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Freitag, 9. Februar 2024

Schmerzen verringern Schuldgefühle


Persönliches Leiden beruhigt das Gewissen
Die jahrhundertealte Verknüpfung von Schmerz und Sühne (wie sie auch in einigen Religionen "gelehrt" wird) kommt nicht von ungefähr. Ein internationales Forscherteam hat nachgewiesen, dass Schmerzen tatsächlich das Ausmaß von Schuldgefühlen verringern.

Offenbar sehen Menschen Schmerzen als eine Möglichkeit an, für ein eigenes Vergehen zu bezahlen und das subjektiv empfundene Gerechtigkeits-Gleichgewicht wiederherzustellen, so die Forscher. Das erkläre auch, warum es in vielen religiösen Glaubenssystemen die Vorstellung gibt, dass man sich durch ritualisierte oder selbst zugefügte Schmerzen von seinen Sünden reinwaschen kann.
Aber auch das Knien in Kirchen und das gebeugte Gehen/Stehen sind Ausdruck "Schmerz" und/oder eine unangenehme Haltung zur Buße anzuwenden. Dass dieses unbewusste Verhalten tief in uns sitzt, zeigt sich sogar bei äußerst jungen Menschen. Jugendliche, die von ihren negativen Gefühlen überfordert sind, leben das oft durch Selbstverletzungen aus. In Europa hat sich etwa jeder dritte Jugendliche schon einmal mit Fingernägeln, Rasierklingen oder Glasscherben selbst verletzt.  

Der Studienablauf: 
Für ihre Untersuchungen gewannen die Forscher 22 Männer und 40 Frauen. Die Teilnehmer waren im Schnitt knapp 23 Jahre jung. Man erklärte ihnen, bei der Untersuchung gehe es um ihre mentalen Fähigkeiten. Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt: eine "Schmerz-Gruppe", eine "Nicht-Schmerz-Gruppe" und eine Kontrollgruppe.

Die Mitglieder der Schmerz- und der Nicht-Schmerz-Gruppe mussten zunächst eine Viertelstunde lang schriftlich über einen Vorfall berichten, bei dem sie sich unmoralisch verhalten hatten. Die Kontrollgruppe dagegen schrieb über eine neutrale Alltagssituation. Danach wiesen die Wissenschaftler alle Teilnehmer an, eine Hand so lange wie möglich in einen Eimer mit Wasser zu halten. Bei den Mitgliedern der Schmerz-Gruppe und der Kontrollgruppe enthielt der Eimer Eiswasser, wohingegen die Probanden der Nicht-Schmerz-Gruppe handwarmes Wasser vorgesetzt bekamen. Parallel dazu sollten alle Teilnehmer mit der nicht im Eimer steckenden Hand so viele Büroklammern wie möglich einzeln von einer Schachtel in eine andere legen.

Diese Versuche brachten drei wesentliche Ergebnisse, berichten die Forscher. 
1. Wer sich vor dem Test das eigene unmoralische Verhalten vor Augen geführt hatte, hielt seine Hand länger in den Eiswasser-Eimer als diejenigen, die lediglich über eine Alltagssituation nachgedacht hatten.
2. Das Bewusstsein für das eigene Fehlverhalten verstärkte das Schmerzempfinden - die Angehörigen der Schmerz-Gruppe bewerteten den durch das Eiswasser ausgelösten Schmerz stärker, als die Mitglieder der Kontrollgruppe.
3. Der empfundene Schmerz verringerte die Schuldgefühle, die der Gedanke an das eigene unkorrekte Verhalten zuvor ausgelöst hatte. Bei der Nicht-Schmerz-Gruppe, bei der es keine kompensierenden Schmerzen gab, blieb das Schuldbewusstsein unbeeinflusst.

Schmerz hat somit also tatsächlich eine Art reinigende Wirkung, schließen die Wissenschaftler. Man kann ihn demnach als eine Art psychologische Währung verstehen, die man in die Waagschale werfen kann, um das gestörte Gleichgewicht im Gerechtigkeitsgefühl auszugleichen. 

Der Schmerz scheint gleich mehrere Funktionen zu erfüllen, so die Forscher: 
Zum einen ist er der Preis, durch dessen Zahlung man seine moralische Reinheit wiederherstellen kann. Zweitens signalisiert er anderen die eigene Reue und zeigt, dass man bereit ist, diesen Preis zu zahlen. Drittens ist das Ertragen von Schmerz ein Zeichen der eigenen Stärke und hilft, das positive Selbstbild wiederherzustellen. 

