Soziale Plattformen verraten die Gefühle und deren Verlaufskurve: Im Laufe des Tages sinkt unsere Stimmung stark ab
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So sehr Facebook, Twitter und Co immer wieder verteufelt werden – für Sozialwissenschaftler (und nicht nur für diese!!!) sind sie ein wahres Daten-Paradies: Millionen von Menschen aus aller Herren Länder äußern sich über diese Plattformen. Ihre Wortwahl verrät dabei einiges über ihren Gemütszustand. So konnten die Soziologen mithilfe einer Sprachsoftware feststellen, dass nahezu alle Menschen früh morgens und kurz vor Mitternacht die bessere Laune haben, denn dann benutzen sie am meisten Wörter, die mit positiven Gefühlen verbunden sind. Die Überraschung: Das Ergebnis galt für alle 84 untersuchten, englischsprachigen Regionen. Über den Tag hinweg nimmt die Stimmung nach und nach ab.
Da dieser Rhythmus auch für die Wochenenden gelte – lediglich um zwei Stunden zeitverzögert – steuert laut den Wissenschaftlern unsere innere biologische Uhr die Stimmung. Schlaf scheint demzufolge auch für emotionale Erholung zu sorgen.
Von guter Laune am Morgen, in Richtung schlechter Laune am Abend. |
Stress im Arbeitsalltag vermiest uns also zusätzlich die Laune, vermuten die US-Forscher. Neben dem Job reagiert das Gemüt auch direkt auf die Jahreszeiten, beziehungsweise auf die Veränderung von Tageslängen. Während im Frühjahr mit der Tageslänge auch die Stimmung wächst, sinkt sie mit der Sonnenstundenzahl im Herbst. Die reine Sonnenscheindauer hat den Wissenschaftlern zufolge allerdings keine Auswirkungen. (Anm.: auch die aktuellen Sonnenaktivitäten -Sonnenstürme- machen sich in unserer Stimmung negativ bemerkbar.)
In den Daten steckten außerdem interessante Informationen über die Besonderheiten bestimmter Kulturkreise der Schreiber.
Demnach haben Menschen, die im arabischen Raum leben freitags und samstags die beste Laune. Das passt in die Erklärungsansätze der Forscher, denn gearbeitet wird dort von Sonntag bis Donnerstag.
Gegenüber bislang zu diesem Thema angewandten Methoden wie die Selbstauskunft, bietet die Analyse von Twitter-Nachrichten neben der Fülle an Untersuchungsobjekten eine Aufnahme in Echtzeit, die nicht auf dem Erinnerungsvermögen der Probanden beruht, betonen Scott Golder und Michael Macy. „Außerdem können wir Verhalten und Stimmung in einer natürlichen Umgebung studieren, ohne zu stören“, so Golder.
Wofür Facebook, Twitter und Co wohl sonst noch alle unsere Daten freigeben?
Quelle: Scott Golder und Michael Macy (Cornell University, Ithaca): Science, Band 333, S. 1878, doi: 10.1126/science.1201775; LINK: http://dx.doi.org/