Freitag, 12. Oktober 2012

Österreich - "Unser Wehrsystem ist megasinnlos"

Ein ehemaliger General im INTERVIEW
Hubertus Trauttenberg, einst General, jetzt Wehrpflicht-Gegner, über das megasinnlose System beim Bundesheer und das Schaufeln beim großen Hochwasser

Standard: Sie haben Edmund Entacher, Generalstabschef von Norbert Darabos (SPÖ), den Rücktritt nahegelegt, weil er sich im Widerspruch zum Verteidigungsminister als "Retter der Wehrpflicht" stilisiert. Was spricht dagegen, dass hohe Beamte ihre persönliche Expertise in die Debatte einbringen?

Trauttenberg: Ich halte es nicht für zweckmäßig, wenn diese Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit stattfindet. Stellen Sie sich vor, der Generalsekretär im Lebensministerium würde zu Umweltfragen andere Ansichten vertreten als sein Minister: Das gehört doch im Büro ausdiskutiert, nicht bei offiziellen Terminen. Es gibt den Spruch, der den Primat der Politik gut beschreibt: "Die Politik kommandiert die Gewehre." Wenn das auf Dauer infrage gestellt wird, befinden wir uns bald in einer Bananenrepublik.

Standard: Entacher gilt als roter General, Sie als konservativer: Sind Sie gar für die Abschaffung der Wehrpflicht?

Trauttenberg: Unser Wehrsystem ist - und da nehme ich jetzt die Worte des Ministers in den Mund - megasinnlos. Pausenlos drehen wir an der Ausbildungskurbel, indem wir Jahr für Jahr 25.000 Wehrpflichtige ausbilden - und nach sechs Monaten kommt ihr erworbenes Wissen in den militärischen Abfallkübel, weil die jungen Männer zu nichts mehr verwendet werden. Dieser Zustand besteht, seit Verteidigungsminister Günther Platter (ÖVP) 2006 klammheimlich per Ministerverordnung aus acht Monaten Wehrdienst sechs Monate gemacht hat.

Standard: Werden Sie also bei der Volksbefragung für die Einführung eines Berufsheeres stimmen?

Trauttenberg: Ich habe ein Problem mit dem Begriff "Berufsheer", der Ausdruck "Freiwilligenarmee" ist mir lieber - weil sie aus zwei Komponenten bestehen soll: einerseits aus dem Berufskader, andererseits aus freiwilligen Zeitsoldaten, die eine gewisse Zeit dienen und dann auf den Arbeitsmarkt zurückkommen. Ja, ich werde für dieses Freiwilligenheer stimmen.

Standard: Die ÖVP warnt, dass mit dem Wegfall von Wehrpflicht und Zivildienst Katastrophenschutz wie Rettungswesen ins Wanken geraten - keine derartige Sorgen?

Trauttenberg: Beim Jahrhunderthochwasser 2002 habe ich den Einsatz des Bundesheeres mit 12.000 Mann geleitet, daher glaube ich: Wenn rund 15. 000 Mann an Profisoldaten im Katastrophenfall bereitstehen, dann ist eine bessere Qualität bei der Hilfe gewährleist als bei den derzeitigen Einsätzen.  ...

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