Quelle: Brock Bastian (University of Queensland) et al: Psychological Science, doi: 10.1177/0956797610397058/

Bildquelle: pixabay

Freitag, 2. Juni 2023

Pupillenweite verrät Unsicherheit bei Entscheidungen


Die Pupillenweite ist ein indirektes Maß um zu erfahren, was im Hirnstamm passiere,
berichten Hamburger Neurowissenschaflter.

Wer auf die Pupillen seiner Mitmenschen achtet, kann einiges in Erfahrung bringen – das berichtet ein Forscherteam um den Hamburger Neurowissenschaflter Tobias Donner (Universitätsklinikum Eppendorf). Sie haben die Veränderung der Pupillen bei Menschen untersucht, die gerade eine Entscheidung getroffen haben. Dafür ließen die Forscher Probanden auf einen Bildschirm schauen, über den zwei Wolken von Punkten zogen. 27 Männer und Frauen sollten angeben, welche der beiden Wolken-Bewegungen stärker war. Während des Entscheidungsprozesses vermaßen die Wissenschaftler die Pupillen mit einer Videokamera.
 
War sich ein Teilnehmer bei seiner Entscheidung unsicher,
weitete sich seine Pupille unmittelbar danach. 

Mit dieser Weitung stieg auch die Wahrscheinlichkeit, dass er die nächste Entscheidung anders treffen würde, wie das Team im Fachblatt "Nature Communications" schreibt. Erregung durch Unsicherheit. Die Pupillengröße sei eng mit der Aktivität autonomer Zentren im Hirnstamm verknüpft, so Donner. 

Diese Teile des Gehirns seien wichtig, um bei Unsicherheit in einer Entscheidung das Verhalten unbewusst anzupassen – etwa, um beim nächsten Mal genauer auf die Fakten achten. Donner und sein Team konnten die Unsicherheit der Teilnehmer anhand der Größe ihrer Pupillen berechnen. Dass die Weite der Pupillen den allgemeinen Erregungszustand widerspiegelt, war schon länger bekannt, so der Forscher. "Neu ist, dass das an dieses ganz präzise mathematische Maß von Entscheidungsunsicherheit gekoppelt war." Die Pupille sei ein indirektes Maß um zu erfahren, was im Hirnstamm passiere. An der Findung von Entscheidungen seien nicht nur die höheren Bereiche des Gehirns beteiligt, sondern auch evolutionär sehr alte und autonome Hirnstammzentren.

Der Neurowissenschaflter hofft, dass seine Erkenntnisse bei der Behandlung von Depressionen und anderen psychiatrischen Krankheiten helfen könnten, bei denen Hirnstammzentren gestört zu sein scheinen. 

Könnte ein "Eye-Tracker", ein Messgerät für Augenbewegungen,
künftig als Lügendetektor dienen? 

Donner warnt zur Vorsicht, da ein ein solcher Detektor schon bei einer einzelnen Messung nahezu hundertprozentig funktionieren müsste: "Ich würde aber auf jeden Fall raten, die Pupillengröße mit zu messen."

Quelle: Nature Communications: "Pupil-linked arousal is driven by decision uncertainty and alters serial choice bias"
Link: http://www.nature.com/articles/ncomms14637

Freitag, 13. Januar 2023

Nach nur wenigen Minuten wirkt sich Schmerz auf unsere Psyche aus.


Körperlicher Schmerz wirkt sich schon nach Minuten seelisch aus.
Bereits nach so kurzer Zeit waren Reize in emotionalen Bereichen des Gehirns messbar. Das ergab eine Untersuchung an der Technischen Universität München (TUM). In Deutschland leiden etwa acht Millionen Menschen regelmäßig unter Schmerzen, jeder Vierte sogar täglich. Auch die Österreicher haben große Probleme mit dem Schmerz. Die Forscher: "Das Ergebnis hat uns selbst sehr verblüfft. Der Schmerz hat über die zehn Minuten nur noch ganz wenig zu tun mit dem was objektiv passiert", sagte der Neurologe Markus Ploner vom TUM-Klinikum rechts der Isar. Umgekehrt beeinflusst die Psyche messbar das Schmerzempfinden: In einem weiteren Versuch bestätigten die Forscher, dass das Scheinmedikament Placebo lindernd wirkt. Die Erkenntnisse könnten neue Ansätze für die Diagnose und Behandlung chronischer Schmerzen bieten. "Wenn Schmerz so viele Einflussfaktoren hat, kann er auch auf vielfältige Weise beeinflusst werden."

