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Montag, 13. Juni 2022

Mit unhörbaren Schallwellen aus dem Koma geweckt


Eine gezielte Stimulation des Thalamus lässt das Bewusstsein zurückkehren! 
Koma-Patienten konnten auch schon länger durch das Einleiten von elektrischen Potenzialströmen in den Thalamus-Bereich erweckt werden. Doch Forscher haben einen Koma-Patienten per Ultraschall sozusagen "wachgerüttelt". Sie beschallten dafür gezielt den Thalamus im Gehirn des Patienten mit mehreren kurzen Ultraschallpulsen. Schon am nächsten Tag besserte sich der Zustand des Mannes, drei Tage später war er wieder bei vollem Bewusstsein(!). Ob diese Methode auch anderen Patienten hilft, müssen nun weitere Tests zeigen. 

Ob ein Koma-Patient wieder erwacht und wie gut sich seine Hirnfunktionen wieder regenerieren, lässt sich zumeist nicht vorhersagen. Zwar bieten in Hirnscans sichtbare Hirnschäden einen Anhaltspunkt, oft genug aber können Ärzte nur Vermutungen anstellen. Selbst bei Wachkoma-Patienten ist es meist schwer zu ermitteln, wie viel Bewusstsein der Betroffene noch besitzt.


Den Thalamus mit Ultraschall-Pulsen stimulieren!
Martin Monti von der University of California in Los Angeles und seine Kollegen haben eine völlig neue Methode ausprobiert, um Menschen aus dem Koma zu holen und ihre Regeneration zu beschleunigen. Sie wendeten die neue Methode erstmals bei einem 25-Jährigen an, der im Wachkoma lag und nur über ein minimales Bewusstsein verfügte. Für die Behandlung legten die Forscher einen scheibenförmigen Ultraschall-Sender seitlich an den Kopf des Patienten. Über diesen schickten sie gezielte, schwache Ultraschall-Pulse direkt -über die Schädeldecke- in den Thalamus des Mannes – die Hirnregion im Zwischenhirn, die als "Tor zum Bewusstsein" gilt. Diese wichtige Schaltzentrale vermittelt zwischen Reizen und Informationen von außen oder aus anderen Hirnregionen und den Zentren des Bewusstseins in der Großhirnrinde, dem Frontalhirn.

Ultraschall, oder auch elektrische Ströme, geben eine "Starthilfe" für Gehirnzellen
Durch diese Starthilfe kann das Bewusstsein wieder zurückkommenden. Die Behandlung dauerte nur zehn Minuten. In dieser Zeit gab es zehn Pulse für den Thalamus und diese zeigten eine verblüffend deutliche Wirkung. Bereits am Tag nach der Stimulation hatten sich die Reaktionen des Patienten auf Reize messbar verbessert. Nur drei Tage später hatte er sein volles Bewusstsein wiedererlangt, verstand Sprache und konnte mit der Außenwelt kommunizieren, indem er den Kopf schüttelte oder nickte.
"Die Veränderungen waren bemerkenswert", sagt Monti. "Es ist fast so, als hätten wir seinen Gehirnzellen Starthilfe gegeben und sie wachgerüttelt." Denn normalerweise bleibt die Aktivität des Thalamus beim langsamen Erwachen aus dem Koma noch lange beeinträchtigt. Aber nur mit Medikamenten oder Übungen, lässt sich dies jedoch kaum beheben. 

"Der einzige Weg war bisher eine riskante chirurgische Prozedur, bei der Elektroden direkt neben den Thalamus eingepflanzt werden" (durch diese Elektroden fließt ein feiner Strom in Richtung Thalamus), so Dr. Monti. "Unser Ansatz zielt ebenfalls direkt auf den Thalamus, ist aber nicht invasiv" also unblutig!

Mehrere Tests mit weiteren Patienten
Ob die Ultraschall-Methode generell bei Koma-Patienten helfen wird, oder ob dieser Pilot-Patient nur besonders großes Glück hatte, müssen nun weitere Studien zeigen. Aber die Hoffnung ist groß. Unklar ist auch, ob der Ansatz auch bei Patienten in tiefem Koma hilft oder nur bei denjenigen, die noch Reste minimalen Bewusstseins zeigen. Sollte sich das Verfahren bewähren, dann sehen sie darin einen vielversprechenden Weg, die Regeneration von Koma-Patienten zu verbessern und zu beschleunigen. Möglicherweise, so spekulieren die Wissenschaftler, könnte man den Ultraschall-Emitter in einer Art Helm einbauen. Dieser wird dann den Patienten zur Behandlung einfach aufgesetzt, das geht so auch bei längeren Stimulationseinheiten.

