Donnerstag, 18. Januar 2024

Zusammenhang zwischen Bakterien und Körpergewicht


Einige können viel essen, ohne wirklich übergewichtig zu sein.
Manche Menschen sind sogar sehr schlank, obwohl sie extrem viel essen und richtige Naschkatzen sind. Bei Manchen schlägt allein der Anblick des Essens schon auf das Gewicht – zumindest fühlt sich das für viele so an. Forscher haben entdeckt, dass dies mit auch Bakterien zu tun hat.

Die richtigen Bakterien regulieren das Körpergewicht
Die Bakterienzusammensetzung im Magen spielt offenbar eine große Rolle. Französische Forscher haben in Experimenten mit Mäusen entdeck, dass Bakterien im Magen und Darm das Körpergewicht beeinflussen. Die Bakterien im Magen und im Darm haben demnach einen Einfluss auf die Stoffwechselwege im Körper, wie etwa die Nährstoffaufnahme durch den Darm und den Fettstoffwechsel in der Leber. Die Forscher gehen daher davon aus, dass dies die Ursache für ein Phänomen ist: Denn manche Menschen können viel essen und es wirkt sich nicht direkt auf das Körpergewicht aus. Die Forscher vom Französischen Institut für Agrarwissenschaft (INRA) durchleuchteten nun die Rolle der Bakterien für biochemische Vorgänge im Körper. In ihrem Versuch entnahmen sie übergewichtigen Mäusen Darmbakterien und setzten jene den Normalgewichtigen ein.

Mäuse, mit den Übergewichts-Bakterien und fettreicher Nahrung fraßen mehr und hatten am Versuchsende nach acht Wochen etwa 40 Prozent Gewicht zugelegt. Diejenigen von ihnen, die gewöhnliches Futter erhielten, wogen zu dem Zeitpunkt immerhin noch über 20 Prozent mehr. Wie auch US-Forscher zeigten, haben übergewichtige Menschen eine andere Bakterien-Zusammensetzung im Darm als Normalgewichtige. Damit biete sich die Darmflora auch als Ansatzpunkt für Therapien gegen Fettleibigkeit an, schreiben Wissenschaftler um Peter Turnbaugh von der Washington University in St. Louis (US-Staat Missouri) im Journal "Nature" (Bd. 444, S. 1027 und 1022).

Die Dickmacher-Bakterien ziehen mehr Energie aus der Nahrung
Der Großteil der Darmbakterien gehört demnach einer der beiden großen Stämme von Bakterien an: den Firmicutes oder den Bacteroidetes. Wie Turnbaughs Gruppe nun durch eine genetische Untersuchung der Darmflora zeigte, besitzen übergewichtige Menschen weniger Bacteroidetes-Bakterien als Normalgewichtige. Setzten die Forscher die Versuchspersonen auf Diät, stieg der Anteil dieser Bakterien. Eine mögliche Erklärung für ihre Beobachtung fanden die Forscher bei einer Untersuchung mit Mäusen. Diese zeigte, dass die Darmbakterien von übergewichtigen Tieren mehr Energie aus der Nahrung herausholten. Übertrugen die Forscher die Darmflora übergewichtiger auf normalgewichtige Tiere, deren Darm bis dahin keimfrei war, stieg deren Körperfettanteil.

Noch unklar, wie groß die Auswirkungen sind.
Möglicherweise spielten die Darmbakterien bei der Gewichtsregulation ebenso eine Rolle wie Bewegung oder Kalorienaufnahme, folgern die Wissenschaftler. Bei einer Behandlung von Fettleibigkeit könnte eine Manipulation der Bakterien- Zusammensetzung hilfreich sein. Noch sei allerdings unklar, ob die recht kleinen Unterschiede bei der Nahrungsverwertung tatsächlich für die mitunter bedeutenden Unterschiede im Körpergewicht verantwortlich sind, schreiben Matej Baljzer und Randy Seeley von der University of Cincinnati in Ohio (USA) in einem begleitendem Kommentar ("Nature", Bd. 444, S. 1010). Auch zahlreiche weitere Fragen, etwa welcher Sinn hinter diesem System stecke und wie es reguliert werde, seien noch offen.