Ein objektiver Reiz wandelt sich zu einem emotionalen Prozess
In einer in der Fachzeitschrift "Cerebral Cortex" veröffentlichten Studie bekamen 41 Probanden Hitzereize auf die Hand, die über zehn Minuten in ihrer Stärke variierten. Auf einer Skala bewerteten sie ständig die Schmerzstärke. Ergebnis: "Schon über wenige Minuten veränderte sich die subjektive Schmerzwahrnehmung der Teilnehmer – sie spürten zum Beispiel Änderungen des Schmerzes, wenn der objektive Reiz unverändert blieb", sagte Ploner. "Die Empfindung von Schmerz löste sich somit bereits über wenige Minuten vom objektiven Reiz."

Bisherige Studien hätten Schmerzreize nur über Sekunden untersucht, erläuterte Ploner. Dabei seien Hirnbereiche aktiv, die Signale der Sinnesorgane wie der Haut verarbeiten. Bei diesem ersten Experiment mit minutenlangen Schmerzen zeigte das EEG ein anderes Bild. Auch emotionale Hirnbereiche waren aktiv. "Dauert ein Schmerz über einen längeren Zeitraum an, so wandelt er sich offensichtlich von einem reinen Wahrnehmungsprozess zu einem mehr emotionalen Prozess."

Wenn sich die Wahrnehmung schon nach so kurzer Zeit so erheblich ändere, stelle sich einmal mehr die Frage, was im chronischen Krankheitsverlauf über Jahre im Gehirn geschehe. "Das ist methodisch schwer zu untersuchen.

Placebos beeinflussen das Empfinden
Auch ein in der Fachzeitschrift "Pain" veröffentlichtes Ergebnis der Münchner Forscher weist auf die enge Verknüpfung von körperlichem Schmerz und Psyche hin. Zwanzig Probanden erhielten unterschiedlich starke Laserpulse auf zwei Bereiche ihres Handrückens und bewerteten den Schmerz. Danach erhielten sie die gleichen Reize noch einmal. Die Handrücken wurden aber vorher mit Cremes behandelt, eine davon angeblich schmerzlindernd. Obwohl auch sie wirkstofffrei war, bewerteten die Teilnehmer die Schmerzen hier schwächer. Der Placebo-Effekt war auch im Gehirn sichtbar: Trotz gleicher Schmerzreize feuerten die Nervenzellen ein anderes Muster von Signalen. Dies könne auch erklären helfen, dass Schmerzpatienten oft sogar auf starke Medikamente nicht ansprechen, sagte Ploner. "Sie haben die negative Erwartung: Bei mir hilft nichts - so erleben sie es dann."

Das Auge ist nicht nur zum Sehen mit dem Gehirn vernetzt. 
Es beherbergt auch Rezeptorzellen, die wie eine Art Stimmungs-Taktgeber funktionieren mehr dazu im PDF-Tipp! 

Quellen: Fachzeitschrift "Cerebral Cortex", Fachzeitschrift "Pain", TUM-Klinikum u.a.
Fotoquelle: Fotolia

Samstag, 4. Januar 2020

Ein Trauma in der Kindheit kann auch Erwachsene noch krank machen

Erwachsene, die in der Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht haben, weisen eine verminderte Stressresistenz auf, haben Forscher herausgefunden. Immer wieder liest man von Vergewaltigungen, und Missbrauchsfällen bei denen die Täter (aus dubiosen Gründen) nur eine sehr geringe Strafe bekommen. Die Argumentation der Richter ist: "Das Opfer hat die Tat gut weggesteckt!(Siehe z.B.: Link oder Link).

Doch die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.
Wer im Kindesalter traumatische Erfahrung macht, ist als Erwachsener anfälliger für psychische Krankheiten, aber auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gastrointestinale Störungen, Diabetes und Krebs (von wegen gut weggesteckt!).

Ein möglicher Grund dafür: Frühe Stresssituationen, Ängste, Panik können Effekte auf das Gehirn, den Stoffwechsel und das Immunsystem haben, die diese Erkrankungen begünstigen. In einer deutschlandweiten Umfrage gaben rund 28 Prozent der befragten Erwachsenen an, mindestens eine Form der Misshandlung in ihrer Kindheit erfahren zu haben. Ähnlich sehen die Zahlen auch in anderen EU-Ländern (auch in Österreich) aus, von den neu eingewanderten Kindern (Flüchtlinge) ganz zu schweigen. Denken Sie nur was hier am Weg und in den Heimen geschieht, denken Sie dabei auch an die (eigentlich in Europa illegalen) Kinderehen.

