Mittwoch, 3. April 2013

Forscher erschaffen geniale Mäuse durch Transplantation von menschlichen Hirnzellen

Superintelligente-Mäuse durch Gliazellen (Sternzellen)
Es klingt wie aus einen Science Fiction Roman: Amerikanische Forscher haben Mäuse erschaffen, deren Gehirne zu einem Teil aus menschlichen Gehirnzellen bestehen und die dadurch zu überlegenen geistigen Leistungen fähig sind.

Die Mäuse lernen jetzt schneller und finden ihren Weg besser durch ein Labyrinth. 
Sternzellen / Gliazellen

Bei dem transplantierten Gehirn-Gewebe handelt es sich allerdings nicht um die nomalen Nervenzellen, sondern um sogenannte Sternzellen. Sie Sternzellen umgeben die Neuronen und unterstützen sie bei ihrer Funktion, sie bilden auch die Bindesubstanz zwischen den Neuronen. Es wurde bereits vermutet, dass die hochentwickelten Sternzellen des Menschen eine wichtige Rolle bei der Leistungsfähigkeit unseres Gehirns spielen. Die Experimente der Forscher um Steve Goldman vom University of Rochester Medical Center untermauern diese These nun experimentell.

Sternzellen sind eine spezielle Form der sogenannten Gliazellen, die ein Stützgerüst um Nerven bilden. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass den sogennante Astrozyten genannten Sternzellen eine besondere Rolle zukommt: Sie beeinflussen die Signalübertragung in den Neuronen – sie sind also aktiv an der Funktion des Nervengewebes beteiligt. Säugetiere besitzen besonders viele Sternzellen, doch die Sternzellen des Menschen sind ungewöhnlich: Sie sind größer, komplexer strukturiert und zeigen intensivere Aktivität. Deshalb wurde bereits vermutet, dass sie Teil des Konzeptes sind, das dem menschlichen Gehirn seine überlegene Leistungsfähigkeit verleiht. In diesem Zusammenhang wollte die Forschergruppe um Goldman nun folgende Frage beantworten: Was passiert, wenn man die Sternzellen im Gehirn von Mäusen durch menschliche ersetzt?

Hirnzellen von Mensch und Maus arbeiten zusammen und machen die Mäuse intelligent

Als Ausgangsmaterial für die Experimente nutzten die Wissenschaftler Vorgängerzellen von Gliazellen, die sich durch ein spezielles Labor-Verfahren aus menschlichen Hautzellen generieren lassen. Diese Mutter-Zellen pflanzten sie ins Gehirn von neugeborenen Mäusen einer speziellen Zuchtlinie ein, die keine Abstoßungsreaktionen gegenüber menschlichem Gewebe entwickeln.

Bei diesen Versuchstieren bildete sich nun im Gehirn ein chimäres Gewebe: Mäuse-Nerven, die aber von menschlichen Sternzellen umgeben waren. Es entstand dadurch eine funktionsfähige Einheit, wie die Untersuchungen der Forscher zeigten. Die Astrozyten besaßen die gleichen Strukturen und Aktivitätsmuster, wie sie sie auch im Gehirn des Menschen aufweisen und konnten mit den Mäuse-Nerven zusammenarbeiten.

Die Mäuse wurden getestet
Um herauszufinden, ob diese neue Verbindung einen Effekt auf die Hirnleistungen der Mäuse hat, unterzogen die Forscher sie verschiedenen Tests. Die Mäuse sollten dabei ihre Lern- und Merkfähigkeiten unter Beweis stellen.
Es zeigte sich: Die chimären Mäuse konnten besser und schneller den Weg durch ein Labyrinth erlernen und sich den Weg merken als die Kontrolltiere ohne menschlichen Sternzellen im Gehirn. Gegenstände konnten sie sich ebenfalls effektiver einprägen und sie begriffen auch schneller und nachhaltiger, dass bestimmte Geräusche mit Reizen verknüpft sind. „Unsere Ergebnisse legen damit nahe, dass der hochentwickelte Verstand des Menschen auch auf der Funktion seiner ungewöhnlichen Sternzellen beruht“, resümiert Goldman.

Es gibt Hinweise, dass Störungen der Funktion von Gliazellen im Zusammenhang mit neuropsychiatrischen und neurologischen Erkrankungen stehen. Um diese Verbindung zu erforschen, wollen die Forscher nun bei weiteren Experimenten Mäusen Glia-Vorläuferzellen einsetzen, die von menschlichen Patienten stammen, die an Schizophrenie oder der Erbkrankheit Chorea Huntington leiden. Die Eigenschaften der chimären Mäuse, die aus diesen Versuchen hervorgehen, könnten Einblicke in die Ursachen dieser Erkrankungen eröffnen, sagen die Wissenschaftler.
Quelle: Steve Goldman (University of Rochester Medical Center) et al.:Cell Stem Cell , doi:10.1016/j.stem.2012.12.015//
LINK: http://www.cell.com/cell-stem-cell/retrieve/pii/S1934590913000076 (inklusive Video)
PDF der Studie: http://download.cell.com/cell-stem-cell/pdf/PIIS1934590913000076.pdf?intermediate=true (12 Seiten auf englisch)