehrt. Sie können auf Vieles mit Angst und Panik reagieren. Hier zeigt sich wieder das extreme Koordinationsproblem zwischen den alten Gehirnbereichen und dem neuen Frontalhirn. Diese Hirnbereiche arbeiten bei Autisten nicht wie gewohnt zusammen. 
Die Wissenschaft blickt beim Autismus vielleicht auf eine Form der Evolution und bezeichnet diese derzeit als absonderlich und unausgeglichen. Dass einige Menschen aus dem uns bisher bekannten Gleichgewicht sind, irritiert Forscher und Familienangehörige gleichsam. Dabei handelt es sich vielleicht um ein reines Koordinationsproblem der Hirnmodule. Das schon bei der Geburt vorhandene Übergewicht der präfrontalen Hirnlappen (im Stirnhirn) und der gleichzeitige Mangel an Spiegelneuronen-Aktivität sind wahrscheinlich der Hauptgrund für diesen Zustand. Vielleicht ist Autismus (in der milden Form) eine Evolution und keine Krankheit! Es ist vielleicht eine Zunahme der Weisheit und eine andere Art von Bewusstsein das sich nun bemerkbar macht. 
Viele Autisten und sog. Savants (Inselbegabte) zeigen schon heute, dass sie in Teilbereichen außergewöhnliche Leistungen vollbringen können. 50 Prozent der bekannten Inselbegabten sind Autisten, und sechs von sieben Inselbegabten sind männlich. Sie verfügen über Außergewöhnliches (unfassbares) Erinnerungsvermögen, musikalische Begabungen, mathematische Begabungen, sprachliche Begabungen (z.B. gibt es Savants die 68 Sprachen perfekt in Wort und Schrift beherrschen und 111 Sprachen teilweise) oder ein enormes künstlerisches Talent. Immer neue Sondertalente tauchen auf.


Ausblick: Wenn es sich um den Beginn eines Hirn-Entwicklungsschritts handelt, dann ist Autismus die Übergansphase und man müsste überlegen ob man mit geeigneter Hirnstimulation (direkt durch Potenzialströme, z.B. mittels eines Gerätes wie dem Whisper 213) nicht einen besseren Ausgleich zwischen den alten Gehirnbereichen und dem präfrontalen Hirn schaffen kann. So könnte man versuchen die extremeren Autismusformen in mildere Formen umzuwandeln.
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Siehe dazu auch den Artikel: "Die Zukunft hat begonnen? - Umbruch im Gehirn" 
Direktlink: http://eggetsberger-info.blogspot.com/2011/11/die-zukunft-hat-begonnen-umbruch-im.html


UNSER TIPP 
Wie viel Autismus steckt in mir?
Autismus Selbsttest (50 Fragen) Direktlink: http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2006/0425/flash/002_autismus_flash.jsp

Inselbegabung Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Inselbegabung

Autismus Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus

Asperger Syndrom: http://de.wikipedia.org/wiki/Asperger-Syndrom

UN-Weltautismustag 2011 - Link: http://www.lebenmitautismus.de/static/index4.htm?m1=wat&m2=wat2011