Freitag, 20. Dezember 2019

Die Persönlichkeit ändert sich im hohen Alter stärker als bisher angenommen (Forschung)

Im hohen Alter verändert sich nach den neuen Erkenntnissen einer deutsch-amerikanischen Untersuchung die Persönlichkeit der Menschen noch einmal ähnlich stark wie im jungen Erwachsenenalter.
Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer Studie auf Basis der Langzeitstudien „Sozio-oekonomisches Panel“ (SOEP) und „Household Income and Labour Dynamics in Australia“ Survey (HILDA Survey). „Unsere Studie widerlegt die unter Psychologen vorherrschende Ansicht, dass sich die Persönlichkeit im Laufe des Lebens immer stärker stabilisiert“, sagt die Psychologin Jule Specht von der Freien Universität Berlin, eine der Autorinnen und Autoren. (Die Untersuchung wurde kürzlich auch im renommierten Journal of Personality and Social Psychology und als SOEPpaper 687 veröffentlicht.)

Eine groß angelegte Studie!
Für ihre Untersuchung hatten Jule Specht von der Freien Universität Berlin und Maike Luhmann von der Universität zu Köln sowie Christian Geiser von der US-amerikanischen Utah State University die Angaben von insgesamt mehr als 23.000 Menschen analysiert, die von 2005 bis 2009 befragt worden waren.

Die bevölkerungsrepräsentativen Daten zeigen den Wissenschaftlern zufolge, dass sich im jungen Erwachsenenalter bis zum Alter von 30 Jahren ebenso wie im Alter ab etwa 70 Jahren die Persönlichkeit der Menschen so stark ändert, wie in keiner anderen Lebensphase(!).

40% der jungen Deutschen und Österreicher haben eine unterkontrollierte Persönlichkeit
Im jungen Erwachsenenalter verändern sich demnach vor allem Menschen, die dem sogenannten unterkontrollierten Persönlichkeitstyp zugeordnet werden können. Diese zeichnen sich durch eine geringe Verträglichkeit und eine geringe Gewissenhaftigkeit aus. „Etwa 40 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland haben eine unterkontrollierte Persönlichkeit“, sagt Jule Specht. „Ab einem Alter von etwa 30 Jahren reifen aber viele dieser jungen Rebellen zu resilienten Persönlichkeiten heran.“ Solche resilienten Menschen seien leistungsfähig, hätten ein hohes Selbstwertgefühl und litten nur selten unter psychischen Problemen, betont die Wissenschaftlerin. „Ihre Persönlichkeit ist im Allgemeinen stabiler als die von unter- oder überkontrollierten Männern und Frauen.“  ...

Montag, 18. November 2019

Es gibt Menschen, die über vieles lachen können. Aber viele, schauen meistens missmutig in die Gegend.

US-Wissenschaftler machen dafür nun ein bestimmtes Gen verantwortlich.
Eine Gruppe Freunde sitzt beschwingt beim Essen, erzählt sich gegenseitig mehr oder minder lustige Geschichten aus dem Leben. Alle lachen – nur einer nicht. Einer, der irgendwie immer missmutig dreinschaut, so als könne er über gar nichts mehr lachen. Seine Freunde nehmen ihm das manchmal sogar übel.

Dabei kann er - folgt man der neuen Studie- möglicherweise gar nichts dafür.
Wissenschaftler der American Psychological Association haben herausgefunden, dass die Fähigkeit zu Lachen oder zu Lächeln in unseren Genen liegt. Genauer gesagt, machen sie zwei Serotonin-Transporter-Gene dafür verantwortlich.

Gibt es also tatsächlich ein "Ich bin lustig"-Gen? 
Hintergrund: Das Serotonin-Transporter-Gen (5-HTTLPR), hängt auch direkt mit Depression zusammen. Jeder Mensch erbt von beiden Eltern je ein Serotonin-Transporter-Gen. Und wer dabei schlechter abschneidet, der könnte viel besser dran sein: Sind nämlich beide Gene kurz, so wird er / sie häufiger lächeln und sich auch über Witze mehr freuen, sogar über solche die eigentlich nicht besonders lustig sind. ... 

