Sonntag, 24. Juni 2012

Gift in Kunststoffkochutensilien (Messbar!)

Kochlöffel, Pfannenwender und ähnliche Produkte aus Kunststoff zum Umrühren von Speisen stehen seit einiger Zeit im Verdacht, gesundheitlich bedenkliche Stoffe ans Essen abzugeben. Der Verein für Konsumenteninformation hat deswegen in Geschirrfachgeschäften, Einrichtungshäusern und Supermärkten zehn verschiedene dieser Kochhilfen gekauft und untersucht.

TEST
Die VKI-Tester simulierten dabei das Zubereiten einer Speise und rührten bei unterschiedlichen Temperaturen tüchtig um. Das Ergebnis: die Hälfte der untersuchten Produkte eignet sich bei 100 Grad Celsius nicht zum Kochen. Zwei gaben Melamin und Formaldehyd an die Testflüssigkeit ab, warnt VKI-Projektleiter Konrad Brunnhofer: "Das Formaldehyd steht im Verdacht krebserzeugend zu sein und beim Melamin hat es einen Skandal in China gegeben, da diese Substanz der Babynahrung zugeführt wurde und einige daran gestorben sind."

Grenzwert weit überschritten
In anbetracht der Gefahr gibt es Grenzwerte für diese Stoffe, wobei der für Melamin ab 2013 von 30 auf 2,5 Milligramm pro Kilogramm abgesenkt wird. Damit kommen die Produkte, die derzeit noch knapp unter dem Grenzwert liegen, ab nächstem Jahr auf eine fast 12-fache Überschreitung. Formaldehyd weicht bereits jetzt um das bis zu 13-fache vom Limit der Kunststoffverordnung ab. Zudem sind Melaminprodukte problematisch, weil die Abgabe von Formaldehyd und Melamin auch nach jahrelangem Gebrauch nicht aufhört.

Eingeschränkte Anwendung
Ein anderes typisches Material für Kochlöffel, Pfannenwender & Co ist Nylon. Hier gaben bei der VKI-Unteruchung vier Produkte den Schadstoff Caprolactam an die simulierte Speise ab. Wie bei den Melamin-Kochutensilien steht deswegen auf der Produktbeschreibung - so vorhanden - wie lange man sie bei welcher Temperatur verwenden darf. Für VKI-Tester Brunnhofer ist eine solche Anwendungseinschränkung inkazeptabel und praxisfremd, "da man nicht mit Stoppuhr und Thermometer in der Küche steht".

Rückkehr zum Holzkochlöffel
Erstaunt war man beim VKI auch über die Preisunterschiede bei den eingkauften Kochlöffeln, die zwischen 99 Cent und 14,90 Euro gekostet haben. Die teureren Produkte schnitten bei dem Test allerdings nicht besser ab. Brunnhofer empfiehlt daher, auf den altbewährten Kochlöffel aus Holz zurückzugreifen: "Den gibt man fünf Minuten in kochendes Wasser und tauscht ihn aus, wenn er reißt oder dunkel geworden ist, um Bakterienbildung zu vermeiden."

Keine Kennzeichnungspflicht
Wer sich trotzdem für ein Plastikprodukt entscheidet sollte darauf achten, dass vor allem bei Melaminprodukten keine Ausnehmungen eingefräst sind, da an diesen rauen Stellen die Schadstoffe besonders leicht austreten. Welche das sind, ist übrigens fast nie ganz klar, da Hersteller nicht dazu verpflichtet sind, Kunststoffprodukte entsprechend zu kennzeichnen. Mehr dazu und sämtliche Details zu diesem VKI-Test sind in der am kommenden Donnerstag erscheinenden "Konsument"-Juli-Ausgabe nachzulesen.
Konsument.at  - Link: http://www.konsument.at/cs/Satellite?pagename=Konsument/Page/Start&cid=1188229631970