Freitag, 9. Mai 2014

Bestimmte Hirnregion ist für die Geldillusion verantwortlich

Die Menschen lieben ihre schlecht verzinsten Tagesgeld- und Girokonten. Sie lassen sich damit faktisch enteignen. Wissenschaftler haben nun den Grund für diese Geldillusion herausgefunden.

In der vergangenen Woche war viel von der kalten Progression die Rede und von dem überfälligen Abbau dieser kalten Enteignung. Doch nicht nur Berufstätige leiden unter einer kalten Enteignung, auch Sparer. Bei ihnen ist es der negative Realzins, der am Vermögen knabbert, wie ein unermüdlicher Nager. Der Zins auf Tagesgeld ist mit 0,5 Prozent nicht mal halb so hoch wie die Geldentwertung, und nach Abgeltungsteuer sieht die Bilanz noch schlechter aus. Die Sparer stört es aber scheinbar wenig, sie haben alleine in Deutschland mit 1,9 Billionen Euro so viel Kapital auf schlecht verzinsten Bankkonten liegen wie noch nie.

Die Geldillusion im Gehirn
Doch die kalte Enteignung ist nur ein Aspekt eines viel größeren Phänomens, das Wissenschaftler Geldillusion nennen. Menschen denken nicht in Kaufkraft oder reale Werten. Sie orientieren sich an nominalen Beträgen und lassen sich von ihnen viel stärker in die Irre leiten, als ihnen bewusst ist.

Hintergründe: Die Magie der hohen Zahlen
Ventro-mediale präfontale Kortex
Forscher der Uni Bonn haben jetzt herausgefunden, dass dafür eine bestimmte Hirnregion verantwortlich ist, der ventro-mediale präfontale Kortex (siehe Grafik rechts). In einem Versuch mit Spielgeld war dieser Bereich unseres Gehirns besonders aktiv, wenn es um höhere Geldsummen geht, auch wenn der reale Wert des Betrags gar nicht höher war.

Die Probanden fielen in dem Experiment (das von einem Hirnscanner dokumentiert wurde) selbst dann auf die Magie der hohen Zahlen herein, wenn ihnen vorher ausdrücklich gesagt wurde, dass deren Kaufkraft nicht höher ist.

Es fragt sich: Sind wir machtlos gegen die Geldillusion?

Nur Willensstärke hilft
NEIN, doch um sich gegen die Geldillusion zu immunisieren, braucht es Willenskraft und gute Informationen. Denn nur wer den Durchschnittszins und die Inflation kennt, kann die Realrendite überhaupt ermitteln.