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Immer mehr Kinder bedroht durch psychische Krankheiten

Heutzutage sind es nicht mehr Infektionskrankheiten, die unsere Kinder bedrohen, sondern der moderne Lebensstil. Vor allem psychische Leiden wie depressive Verstimmungen, Ess- und Verhaltensstörungen, Internetsucht und Angststörungen nehmen zu. Für chronisch kranke Kinder fehlen zudem zwischen 60.000 und 80.000 Therapieplätze!

In Wien wurde der aktuelle "Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich 2017" vorgestellt und er deckt eine Zeitbombe auf: Um die psychische Stabilität unseres Nachwuchses ist es schlecht bestellt, um nicht zu sagen, er ist desaströs. In Österreich leben rund 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche, die etwa 20% der Bevölkerung ausmachen. Sie erhalten aber nur 6% der Gesundheitsaufwendungen - damit rangieren wir europaweit im hinteren Feld. "Es ist eigentlich eine Zumutung, dass eine so große und für die Zukunft Österreichs relevante Bevölkerungsgruppe keine Interessensvertretung hat", so Dr. Christoph Hackspiel, Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit . Es gibt derzeit nicht einmal genügend Datenmaterial, um zielgerichtete Vorsorge- und Therapiemaßnahmen zu setzen. ...

Freitag, 2. Juni 2017

Österreich: Ein viertel der Jugendlichen psychisch krank

Jeder vierte Jugendliche in Österreich dürfte laut einer Studie der medizinische Universität Wien an einer psychischen Erkrankung leiden: Siehe den ganzen Beitrag


Ein Team um Andreas Karwautz und Gudrun Wagner von der Medizinuni Wien hat rund 3.500 Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren in ganz Österreich befragt, davon fast 500 mit persönlichen Interviews, 340 Schulen in ganz Österreich haben an der Studie teilgenommen.

27 Krankheitsbilder sind für die neue Studie – erstmals weltweit – mittels DSM-5-Katalog, dem Klassifikationssystem der USA, erfasst worden.


Angststörungen am häufigsten
Fast 24 Prozent der Befragten zeigten Hinweise auf eine aktuell bestehende psychische Störung. Knapp 36 Prozent berichteten von zumindest einer solchen Episode in der Vergangenheit. Am häufigsten waren Angststörungen, dann folgten neuropsychiatrische Entwicklungsstörungen wie z.B. ADHS und Depressionen.

Anm.: Wobei man über den DSM-5 Katalog begründeter Weise eine sehr strittige Ansicht haben kann, siehe dazu die entsprechenden Beiträge: DSM-5 Beiträge
-
Quellen: ORF/ZIB und science.orf-at
Bildquelle: ORF/ZIB

Montag, 1. Mai 2017

Zwei Wochen Trauer, dann muss aber Schluss sein!

Der Schmerz über den Tod eines geliebten Menschen hat im öffentlichen Leben kaum noch Platz. Getrauert werden soll allein im Privaten, unbemerkt, möglichst still und bloß nicht zu lang – das erwarten mittlerweile Psychiater und Mediziner.

Die Bibel der Psychiatrie, kurz "DSM-5". 
Das Handbuch zur Diagnose psychischer Leiden kurz "DSM-5" der Amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (APA) hat über Nacht Millionen zu psychisch Kranken gemacht.

Wer deutlich länger trauert als 14 Tage, gilt als psychisch krank. Zumindest, wenn es nach dem DSM-5 geht, der aktuellen geltenden Auflage des Diagnosemanuals für psychische Störungen der amerikanischen psychiatrischen Vereinigung die auch bei uns zumindest in Kliniken unverändert Anwendung findet. Auch in der schon erschienenen deutschen Übersetzung des DSM-5  ist ebenso zu lesen, dass zwei Wochen nach dem Verlust eines geliebten Menschen die Trauer ein Ende haben muss. Symptome die im Zuge der Trauer auftreten wie Niedergeschlagenheit, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug und Schlafstörungen werden nach DSM-5 als Depression diagnostiziert. ... 

Samstag, 27. April 2013

Psychische Erkrankungen nehmen in Deutschland und Österreich weiter zu

Die über Europa schwebende Finanzkrise, die weltweiten Probleme und die ständige Überforderung von Arbeitnehmern (z. B. durch ständige Erreichbarkeit über Handy, Email, Web, Fax etc.), die oft stattfindende Doppelbelastung von Frauen (Büro, Haushalt, Kinder) sind nicht selten mit ein Grund warum sich die psychischen Probleme häufen. Viele nehmen diese Probleme nur unbewusst wahr. Im öffentlichen Verkehr, in U-Bahnen, Bussen aber auch auf der Straße und in Geschäften bemerkt man sehr wohl die steigende Anspannung. Die Aggressivität der Bevölkerung hat enorm zugenommen, ebenso die Gewaltbereitschaft. Auch das schürt die unbewussten Ängste in Vielen.