Quelle - LINK 
Bildquelle: Fotolia/ pixabay


Mittwoch, 20. November 2019

Katzen: Meister der inneren Leere

Forschung
Die innere Leere, der Leerlauf im Gehirn lässt unsere Alarm- und Angstsysteme in den tieferen Hirnregionen zur Ruhe kommen. Die Alarm-Module des Gehirns (vor allem die Amygdala) sind mehr oder weniger im Dauereinsatz, was an unseren mentalen und gesundheitlichen Kräften zehrt, Energie raubt und –wie Psychosomatiker immer wieder betonen– letztendlich sehr vielen Krankheiten den Weg bereitet. Die willentlich angestrebte Leere, z.B. hergestellt durch geeignete Meditationsverfahren, kann hier eine Pause schaffen und für Entlastung sorgen. Durch sie verlieren die Dinge an Bedeutung und damit auch an Problematik, so dass es keine Veranlassung mehr gibt, die Alarm- und Angstzentren zu aktivieren.


Nicht jeder kann sich heute vorbehaltlos der inneren Leere hingeben. 
Was durch Tiefenmeditationstechniken (wie die Technomeditation) eingeübt wird, können Katzen ganz von selbst.
Kaum etwas beschreibt den Zustand der Leere so treffend wie das völlig entspannte, gleichzeitig aber auch achtsame Dösen einer Katze. Der Schlüssel dazu liegt im Thalamus, den die Hirnforscher als „Tor zum Bewusstsein“ bezeichnen, weil er darüber entscheidet, was bewusst wahrgenommen wird. Bei unseren Samtpfoten ist dieses Hirnareal besonders stark ausgeprägt und fähig. 

Dadurch können sie ihr Großhirn von außen abschotten und gleichzeitig so wach halten, dass es durch bedeutsame Reize, wie etwa eine durchs Gras flitzende Maus, umgehend auf hohe Aktivität umschaltet. Die Katze befindet sich also beim Dösen in einem Zustand der achtsamen Leere. Und aus der Tatsache, dass sie währenddessen besonders oft schnurrt, können wir schließen, dass sie sich in diesen Zustand besonders wohl fühlen.
Bildquelle: Pixabay, IPN-Bildwerk 

Samstag, 8. Juni 2019

Wie entstehen Halluzinationen? Aus der Forschung!

Neuro-Wissenschaftler können erklären, wie Halluzinationen entstehen. 
Der Schweizer Forscher Dr. med. Franz Vollenweider von der psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich untersucht die Wirkung von bewusstseinsverändernden Drogen wie Psilocybin (der Wirkstoff der "Zauberpilze", Magic Mushrooms), MDMA (Ecstasy) und Ketamin im Gehirn mit der Positronen-Emission-Tomographie (PET).

Vollenweiders Beobachtung: Vor allem im Stirnhirn (Frontalhirn), aber auch in anderen Teilen wie Schläfen- oder Scheitellappen, herrscht unter Drogeneinfluss starke Aktivität. 
Bildquelle: Fotolia

Die Erklärung: Reize, die von außen ins Gehirn gelangen, treffen dort zuerst auf den Thalamus. Das ist der Torhüter des Bewusstseins, der die Reize filtert und ihnen den Weg durchs Gehirn weist. Über verschiedene Nervenbahnen reisen die Impulse durch das Großhirn bis zum Stirnhirn. Das Stirnhirn sortiert Reize und ordnet sie ein: Es unterscheidet die Bilder von außen von denen, die aus Gedanken, Erinnerungen oder Erfahrungen stammen.

Das Stirnhirn gibt dann wieder Signale zurück zum Thalamus und meldet dort, wie viele Reize es noch verarbeiten kann. Drogen blockieren diesen Rückkoppelungsprozess. Der Thalamus schickt immer weiter Reize auf den Weg Richtung Stirnhirn – selbst, wenn sie nicht mehr verarbeitet werden können. Die Folge: Das Stirnhirn wird überlastet. Es kann nicht mehr unterscheiden, welche Informationen von außen kommen und welche von innen.

