Thalamus (links und rechts) rot markiert |
Ist dieser Filter ausgeschaltet, können in der Großhirnrinde ungewöhnliche Aktivitäten bzw. Verknüpfungen und damit ungewöhnliche Bilder entstehen.
Beim Aufwachen sieht die Situation übrigens anders aus: Hier arbeiten Thalamus und Großhirnrinde vollkommen synchron.
Normalerweise sind die Aktivitäten im Thalamus und der Großhirnrinde sehr eng miteinander gekoppelt. Seit einiger Zeit gibt es jedoch vermehrt Hinweise darauf, dass diese Kopplung im Schlaf nicht die ganze Zeit bestehen bleibt. Die genauere Untersuchung ist allerdings schwierig, denn eine normale Hirnstrommessung mit auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden liefert nicht genügend Details, um die Aktivitäten in den Hirnregionen genau voneinander trennen zu können. ...
Aus diesem Grund entschieden sich Dr. Magnin von der Universität Lyon und seine Kollegen nun, die Vorgänge beim Einschlafen bei 13 ganz besonderen Probanden zu untersuchen: Ihnen waren zur Behandlung einer Epilepsie-Erkrankung Elektroden direkt ins Gehirn eingepflanzt worden, mit deren Hilfe sich direkt Aktivitäten in den entsprechenden Regionen messen lassen. Die Auswertung der Daten zeigte ein unerwartet deutliches Ergebnis: In über 93 Prozent der Messungen war zuerst die Aktivität im Thalamus abgesunken und dann erst, mit durchschnittlich über neun Minuten Verzögerung, in der Großhirnrinde. Zudem setzte dieser Aktivitätsabfall nicht nur später ein, er war auch langsamer.
Offenbar wird also der Thalamus von den Schlaf-Steuerzentren Hypothalamus und dem Hirnstamm früher schlafen geschickt als die Großhirnrinde, schreiben die Wissenschaftler. In dieser Phase kann sich das Bewusstsein dann sozusagen frei bewegen, was zu erweiterten Wahrnehmungen aber auch zur Fehlinterpretation bestimmter Signale und damit zu den häufig beobachteten Halluzinationsähnlichen Zuständen führen kann.
Auch das Gefühl, man habe fürs Einschlafen viel länger gebraucht, als es tatsächlich der Fall war, ist vermutlich auf diese Entkopplung zurückzuführen. Die Frage bleibe, wie dieser Effekt zustande kommt. Denkbar sei, dass die Großhirnrinde auf die Schlafbefehle träger reagiere als der Thalamus und deswegen erst später komplett abschalte. Alternativ könnte es sich aber auch um einen aktiven Prozess handeln, der eine bisher noch unbekannte Funktion erfüllt.
Quelle: Dr. Michel Magnin (Universität Lyon 1) et al.: PNAS, Onlineveröffentlichung, doi:10.1073/pnas.0909710107/ http://www.pnas.org/
Veröffentlicht von Dr. Michel Magnin
Bildquellen: wiki, pixabay
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Hinweis:
Dieser Effekt erklärt auch einige im Zusammenhang mit Hypnose, Selbsthypnose und Trance gemachten Messungen.
Grundsätzlich passt das vorzeitige "Abschalten" des Thalamus zu unseren Hirnpotentialmessungen bei Hypnoseeinleitungen bzw. auch zu den Stimulationstechniken (Deaktivierung der Amygdala - Schläfenlappenbereiche) das eine beschleunigte und tiefere Hypnose ermöglicht.
IPN-Labor/G.H.Eggetsberger