Mittwoch, 2. September 2015

Auslöser für Umpolung des Erdmagnetfeldes gefunden? Wissenschaftliche Hintergründe dazu!

Nachgewiesen: Geologische Anomalie unter Südafrika stört den Dynamo des Erdmagnetfelds!
Die Störstelle im Erdmagnetfeld: Unter Südafrika könnte ein entscheidender Störfaktor für das irdische Magnetfeld liegen. Denn dort gibt es eine geologische Anomalie, die immer wieder für eine Abschwächung der magnetischen Feldstärken sorgt, wie Forscher im Fachmagazin "Nature Communications" berichten. Diese Störzone könnte sogar der Auslöser für die periodischen Umpolungen (auch Polsprung) des Erdmagnetfelds sein.

Abstimmung Karte von Cluster-Analyse der Scherwellenprofile!
Polsprung bzw. Polumkehr
Aus Nord wird Süd und umgekehrt: Schon mehrfach in der Erdgeschichte hat sich die Polung des Erdmagnetfelds komplett umgekehrt. In dieser Umbruchsphase ist das irdische Magnetfeld zeitweilig sehr schwach und chaotisch, es können sich vorübergehend Regionen abweichender Polung und sogar zusätzliche Pole bilden. Die letzte große Polumkehr liegt knapp 800.000 Jahre zurück und eine weitere könnte sich bereits heute anbahnen. ... 
Große Anomalie unter dem Südatlantik
Messungen zeigen, dass sich das Erdmagnetfeld bereits abgeschwächt hat: Seine Feldstärke hat seit 1840 um rund 16 Prozent abgenommen. Auch die Achse des Dipolfelds hat sich in den letzten 200 Jahren deutlich verschoben(!). Ob dies allerdings bereits Vorboten eines solchen Ereignisses sind oder nur ein vorübergehendes Phänomen, ist noch strittig. John Tarduno von der University of Rochester und seine Kollegen haben nun eine Region genauer untersucht, in der sich die Abschwächung des Magnetfelds besonders bemerkbar macht: Unter Südafrika, dem Südatlantik und Südamerika liegt die sogenannte Südatlantische Anomalie. "Dieses Gebiet niedriger Feldintensität ist so ausgeprägt, dass die Strahlengürtel der Erde hier sehr nah herankommen können", erklären die Forscher.

Archäomagnetischen Richtungsdaten für das südliche Afrika
Der Lehmboden als Magnetanzeiger
Eine kulturelle Eigenheit von eisenzeitlichen Kulturen in Südafrika hat den Forschern die Chance eröffnet, die magnetische Entwicklung dieser Anomalie genauer zu untersuchen: Vor rund 800 Jahren war es dort üblich, Hütten und Getreidespeicher zur rituellen Reinigung regelmäßig abzubrennen. Dabei erreichte der brennende Lehmboden Temperaturen von mehr als 1.000 Grad Celsius, wodurch die zuvor im Gestein gespeicherte Magnetisierung gelöscht und die aktuelle eingebrannt wurde.
Die Analyse solcher Lehmreste, die zwischen 1013 bis 1585 gebrannt wurden, enthüllten starke historische Schwankungen im lokalen Magnetfeld. So nahm die Intensität des Magnetfelds in diesem Gebiet Südafrikas ab 1250 besonders schnell ab. Parallel dazu veränderte sich zwischen 1225 und 1550 auch die Ausrichtung der Feldlinien um 0,11° bis 0,12° pro Jahr. "Zum Vergleich: Die Rate der Feldveränderung in diesem Gebiet von 1840 bis heute liegt bei nur 0,07° pro Jahr", berichten Tarduno und seine Kollegen.

Ein großer Unruheherd im Erdmagnetfeld
Ihrer Ansicht nach deutet diese starke historische Schwankung darauf hin, dass die Südatlantische Anomalie schon früher Phasen der Abschwächung erlebt hat – und sogar noch deutlichere als heute. Möglicherweise, so mutmaßen die Forscher, ist diese Region einer der "Unruheherde" im irdischen Magnetfeld - und das schon seit Millionen von Jahren. Während dieser Zeit gab es dort vorübergehende Schwankungen, aber auch Abschwächungen, die eine Umpolung des Magnetfelds ankündigten und vielleicht sogar auslösten.

Ob allerdings die heute messbare Abschwächung bereits eine Umpolung ankündigt oder nur eine vorübergehende Schwankung, lasse sich derzeit auch mit den neuen Erkenntnissen nicht verlässlich bestimmen, so die Forscher. "Das könnte eintreten, wenn diese schwache Feldregion besonders groß wird", sagt Tarduno.

Eine Wärmedecke aus Mantelgestein liegt auf dem Erdkern
Warum aber liegt dieser mögliche Auslöser für die Umpolungen ausgerechnet unter Südafrika? Wie die Forscher berichten, könnte eine tief im Erdinneren verborgene Besonderheit das ungewöhnliche Magnetverhalten der Südatlantischen Anomalie erklären. "Man hat lange gedacht, dass diese Umpolungen an zufälligen Orten beginnen, aber unsere Studie deutet nun darauf hin, dass das möglicherweise nicht der Fall ist", sagt Tarduno.

Mögliches Szenario für Fluss Ausweisung!
Wie Tarduno und seine Kollegen feststellten, ist der Erdkern unter dieser Region von ungewöhnlich heißem und dichten Mantelgestein überdeckt. Dieses als Large Low Shear Velocity Province (LLSVP) bezeichnete Gebiet liegt wie eine Wärmedecke rund 3.000 Kilometer tief unter der Erdoberfläche und ist an der breitesten Stelle rund 6.000 Kilometer groß. Und weil dieses Mantelgestein heißer ist als die Umgebung, beeinflusst es die Strömungen im flüssigen Eisen des darunterliegenden äußeren Erdkerns – dem entscheidenden Dynamo des Magnetfelds.

Durch diese lokal gestörte Strömung ist der Dynamo an dieser Stelle nicht mehr so effektiv (also unrund) und das Magnetfeld wird hier geschwächt. Je nach Ausprägung erfolgt dies manchmal vorübergehend, manchmal aber auch anhaltend und folgenschwer – und führt zu einer Umpolung bzw. einen Polsprung.
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Anmerkung: Die genaue Beschreibung der einzelnen Grafiken finden Sie im Originaltext von Nature (Link)!
Quelle u. Bild: Nature Communications, 2015; doi: 10.1038/ncomms8865 (University of Rochester/Nature, 29.07.2015-NPO)
Bildquellen: Nature-Com, University of Rochester
Link: http://www.nature.com/ncomms/2015/150728/ncomms8865/full/ncomms8865.html
Link Zusatzunterlagen: http://www.nature.com/ncomms/2015/150728/ncomms8865/extref/ncomms8865-s1.pdf
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Siehe auch:
Polsprung - Weitere Studie zeigt: Umkehr des Erdmagnetfeldes könnte innerhalb von 80 Jahren (oder jederzeit) möglich sein (inkl. Video) DIREKTLINK