Vorstellungen, Gedanken (aber auch Ängste) und Wunschbilder wirken plötzlich wie real Erlebtes. Dr. Vollenweider konnte nachweisen, dass bestimmte Drogen die gleichen Gehirnreaktionen auslösen wie sie bei Schizophrenie-Anfällen auftreten. Forschungen an solchen Substanzen könnten daher auch dabei helfen, Medikamente gegen Schizophrenie zu entwickeln und unser Gehirn besser zu verstehen.
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Anm.: Der Thalamus ist auch der Schrittmacher der elektrischen Gehirnaktivität, des EEGs. 
Die Frequenzen des Thalamus variieren um 7,8 Hz herum (ähnlich der Schumannresonanz, des Erdmagnetfeldes). Langsame Frequenzen bis zu 15 Hz werden innerhalb des Gehirns vom Thalamus synchronisiert.

Samstag, 6. April 2019

Häufiges Meditieren vergrößert das Gehirn

Wer häufig lange meditiert, vergrößert damit Regionen des Gehirns, die für die Emotionen zuständig sind. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der University of California aus der Gehirnuntersuchung von Menschen, die häufig meditieren. "Wer oft meditiert, hat die herausragende Fähigkeit, positive Emotionen besonders zu pflegen, emotionaell stabil zu bleiben und sich besonders aufmerksam zu verhalten", so die Studienleiterin Elieen Luders. Veränderungen im Gehirn könnten eine Erklärung für dieses Verhalten liefern, berichtet die Zeitschrift NeuroImage.

Die Wissenschaftler untersuchten 44 Menschen, wobei die Hälfte der Probanden bereits über Jahre täglich nach der Zazen-Methode (japanische Wort für Sitzmeditation), Samatha- oder Vipassana-Methode (beides buddhistische Meditationstechnik) meditierten. Zum Einsatz bei der Untersuchung kamen hochauflösende 3D-Magnetresonanz sowie weitere Methoden, die eine Unterteilung und den Vergleich der Größe verschiedener Gehirnregionen erlauben. Sichtbar wurde dabei, dass Menschen, die häufig meditieren, deutlich größere Volumen der Gehirnregionen Hippokampus, orbitofrontaler Kortex (Teil der Superregion), rechter Thalamus (auch als Tor des Bewusstsein bezeichnet)  und obere Schläflappenwindung besitzen. Alle diese Gehirnregionen sieht man als für die Steuerung emotionaler Prozesse und der Persönlichkeit verantwortlich.

"Bisher ist bekannt, dass Meditation, wenn sie über längere Zeit praktiziert wird, kognitive Fähigkeiten verbessern kann", erklärt der Frankfurter Hirnforscher Dr. Wolf Singer im Interview. So sei bisher etwa eine Steigerung der Aufmerksamkeit bewiesen, weshalb regelmäßig Meditierende für kurze Zeit gesehene Bilder rascher verarbeiten können. "Eine ähnliche Verdickung des Großhirns ist bei Menschen dokumentiert, die z.B. Jonglieren lernen und dann regelmäßig üben. In diesem Fall geht die Verdickung jedoch wieder schnell zurück, wenn die Personen das Jonglieren einstellen."
Nebenbei haben die Meditationsmethoden einen direkten Einfluss auf die Grundentspannung (Stress-Resistenz).

Die US-Forscher geben zu bedenken, dass Unterschiede auf mikroskopischer Ebene noch nicht untersucht wurden. Damit bleibe die Fragen noch offen, ob es sich bei dem beobachteten Phänomen um eine Vermehrung der Gehirnzellen, um ihre Vergrößerung oder um die Verbesserung ihrer Synapsen-Verbindungen handelt.
Quellen: Zeitschrift NeuroImage, University of California - Elieen Luders und Kommentar des Neurowissenschaftler Wolf Singer

Samstag, 7. April 2018

Schrittweise einschlafen - Der Thalamus, (das Tor des Bewustseins) schaltet 9 Minuten vorher ab.

Unser Gehirn schläft nicht auf einmal ein, sondern im  Gehirn geht  die Aktivität nach und nach - Modul für Modul - zu Ende.


