Nachlassende Hirntätigkeit im Alter schadet dem Sehvermögen. Schlechtes Sehen im Alter liegt nicht ausschließlich an den Augen, sondern vor allem daran, dass die Bereiche der Hirnrinde die die optischen Eindrücke verarbeiten, nachlassen.
Von dieser neuen Erkenntnis berichtet der Neurobiologie- und Anatomieprofessor Leventhal von der University of Utah School of Medicine im Fachblatt "Nature Neuroscience".
Leventhal und seine Kollegen haben altersbedingte Aktivitätsänderungen im Gehirn von Affen untersucht und stellten dabei fest: Bestimmte Hirnzellen verlieren an Empfindlichkeit für Wahrnehmung von beispielsweise waagerecht-senkrechten Objekten oder Bewegung.
Sehen beginnt im Auge, von dort werden über die sogenannten Sehbahnen die Sehnervenreize ins Gehirn geleitet, wo die Sehwahrnehmungen (Bilder, Farben...) erst verarbeitet werden.
Für die wichtigsten, grundlegenden Eindrücke ist der primäre visuelle Cortex (Teil der hinteren Hirnrinde) zuständig. Es gibt Nervenzellen die nur bei waagerechten Linien "feuern", andere "feuern" bei senkrechten und wiederum andere Nervenzellen werden nur aktiv, wenn sie Bewegung wahrnehmen. Prof. Leventhal und sein Team haben Alterungsprozesse des Sehens bei jungen und alten Rhesusaffen mit guten Augen untersucht. Bei den alten Tieren fanden die Forscher geringere Feinabstimmung der Nervenzellen im primär visuellen Cortex: Im Alter feuerten die Nervenzellen die bei jungen Affen speziell auf horizontale Reize reagierten, nun auch auf Eindrücke, die in andere Richtungen wiesen.
Die Wissenschafter schließen, dass diese nachlassende Spezialisierung einzelner Neuronen das genaue Sehen im Alter erschwert. Sie vermuten, dass dahinter ein Versiegen von Signalstoffen, Neurotransmittern, steckt, die in Regelkreisen den Einsatzbereich für die Nervenzellen abstecken. Von großem Interesse ist diese Untersuchung vor allem deswegen, weil das Nervensystem von Affen dem des Menschen sehr ähnlich ist.
Quelle: IPN-Forschung u. Nature Neuroscience