Deutschland
Psychische Erkrankungen nehmen weiter zu - das ließ 2011 auch die Zahl der Krankmeldungen steigen. Gefragt sind nach Ansicht von Experten auch die Unternehmen, denn es geht um Milliarden. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schätzt allein den Produktionsausfall der Firmen auf 46 Milliarden Euro im Jahr 2011 - mehr als in den Vorjahren. 80 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung sind demnach verloren gegangen - das entspricht 3,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Neben Rückenbeschwerden und Infektionen, die seit längerem zu den Hauptursachen für Fehltage gehören, kamen in den vergangenen Jahren vor allem psychische Erkrankungen hinzu. Schon fast jeder Zweite klagt über zunehmenden Stress und Angstzustände fast jeder Fünfte fühlt sich überfordert und Burnout gefährdet.  Auf psychische Erkrankungen gingen bereits 2011 allein 59 Millionen der insgesamt 460 Millionen Krankheitstage zurück. Auch die Zahl der Frühverrentungen wegen Burnout nimmt drastisch zu. Vorübergehende oder völlige Arbeitsunfähigkeit kostet die Unternehmen, Kranken, Unfall- und Rentenversicherungen jährlich Milliarden von Euro.

Psychische Erkrankungen Frührenten in Prozent (2011/2012),
zum besser lesen Grafik einfach anklicken.
Österreich
Die Zahl psychischer Erkrankungen steigt stark: Innerhalb eines Jahres nahmen 900.000 Österreicher wegen solcher Beschwerden Leistungen der Krankenversicherung in Anspruch. Im Jahr 2006 waren es noch um  mehr als 100.000 Erkrankte weniger. Schon im Jahr 2009 erhielten rund 840.000 Menschen in Österreich Psychopharmaka. Der Anteil der Antidepressiva betrug hier rund zwei Drittel, 18 Prozent waren Antipsychotika (zur Behandlung von Schizophrenien etc.), 22 Prozent Tranquilizer. Was betroffen macht, ist die hohe Wachstumsdynamik. Im Jahr 2009 waren rund 78.000 Versicherte der österreichischen Gebietskrankenkassen aufgrund von psychischen Diagnosen arbeitsunfähig. Die Zahl der Krankenstände wegen psychischer Diagnosen stieg von 2007 bis 2009 um 22 Prozent. Die Fälle von psychischen Erkrankungen nehmen auch in Österreich aber weiter rapide zu. In den Jahren 2012/2013 zeigen sich weiter Zunahmen an Medikamentenkonsum wegen psychischer Probleme wie auch Krankenstände bzw. Frühpensionierungen.

Gegen Stress, Ängste und Burnout-Zustände gezielt vorgehen
Der Einzelne kann gegen den Stress ankämpfen. Am besten schon vorbeugend.
Entsteht aber schon ein Rückgang bzw. nachlassende der Leistungsfähigkeit, treten Konzentrationsprobleme auf, fühlt man sich öfter depressiv, pessimistisch sollte man bedenken, dass das nur der sichtbare Teil des Eisbergs ist, der dann irgendwann in Form von Burnout, Langzeit-Arbeitsunfähigkeiten und Herz-Kreislauf-Problemen zutage tritt.
LINK: Einzeltraining gegen Stress, Ängste, Burnout

Freitag, 1. März 2013

Bestimmte Körperbewegungen schaffen Selbstsicherheit

Z.B. Nicken verschafft Selbstsicherheit (Psychologie)

Nicken verschafft Selbstsicherheit
Nicken hilft Menschen dabei, ihrer Sache besonders sicher zu sein. Kopfschütteln hingegen verstärkt die Bereitschaft zur Selbstkritik, berichten amerikanische Forscher im Journal of Personality and Social Psychology.

Der Psychologe Richard Petty und seine Kollegen von der Universität Ohio in Columbus erklärten über 180 Studenten, sie sollten die Qualität von Kopfhörern testen, die man auch beim Tanzen oder Joggen aufhaben könne. Die Studenten lauschten mit den Hörern einigen Musikstücken und einem Kommentar zum Tragen von Identitätskarten auf dem Campus. Währenddessen sollten sie den Kopf entweder einmal in der Sekunde auf- und abnicken oder hin- und herschütteln.

