Freitag, 4. Mai 2012

Epilepsie und Depressionen treten häufig zusammen auf

KURZINFO: Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt.
Etwa einer von 100 Erwachsenen leidet unter einer aktiven Epilepsie. Und bis zu 5 von 100 haben mindestens einmal in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Dabei sind dramatische Krampfanfälle mit Bewusstseinsverlust und unkontrollierten Zuckungen eher die Ausnahme – viele Patienten erleben nur sogenannte Absencen, d.h. sie sind vorübergehend nicht ansprechbar.


Wissenschaft: Zusammenhang könnte auf eine gemeinsame Ursache hindeuten
Zwischen Depressionen und Epilepsie könnte es einen direkteren Zusammenhang geben als bislang vermutet: Genauso wie Depressionen bei Epileptikern gehäuft auftreten, entwickeln depressive Menschen auch ungewöhnlich häufig eine Epilepsie. Dieser gegenseitige Einfluss auf das Risiko für die jeweils andere Krankheit deutet auf einen gemeinsamen Entstehungsmechanismus hin. Diesen Schluss zieht Andres Kanner von der Rush-Universität in Chicago aus den Ergebnissen mehrerer Studien, die der Forscher auf dem Jahrestreffen der amerikanischen Wissenschaftsgesellschaft AAAS in Washington vorstellte.

Schon der griechische Arzt Hippokrates hatte einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Epilepsie vermutet. Einer der Schlüsselfaktoren bei diesem Zusammenhang könnte eine Veränderung der Gehirnchemie sein. So zeigen beispielsweise Studien an genetisch veränderten Ratten, die zu epileptischen Anfällen neigen, ungewöhnliche Serotonin-, Noradrenalin- und Dopaminspiegel im Gehirn der Tiere. Das Muster dieser Veränderungen, besonders in Bezug auf Serotonin und Noradrenalin, ähnelt dabei stark dem von Patienten, die unter Depressionen leiden.

Eine solche Störung im Neurotransmitter-Gleichgewicht könnte auch erklären, warum viele depressive Epileptiker nicht so gut auf Medikamente oder chirurgische Eingriffe reagieren wie Epilepsiepatienten ohne Depressionen, erklärte Kanner. Das hatten der Wissenschaftler und seine Kollegen bei einer Studie mit 90 Epileptikern beobachtet, bei denen ein Teil der Gehirnmasse entfernt worden war. Diejenigen, die bereits seit Jahren unter Depressionen litten, waren nach der Operation deutlich seltener symptomfrei als die anderen Probanden. Dieser Zusammenhang sollte daher bei der Auswahl der jeweiligen Therapie auf jeden Fall berücksichtigt werden, empfiehlt der Wissenschaftler.
Quelle: Jahrestreffen der amerikanischen Wissenschaftsgesellschaft AAAS in Washington
LINK: http://www.aaas.org/meetings/Annual_Meeting/