Thalamus (links und rechts) rot markiert
Den Anfang macht dabei (bemerkenswerterweise) der Thalamus im Limbischen System: Das Hirnareal, das häufig auch als "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet wird, fährt seine Aktivität bereits Minuten vor der Großhirnrinde, dem Sitz des Wach-Bewusstseins, herunter, das haben französische Forscher bei Ihren Forschungen erkannt. Dieser Effekt könnte erklären, warum so viele Menschen kurz vor dem Einschlafen Dinge sehen und hören (sog. hypnagoge Bilder, hypnagoge Töne), die gar nicht da sind, so die Forscher – schließlich dient der Thalamus als eine Art Filtersystem (bzw. Zensurzentrum), das ankommende Signale bewertet und nur die wichtigsten davon ins Bewusstsein durchkommen lässt. Alles andere wandert unbesehen ins Unterbewusstsein. Und das ist das meiste was wir als Information empfangen.

Ist dieser Filter ausgeschaltet, können in der Großhirnrinde ungewöhnliche Aktivitäten bzw. Verknüpfungen und damit ungewöhnliche Bilder entstehen.
Beim Aufwachen sieht die Situation übrigens anders aus: Hier arbeiten Thalamus und Großhirnrinde vollkommen synchron.

Normalerweise sind die Aktivitäten im Thalamus und der Großhirnrinde sehr eng miteinander gekoppelt. Seit einiger Zeit gibt es jedoch vermehrt Hinweise darauf, dass diese Kopplung im Schlaf nicht die ganze Zeit bestehen bleibt. Die genauere Untersuchung ist allerdings schwierig, denn eine normale Hirnstrommessung mit auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden liefert nicht genügend Details, um die Aktivitäten in den Hirnregionen genau voneinander trennen zu können. ...

Sonntag, 29. Oktober 2017

Nur darum gruseln wir uns so gerne ...

Halloween:
Die Erwartung, dass etwas Schlimmes passieren könnte, löst eine chemische Kaskade im Gehirn aus, erst Stress, dann Glück. Bald werden sie uns wieder heimsuchen: Böse Clowns, Vampire, Zombies, neue Horrorfilme, die pünktlich zu Halloween erscheinen. Anlass genug, sich mehr oder weniger wohlig zu erschrecken. Aber was passiert eigentlich im Gehirn, wenn man sich gruselt?

Ein markerschütternder Schrei, ein fliegender Stein – Menschen reagieren instinktiv auf potenzielle Bedrohungen, ducken sich weg, schützen den Kopf mit den Armen. Hierbei hilft die Amygdala, das aus einem Bündel Neuronen bestehende, mandelförmige Angstzentrum über dem Stammhirn. ...

Samstag, 2. Juli 2016

Entdeckt: Verstecktes Bewusstsein bei Komapatienten: Neue Messtechnik zeichnet erstmals elektrische Signale auf!

Aus gegebenem Anlass - Koma / Hirntod, Fragen über Fragen!
Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, ob Komapatienten wirklich nicht merken, was um sie herum geschieht, haben deutsche Neurologen in einer Region in der Tiefe des Gehirns namens Thalamus, die als "sensorisches Tor zum Bewusstsein" gilt, erstmals elektrische Signale (EEG) aufgezeichnet.

Düsseldorf (Deutschland): Wie die Arbeitsgruppe um den klinischen Neurophysiologen Lars Wojtecki vom Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie an der Universität Düsseldorf aktuell in einem Feature im Fachjournal Cortex beschreibt, fanden sie "differenzierte neuronale Antworten auf emotional relevante Stimuli bei einer Frau, die als 'bewusstlos' eingestuft worden war".

Hierzu verwendeten die Forscher elektrische Aufzeichnungen von implantierten Hirnelektroden, um die Aktivität des zentralen Thalamus darzustellen, während die Patientin entweder die Stimmen ihrer Kinder oder fremde Stimmen präsentiert bekam. ... 

Dienstag, 11. Februar 2014

Die physikalischen Eigenschaften des Gehirns und des Bewusstseins verändern!

Ist das möglich?
Theta-X Prozess zur Bewusstseinserweiterung
Unsere mentalen und biologischen Programme halten uns im normalen Raum-Zeitgefüge fest. Darauf ist unser Gehirn normalerweise eingestimmt. Wir können nur die "normalen" Kanäle der Wahrnehmung benutzen. Alles andere fällt einer Zensur durch bestimmte Hirnbereiche (Zensurzentren) wie z. B. dem Thalamus, der Amygdala u.a. zum Opfer.

