Bewegungen in Zeitlupe |
Das haben britische Forscher gezeigt, indem sie die Hirnwellen von Freiwilligen mit Hilfe von elektrischen Impulsen veränderten.
Die Folgen des Versuchs: Die Probanden konnten ihre Arme nur noch sehr viel langsamer bewegen, wenn sie mit einem Joystick einen Punkt auf dem Bildschirm steuern sollten. Dazu erhöhten die Forscher die sogenannte Beta-Aktivität * , einen bestimmten Typ von Gehirnwellen.
Die Beta-Wellen wurden zwar schon oft mit der Bewegungssteuerung in Verbindung gebracht, aber erst in den neuen Experimenten konnten die Wissenschaftler tatsächlich einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Wellenaktivität und bewusster Bewegung nachweisen.
Beta-Wellen (EEG-Wellen) werden im Gehirn dann gemessen, wenn sogenannte tonische Kontraktionen stattfinden. Das sind unbewusste Muskelanspannungen über eine längere Zeit, die zum Beispiel den Körper im Wachzustand aufrecht halten. ...
zum vergrößern anklicken |
Auch im sogenannten REM-Schlaf – der Traumphase – ist das Gehirn im Betabereich aktiv. Im Gegensatz dazu fällt die Beta-Aktivität unmittelbar vor dem Ausführen einer bewussten Bewegung ab. Die Wissenschaftler wollten in ihren Experimenten diesen Zusammenhang nun genauer untersuchen. Dafür befestigten sie den Probanden eine Elektrode, versehen mit Kontaktgel, über dem motorischen Kortex auf den Kopf durch welche sie elektrische Signale sendeten.
Dann sollten die Testteilnehmer mit einem Joystick einen Punkt auf einem Bildschirm so steuern, dass er einen sich bewegenden Kreis traf.
Betawellen im EEG |
Die Wissenschaftler verhinderten durch die am Kopf angewendete Stimulation, dass die Aktivität der Betawellen abnahm, bevor die Probanden den Test begannen. Dafür erhöhten sie die Beta-Aktivität leicht, unmittelbar bevor sich der Kreis auf dem Bildschirm bewegte. Die Versuchspersonen reagierten entsprechend: Sie brauchten zehn Prozent länger, um die Verfolgung aufzunehmen als ohne der Elektroden auf dem Kopf. Dies klinge nach wenig, ist aber ein überraschendes Resultat, wenn man bedenkt, dass nur sehr kleine (unspürbare) Spannungsänderungen eingesetzt wurden, erklären die Wissenschaftler.
Außerdem fanden sie heraus, dass Menschen offenbar nur bei bewussten Bewegungen (also willentlich geplante) zur Zeitlupe gezwungen werden können.
Die spontane Reaktionszeit der Probanden wurde nämlich durch die Elektroden nicht in gleicher Weise verändert. Das heißt automatische, unbewusste Reaktionen und Bewegungen bleiben durch die Stimulation eher unberührt.
Die eingespielten Beta-Wellen beeinflussen NUR bewusste Willensäußerungen!
(Unser Gehirn arbeitet ähnlich wie ein Computerprozessor. Auch das Gehirn braucht zur jeweiligen Aktivität eine entsprechende Taktfrequenz. Um etwas über die Geschwindigkeit eines Computers aussagen zu können, braucht man die Information, wie schnell der Haupt-Prozessor arbeiten kann. Also wie viele Takte pro Sekunde erreicht werden. Beim Gehirn ist es nicht anders, bestimmte Frequenzen erlauben bestimmte Verarbeitungen und Aktivitäten.)
Bei Personen die an Alzheimer erkrankten, ist die Beta-Wellen-Aktivität im Gehirn ungewöhnlich hoch.
Die Resultate der britischen Forscher könnten für eine mögliche Alzheimertherapie eingesetzt werden, sind doch bei dieser neurodegenerativen Krankheit die Bewegungen erheblich verlangsamt und gleichzeitig die Beta-Wellen im Gehirn der Betroffenen ungewöhnlich hoch. Auch für andere Erkrankungen, die sich genau in entgegengesetzter Richtung auswirken, sind die Ergebnisse der Studie interessant. So könnten Patienten mit der Huntingtonkrankheit davon profitieren, denn sie leiden unter unkontrollierbaren Bewegungsstörungen, die möglicherweise durch eine Unterdrückung der Beta-Wellen behandelt werden könnten.
Quelle: Alek Pogosyan (University College in London) et al.: http://www.cell.com/current-biology/. Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2099.07.074
Volltext: http://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(09)01699-6
Volltext-PDF: http://download.cell.com/current-biology/pdf/PIIS0960982209016996.pdf?intermediate=true
- - -
* Anm: Als Beta-Welle wird ein EEG-Signal im Frequenzbereich zwischen >13 und 30 Hz bezeichnet.
- - -
TIPP: Siehe dazu unsere Forschungen "Frequenzapotheke" PDF-LINK: http://www.pce.at/PDF/Frequenzapotheke1.pdf (47 Seiten gratis PDF)