Bei einer anschließenden Befragung gaben sich die Nicker in ihrer Meinung über die Kopfhörer, die vorgespielte Musik und den Kommentar, deutlich gefestigter als die Kopfschüttler. Das bedeute aber nicht, dass die Nicker mit dem Gehörten eher einverstanden waren, ergänzen die Psychologen. Auch bei einer Ablehnung - etwa des Kommentars - waren die Nicker eindeutiger. Auf die Frage hin, ob die Kopfbewegungen denn ihre Meinungsbildung beeinflusst hätten, antworteten jedoch alle Versuchsteilnehmer mit einem "Nein". 

Auch andere Körperbewegungen können die Selbstsicherheit beeinflussen.
In einem weiteren Versuch sollten Studenten eine Liste ihrer beruflichen Qualitäten niederschreiben. Die Hälfte der Teilnehmer, die alle Rechtshänder waren, sollte die Liste mit ihrer linken Hand anfertigen. Diesmal waren diejenigen Studenten ihrer Sache besonders sicher, die die Liste mit rechts anfertigen durften, berichten Petty und seine Kollegen. Genau wie beim Kopfnicken, fühlte sich keiner der Teilnehmer durch die Wahl einer Hand in seiner Selbsteinschätzung beeinflusst. Petty nimmt an, dass noch eine Reihe anderer Bewegungen wie beispielsweise Lächeln unbewusst die eigene Einstellung beeinträchtigen können.
Quelle: Journal of Personality and Social Psychology (Ausg. 84, Nummer 6), Universität Ohio

Montag, 10. Dezember 2012

Ist Schwangerschaft wirklich ansteckend?

Wird eine Arbeitskollegin Mutter, steigt im Jahr danach die Wahrscheinlichkeit für weiteren Kindersegen im betroffenen Unternehmen fast auf das Doppelte.
Eine Schwangerschaft im Arbeitsumfeld wirkt laut Studie "ansteckend" auf Arbeitskolleginnen. Im Jahr, nachdem eine Kollegin Mutter geworden ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, fast auf das Doppelte, haben Forscher der Uni Bamberg herausgefunden. (Aber auch "Vorsicht" wenn die Freundin oder Nachbarin schwanger wird.)

Groß angelegte Studie
Die Wissenschafter werteten dafür Daten von immerhin etwa 42.000 Frauen in 7.600 Betrieben aus. Der Austausch mit der schwangeren Kollegin oder ihrem Baby stärke den Kinderwunsch und auch das Selbstvertrauen der Frauen, heißt es in der Studie. "Da die Entscheidung für ein Kind unter erheblicher Unsicherheit getroffen wird, sind die Erfahrungen sozialer Kontakte besonders relevant."

Berufstätige Frauen, die sich für ein Kind entscheiden, könnten eine Art "Kettenreaktion" unter ihren Kolleginnen hervorrufen.
Dieser Effekt ist besonders bei etwa gleichaltrigen Frauen bemerkbar. 
Die deutsche Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) betonte am Dienstag, familienfreundliche Strukturen in Unternehmen seien für die Familiengründung genauso wichtig wie eine abgesicherte berufliche Position. Sie forderte von den Betrieben konkrete Maßnahmen - angefangen von flexiblen Arbeitszeiten bis zur Ermöglichung von Erwerbsunterbrechungen für die Erziehung. (Der Staat und die Politiker sind sehr für Kinder!)

Donnerstag, 10. Mai 2012

Facebook, Twitter und Co. als Stimmungsmessgerät seiner Mitglieder


Soziale Plattformen verraten die Gefühle und deren Verlaufskurve: Im Laufe des Tages sinkt unsere Stimmung stark ab
Mitglied ist Informationsquelle
Menschen wachen auf der ganzen Welt zumeist mit eher guter Laune auf, im Laufe des Tages sinkt dann die Stimmung, um Abends kurz vor dem Schlafengehen dann wieder anzusteigen. Das haben Scott Golder und Michael Macy von der Cornell University in Ithaca durch die Auswertung von Twitter-Botschaften herausgefunden: Millionen dieser sogenannten tweets hat das Forscher-Duo anhand von Wörtern analysiert, die eine Stimmung oder psychologische Inhalte übermitteln. Neben dem Biorhythmus schlagen uns die Arbeit und der Herbst aufs Gemüt, erklären die Wissenschaftler den charakteristischen Verlauf der Tagesstimmung.

