Sonntag, 16. Juni 2013

Entdecktung von Neurowissenschaftlern zeigt, was in den Köpfen religiöser Menschen vorgeht

Hirnforscher: Beten ist wie eine Unterhaltung mit einem Freund
Gebete ähneln aus Sicht der Hirnforschung einer Unterhaltung mit einem guten Freund. Das haben dänische Wissenschaftler herausgefunden, als sie die Hirnaktivität strenggläubiger Christen während des Betens untersuchten. Beim Beten waren dieselben Hirnregionen aktiv wie im Gespräch mit einem realen Gegenüber, entdeckten die Forscher um Uffe Schjoedt von der Universität von Aarhus.

Die Probanden mussten in den Experimenten zunächst das Vaterunser und anschließend einen Kinderreim aufsagen. Dabei machten die Forscher die Aktivität der einzelnen Hirnregionen mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie sichtbar. In beiden Fällen waren die Hirnregionen aktiv, die für das Aufsagen gelernter Inhalte zuständig sind.

Im persönlichen Gebet wurden hingegen die Hirnregionen aktiv, die auch bei Gesprächen mit einem realen Gegenüber reagieren. (Das Gebet ist also wirksamer fürs Gehirn!) Dabei versuchen die Menschen auch abzuwägen, wie Gott auf ihre Wünsche reagieren könnte, erklären die Forscher. Sie nehmen Gott also als reale Person mit eigenen Beweggründen wahr. "Das hat nichts damit zu tun, ob Gott existiert oder nicht, sondern damit, ob die Personen glauben, dass er existiert", zitiert der "New Scientist" den Psychologen Robin Dunbar von der Universität Oxford.

Diesen Zusammenhang untersuchten die Forscher mit einer Gegenprobe: Als die Wissenschaftler die Probanden baten, dem Weihnachtsmann ihre Wünsche mitzuteilen, wurden die Hirnregionen aktiv, die beispielsweise bei der Interaktion mit einem Computerspiel anlaufen (also nicht mit einem reellen Gesprächspartner). In beiden Fällen wissen die Menschen, dass ihr Gesprächspartner nicht lebendig ist. Daher machen sie sich auch keine Gedanken über seine Wünsche und Vorhaben.
Quelle: NewScientist Bd.202,Nr.2703,10.1093/scan/nsn050//
LINK: http://scan.oxfordjournals.org/content/early/2009/02/25/scan.nsn050.full (Full Text)
PDF LINK: http://scan.oxfordjournals.org/content/early/2009/02/25/scan.nsn050.full.pdf+html (Full Text (PDF))



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Teil 2

16 Gründe für Religiosität wurden von Psychologen definiert 
Nicht nur die Angst vor dem Tod, sondern die persönlichen Bedürfnisse lassen Menschen religiös werden.

Menschen sind nicht nur aus Angst vor dem Tod religiös, wie viele annehmen. Für Religiosität gibt es weit mehr Gründe, meint Steven Reiss, Professor für Psychologie und Psychiatrie an der Ohio State University in Columbus. Genau 16 sind es laut seiner Theorie der Religion, die er in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Zygon (Band 39 (2), S. 303) vorstellt.

Professor Reiss bezieht sich dabei auf eine von ihm entwickelte Theorie der menschlichen Motivation, die so genannte Sensitivitätstheorie. Diese geht – auf der Grundlage von wissenschaftlich erhobenen Daten – davon aus, dass es 16 grundlegende Bedürfnisse gibt, die das Handeln und die Persönlichkeit des Menschen bestimmen. Dazu gehören zum Beispiel der Wunsch nach Unabhängigkeit, sozialem Kontakt, Anerkennung oder Status.

Jedes dieser Bedürfnisse kann Menschen dazu motivieren, Erfüllung in der Religion zu suchen, sagt Reiss. Religiöse Menschen gestalten ihren Glauben jeweils so, dass ihre 16 grundlegenden Bedürfnisse am besten befriedigt werden, erklärt Reiss in seiner neuen Veröffentlichung. Beispielsweise bevorzugen Menschen, denen Ordnung besonders wichtig ist, religiöse Rituale, während Menschen mit einem geringen Ordnungsbedürfnis eher spontane Wege finden, ihren Glauben auszudrücken.

Der Vorteil der Theorie sei, dass man sie wissenschaftlich überprüfen könne, betont Reiss. Bisherige Forschungsarbeiten zeigten beispielsweise, dass das Bedürfnis nach Unabhängigkeit ein entscheidender Faktor ist, der nicht-religiöse von religiösen Menschen unterscheidet. "Wir können sie durch empirische Untersuchungen immer weiter verbessern. So können wir am Ende vielleicht die psychologischen Grundlagen der Religion verstehen."
PDF die 16 Bedürfnisse: http://www.pce.at/PDF/16_grundlegende_Beduerfnisse_A1.pdf
Quelle: http://www.psy.ohio-state.edu/
LINK: http://www.ingentaconnect.com/content/bpl/zygo;jsessionid=44ff9cbrfqevg.alice?
LINK: http://www.zygonjournal.org/issue2004_2.html
Bildquelle: Fotolia
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The Sixteen Strivings for God by Steven Reiss
Steven Reiss is Professor of Psychology and Psychiatry and Director of the Nisonger Center, The Ohio State University, 1581 Dodd Drive, Columbus, OH 43210-1296; email: reiss.7 @ osu.edu. DOI: 10.1111/j.1467-9744.2004.00575.x PDF dazu
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