Donnerstag, 3. Mai 2012

Gifte - Pestizide verändern Hirnstruktur von Kindern


Unter anderem ist das Sprachverständnis beeinträchtigt.
Das verbreitete Pestizid Chlorpyrifos kann das Sprachverständnis von Kindern beeinträchtigen. Das hat eine neue Studie ergeben. Das Gift wurde schon in früheren Arbeiten mit verminderter Intelligenz in Verbindung gebracht. Mehrere Hirnwindungen seien bei Kindern vergrößert, die pränatal höheren Chlorpyrifos-Dosen ausgesetzt waren, schreiben Hirnforscher in den „Proceedings” der amerikanischen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Von diesen Abschnitten der Hirnrinde würden verschiedene kognitive Fähigkeiten und das Verhalten beeinflusst. Die Hirngröße insgesamt variiere nicht signifikant. Ähnliche Ergebnisse hätten zuvor auch Tierversuche erbracht.

Das Team um Virginia Rauh von der Columbia University in New York hatte Daten aus einer Kohorte von 369 Kindern genutzt, für die erfasst worden war, wie stark sie im Mutterleib Chlorpyrifos (CPF), Polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Tabakrauch in der Umgebung (ETS) ausgesetzt waren. In die Analyse einbezogen wurden 28 Kinder mit hohen Chlorpyrifos-Werten (>4,39 Pikogramm/Gramm) sowie 38 Kinder mit niedrigeren Werten (<4,39 pg/g).

Die Aufmerksamkeit, Sprache und Emotionen sind besonders betroffen
Bei je 20 Kindern beider Gruppen gelangen via Magnetresonanztomographie (MRT) verwertbare Aufnahmen des Gehirns. Vergrößert waren bei Kindern mit hohen CPF-Werten einige Windungen der Temporallappen wie der Gyrus temporalis superior mit dem für das Sprachverständnis wichtigen Wernicke-Zentrum sowie Gyri der Frontallappen und der Hinterhauptlappen. Die Hirnrinde war bei ihnen dünner. Die betroffenen Bereiche dienten unter anderem Verhaltensmerkmalen wie Aufmerksamkeit, Sprache, sozialer Kognition, Emotionen und Impulskontrolle.

In vorangegangenen Studien wurde Chlorpyrifos bereits mit einer verminderten Intelligenz von Kindern im Grundschulalter in Verbindung gebracht. Es zeigte sich, dass Kinder im Schnitt einen um mehrere Punkte niedrigeren IQ haben, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft Chlorpyrifos ausgesetzt waren. Zudem fanden Forscher heraus, dass Menschen mit einer bestimmten Genausstattung Organophosphate wie Chlorpyrifos schlechter abbauen können – deren Wirkung hält bei ihnen verstärkt an.

Flächendeckend eingesetztes Insektizid
Chlorpyrifos ist ein vielfältig und flächendeckend eingesetztes Insektizid. Die Substanz wirkt neurotoxisch, die Insekten werden durch die Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase getötet. Die Signalübertragung zwischen Nervenzellen beziehungsweise zwischen Nerven- und Muskelzellen wird unterbrochen. Dies passiert auch, wenn Menschen die Substanz aufnehmen. Chlorpyrifos wirkt daher akut toxisch – etwa, wenn ein Insektenspray unsachgemäß verwendet wird.

Auch in Deutschland, Österreich... stark verbreitet
Auch in Deutschland ist Chlorpyrifos in gängigen Schädlingsbekämpfungsmitteln enthalten. In den USA ist es seit 2001 verboten, Chlorpyrifos in Innenräumen zu nutzen. In der Landwirtschaft wird es weiter verbreitet eingesetzt.
In der EU sei ein ADI (Acceptable Daily Intake) von 0,01 Milligramm je Kilogramm (mg/kg) Körpergewicht und eine ARfD (Acute Reference Dose) von 0,1 mg/kg Körpergewicht festgesetzt, hieß es beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). „Nach dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Kenntnisse ist anzunehmen, dass der Wirkstoff Chlorpyrifos keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat, wenn diese Grenzwerte eingehalten werden.”
Quelle: f.o.c.u.s.

Greenpeace warntPestizid-Cocktails in Gemüse und Obst
Obst und Gemüse ist laut Greanpeace sehr häufig mit Pestiziden belastet
Vor allem Obst und Gemüse, das außerhalb der EU angebaut wird, enthält zu viele Gifte. Besonders kritisch sind Pestizid-Cocktails – die Chemikalien verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung.

In Obst und Gemüse sind nach einer Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace zahlreiche Pestizide enthalten. Im Auftrag von Greenpeace bewerteten Experten 22 000 Proben der deutschen Lebensmittelüberwachung aus den Jahren 2009 und 2010 neu. Hinzu kamen Daten aus Pestizid-Tests von Greenpeace.

Das Ergebnis: In 80 Prozent des konventionell erzeugten Obstes und in mehr als 55 Prozent der Gemüseproben waren Pestizide enthalten. Der in der EU gültige Pestizid-Höchstgehalt wurde beim Obst in 3,1 Prozent der Fälle überschritten, beim Gemüse waren es 4,8 Prozent, wie Greenpeace mitteilte.

Dabei ist Obst und Gemüse aus der Türkei besonders betroffen! (Stand März 2012)
Quelle: d.p.a.