So sehr Facebook, Twitter und Co immer wieder verteufelt werden – für Sozialwissenschaftler (und nicht nur für diese!!!) sind sie ein wahres Daten-Paradies: Millionen von Menschen aus aller Herren Länder äußern sich über diese Plattformen. Ihre Wortwahl verrät dabei einiges über ihren Gemütszustand. So konnten die Soziologen mithilfe einer Sprachsoftware feststellen, dass nahezu alle Menschen früh morgens und kurz vor Mitternacht die bessere Laune haben, denn dann benutzen sie am meisten Wörter, die mit positiven Gefühlen verbunden sind. Die Überraschung: Das Ergebnis galt für alle 84 untersuchten, englischsprachigen Regionen. Über den Tag hinweg nimmt die Stimmung nach und nach ab.

Da dieser Rhythmus auch für die Wochenenden gelte – lediglich um zwei Stunden zeitverzögert – steuert laut den Wissenschaftlern unsere innere biologische Uhr die Stimmung. Schlaf scheint demzufolge auch für emotionale Erholung zu sorgen.

Von guter Laune am Morgen, in Richtung schlechter Laune am Abend.
Nichtsdestotrotz ist das abendliche Stimmungstief an Arbeitstagen sehr ausgeprägt (was man auch am Abendverkehr auf den Straßen gut sehen kann).
Stress im Arbeitsalltag vermiest uns also zusätzlich die Laune, vermuten die US-Forscher. Neben dem Job reagiert das Gemüt auch direkt auf die Jahreszeiten, beziehungsweise auf die Veränderung von Tageslängen. Während im Frühjahr mit der Tageslänge auch die Stimmung wächst, sinkt sie mit der Sonnenstundenzahl im Herbst. Die reine Sonnenscheindauer hat den Wissenschaftlern zufolge allerdings keine Auswirkungen. (Anm.: auch die aktuellen Sonnenaktivitäten -Sonnenstürme- machen sich in unserer Stimmung negativ bemerkbar.)

In den Daten steckten außerdem interessante Informationen über die Besonderheiten bestimmter Kulturkreise der Schreiber.
Demnach haben Menschen, die im arabischen Raum leben freitags und samstags die beste Laune. Das passt in die Erklärungsansätze der Forscher, denn gearbeitet wird dort von Sonntag bis Donnerstag.

Gegenüber bislang zu diesem Thema angewandten Methoden wie die Selbstauskunft, bietet die Analyse von Twitter-Nachrichten neben der Fülle an Untersuchungsobjekten eine Aufnahme in Echtzeit, die nicht auf dem Erinnerungsvermögen der Probanden beruht, betonen Scott Golder und Michael Macy. „Außerdem können wir Verhalten und Stimmung in einer natürlichen Umgebung studieren, ohne zu stören“, so Golder.

Wofür Facebook, Twitter und Co wohl sonst noch alle unsere Daten freigeben?

Quelle: Scott Golder und Michael Macy (Cornell University, Ithaca): Science, Band 333, S. 1878, doi: 10.1126/science.1201775; LINK: http://dx.doi.org/

Sonntag, 12. Februar 2012

Forschung: Prostata-Krebs in alter ägyptischer Mumie entdeckt


Wissenschafter: "Krankheit nicht notwendigerweise nur in Zusammenhang mit industriellen Faktoren"!
Kairo - Wissenschafter haben Prostata-Krebs in einer 2.200 Jahre alten ägyptischen Mumie entdeckt. Ein Mitglied des Forschungsteams, das die Mumie in Portugal zwei Jahre lang untersucht hat, erklärte am Sonntag 29. Jänner 2012, es sei der zweitälteste bekannte Fall von Prostata-Krebs.

Die Mumie sei von einem Mann, der in den Vierzigern gewesen ist. "Die Lebensbedingungen in der Antike waren ganz anders; es gab keine Schadstoffe oder modifizierte Lebensmittel. Das verleitet uns zu der Annahme, dass die Krankheit nicht notwendigerweise nur in Zusammenhang mit industriellen Faktoren steht", sagte Dr. Salima Ikram, Professorin an der Amerikanischen Universität in Kairo (kurz AUC)Der älteste bekannte Fall von Prostata-Krebs wurde laut AUC bei einem 2.700 Jahre alten Skelett eines russischen Königs entdeckt. 
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Anm.: Wir sehen hier neben Vireninfektion (z.B. HERPES) eine starke psychische Komponente,
Anm. des IPN-Labor Forschung