Dienstag, 7. Mai 2013

Vorurteil bestätigt: Amerikas Jugend ist materialistisch und arbeitsscheu

Man möchte es nicht berichten und niemand möchte es wahr haben. Doch es zeigt die Zeichen der Zeit.

Immer wieder hört man: Die heutige Jugend verlottert. Sie will möglichst viel Luxus – und das bei möglichst wenig Arbeit. Amerikanische-Forscher fanden jetzt in einer sehr großen Studie heraus, dass dieses Vorurteil tatsächlich auf viele heutige Jugendliche zuzutreffen scheint, das gilt zumindest in den Vereinigten Staaten (ähnliche Studien gibt es aber auch in Österreich und Deutschland).

Gleichzeitig mit der zunehmenden Bereitschaft für aggressives Verhalten, entwickelt sich hier für die Zukunft ein großes Problem.

Hintergrund der Studie: Die Wissenschaftler hatten drei Generationen von Schulabgängern
hinsichtlich Arbeitsmoral und materialistischer Vorstellungen miteinander verglichen. In der Fachzeitschrift „Personality and Social Psychology Bulletin“ schreiben sie von einer wachsenden Lücke zwischen materiellen Wünschen und Einsatzbereitschaft. Dabei spielt offenbar auch die auf uns einströmende Werbung eine entscheidende Rolle.

Generationsvergleich: „Verglichen mit früheren Generationen wollen heutige Schulabgänger häufiger eine große Menge von Geld und Luxus, sie sind aber gleichzeitig weniger bereit, hart und konsequent für ihre Lebensziele zu arbeiten“, betont Jean M. Twenge von der San Diego State University. „Diese Lücke zwischen Fantasie und Realität wird auch von anderen Studien bestätigt, die auf einen zunehmenden Narzissmus sowie Anspruchsdenken hinweisen.“ Die Wissenschaftler hatten eine Studie mit 355.000 High-School-Absolventen ausgewertet. Diese waren zwischen 1976 und 2007 unter anderem hinsichtlich ihrer Einstellung zum Geld und ihrer Arbeitsmoral befragt worden. Die Teilnehmer hatten die Forscher in drei Gruppen eingeteilt: Nämlich die „Babyboomer“, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden und zwischen 1976 und 1982 an der Studie teilnahmen. Die 1983 bis 1999 befragte „Generation X“, die zwischen 1965 und 1981 geboren worden war. Schließlich die Gruppe der „Millennials“ oder „Generation me“, die 2000 bis 2007 interviewed wurde und 1982 bis 1999 zur Welt kam.

Es zeigte sich: von den „Millennials“ (den zwischen 1982 bis 1999 geborenen) dachten 62 Prozent, dass es sehr wichtig sei, eine Menge Geld zu besitzen. Diese Einstellung hatten von den „Babyboomern“ nur 48 Prozent. Auf die Frage nach einem eigenen Haus lauteten die Zahlen 69 Prozent bei den Jüngeren und 55 Prozent bei den Älteren. Allerdings gaben 39 Prozent der „Millennials“ an, nicht hart für ihre angestrebten Ziele arbeiten zu wollen. Bei den „Babyboomern“ waren dies nur 25 Prozent gewesen. Der Materialismus hatte laut der Studie seinen Höhepunkt in den 80er und 90er Jahren, blieb seitdem aber auf einem sehr hohen Niveau.

Die ständige Werbung manipuliert auch das Verhalten und die Ethik:  In ihrer Studie fanden die (es entsteht im Unbewussten ein falsches Weltbild!) Wissenschaftler außerdem heraus, dass die Werbung offensichtlich eine große Rolle bei der Entwicklung des Materialismus bei den Jugendlichen spielt. Dies würde auch die Lücke zwischen Erwartungen und Arbeitsmoral erklären, so Twenge. „Denn Werbung zeigt kaum die Arbeit, die notwendig ist, um das Geld zu verdienen, das für den Kauf der gewünschten Produkte bezahlt werden muss“

Eine gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist der Einfluss einer voneinander abweichenden Anspruchshaltung und Einsatzbereitschaft auf die Gesundheit: Da sich die Lebensziele ohne entsprechendes Engagement kaum verwirklichen lassen, sind am Ende Depressionen, materialistische Ängste und Sorgen die Folgen. Ein Problem für die Zukunft zeichnet sich hier jetzt schon ab. Steigende Zahlen von Depressionserkrankungen, Burn-Out, aber auch die Zunahme von aggressivem Verhalten ist dadurch zu erwarten.
In Zeiten der Finanzkrise, Wirtschaftskrise zunehmender Jugendarbeitslosigkeit Erreichen uns die daraus resultierenden Probleme eher früher als später.
Quelle: "Generational Changes in Materialism and Work Centrality, 1976-2007: Associations With Temporal Changes in Societal Insecurity and Materialistic Role Modeling", Jean M. Twenge, Tim Kasser; Personality and Social Psychology Bulletin, DOI:10.1177/0146167213484586
LINK: http://psp.sagepub.com/content/early/2013/05/01/0146167213484586
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Dazu kommt noch das schlechte Bildungsniveau vieler Jugendlichen (am Beispiel Österreich)
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Wirtschaft kritisiert geringe Qualifikation der Lehrlinge
Kein Verstehen einfachster Texte, mangelnde Grundkenntnisse in Mathematik. Die Wirtschaftskammer klagt über vermehrte Schwierigkeiten bei der Rekrutierung des Berufsnachwuchses. Es würden immer mehr Jugendliche in die Lehre drängen, denen wegen mangelnder Bildung die nötige "Lehrvertragsreife" fehle. Das stellte Wirtschaftskammerpräsident Rudolf Trauner in einer Pressekonferenz zum Thema Lehrlingsausbildung schon vor längerer Zeit fest.

Grundkenntnisse in Mathematik und Deutsch fehlen
Es werde immer schwieriger, Hauptschulabgänger, die in Deutsch, Englisch, und Mathematik für die erste und zweite Leistungsgruppe qualifiziert seien, für eine Ausbildung im Rahmen des dualen Systems zu begeistern - der Mitbewerb durch weiterführende Schulen verschärfe sich weiter. Bei den anderen würden die Unternehmen abseits von PISA beispielsweise bei Bewerbungstests und Vorstellungsgesprächen das Fehlen von Grundkenntnissen in Mathematik feststellen, ganz zu schweigen von der Fähigkeit, einfachste Texte zu verstehen. Die so oft zitierte soziale Kompetenz lasse gerade bei dieser Gruppe von Jugendlichen vielfach ebenfalls zu wünschen übrig. Mangelnde Sprachkenntnisse sowie dem Alter entsprechende Ausdrucksfähigkeit seien nicht nur ein Phänomen bei Kindern mit Migrationshintergrund.

Klagen wird nicht gegengesteuert
Trauner beklagte, dass diese Hinweise aus der Wirtschaft schon in den vergangenen Jahren nicht als Anlass zu gegensteuernden Maßnahmen genommen worden seien. Umsetzungsreife Vorschläge von den Sozialpartnern und auch diversen Expertengruppen würden auf dem Tisch liegen. Unter anderem sehen sie die Weiterentwicklung der Kindergärten zu "Bildungsgärten" sowie beste Arbeitsbedingungen sowie Leistungsanreize für die Pädagogen vor.
Quelle: Wirtschaftskammer, Oberösterreich/Linz