Wir haben von Natur aus leider nicht die sensorischen Werkzeuge zur Verfügung um die erweiterten Informationen zu erlangen, da die unterschwellig vorhandenen Informationen sofort noch vor der bewussten Wahrnehmung ausgefiltert werden. Die Whisper Stimulation ermöglicht es uns aber, unser Gehirn, unser neuronalen Netzwerke neu zu tunen, die Zensurzentren willentlich zu umgehen um andere Dimensionen, erweiterte Wahrnehmungen zu ermöglichen.
Quelle: Eggetsberger.net / Theta-X

Ein kleines Beispiel, wie unser Zensurzentren im Gehirn (hier der linke Schläfenlappen) uns einfach etwas
vorspielt und uns über Fehler hinwegsehen lässt!

Dienstag, 12. November 2013

Schrittweise einschlafen - Der Thalamus, (das Tor des Bewustseins) schaltet 9 Minuten vorher ab.

Unser Gehirn schläft nicht auf einmal ein. Beim Einschlafen geht im  Gehirn die Aktivität nach und nach zu Ende. Den Anfang macht dabei der Thalamus im Limbischen System: Das Hirnareal, das häufig auch als "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet wird, fährt seine Aktivität bereits Minuten vor der Großhirnrinde, dem Sitz des Wach-Bewusstseins, herunter, das haben französische Forscher bei Ihren Forschungen erkannt. Dieser Effekt könnte erklären, warum so viele Menschen kurz vor dem Einschlafen Dinge sehen und hören (sog. hypnogoge Bilder, hypnogoge Geräusche), die gar nicht da sind, so die Forscher – schließlich dient der Thalamus als eine Art Filtersystem (bzw. Zensurzentrum), das ankommende Signale bewertet und nur die wichtigsten davon ins Bewusstsein durchkommen lässt. Alles andere wandert unbesehen ins Unterbewusstsein. Und das ist das meiste was wir als Information empfangen.

Thalamus (rot eingezeichnet)
Ist dieser Filter ausgeschaltet, können in der Großhirnrinde ungewöhnliche Aktivitäten bzw. Verknüpfungen und damit ungewöhnliche Bilder entstehen. 
Beim Aufwachen sieht die Situation übrigens anders aus: Hier arbeiten Thalamus und Großhirnrinde vollkommen synchron.

Normalerweise sind die Aktivitäten im Thalamus und der Großhirnrinde sehr eng miteinander gekoppelt. Seit einiger Zeit gibt es jedoch vermehrt Hinweise darauf, dass diese Kopplung im Schlaf nicht die ganze Zeit bestehen bleibt. Die genauere Untersuchung ist allerdings schwierig, denn eine normale Hirnstrommessung mit auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden liefert nicht genügend Details, um die Aktivitäten in den Hirnregionen genau voneinander trennen zu können.

Aus diesem Grund entschieden sich Dr. Magnin von der Universität Lyon und seine Kollegen nun, die Vorgänge beim Einschlafen bei 13 ganz besonderen Probanden zu untersuchen: Ihnen waren zur Behandlung einer Epilepsie-Erkrankung Elektroden direkt ins Gehirn eingepflanzt worden, mit deren Hilfe sich direkt Aktivitäten in den entsprechenden Regionen messen lassen. Die Auswertung der Daten zeigte ein unerwartet deutliches Ergebnis: In über 93 Prozent der Messungen war zuerst die Aktivität im Thalamus abgesunken und dann erst, mit durchschnittlich über neun Minuten Verzögerung, in der Großhirnrinde. Zudem setzte dieser Aktivitätsabfall nicht nur später ein, er war auch langsamer.

Offenbar wird also der Thalamus von den Schlaf-Steuerzentren Hypothalamus und dem Hirnstamm früher schlafen geschickt als die Großhirnrinde, schreiben die Wissenschaftler. In dieser Phase kann sich das Bewusstsein dann sozusagen frei bewegen, was zu erweiterten Wahrnehmungen aber auch zur Fehlinterpretation bestimmter Signale und damit zu den häufig beobachteten Halluzinationsähnlichen Zuständen führen kann.

Auch das Gefühl, man habe fürs Einschlafen viel länger gebraucht, als es tatsächlich der Fall war, ist vermutlich auf diese Entkopplung zurückzuführen. Die Frage bleibe, wie dieser Effekt zustande kommt. Denkbar sei, dass die Großhirnrinde auf die Schlafbefehle träger reagiere als der Thalamus und deswegen erst später komplett abschalte. Alternativ könnte es sich aber auch um einen aktiven Prozess handeln, der eine bisher noch unbekannte Funktion erfüllt.
Quelle: Dr. Michel Magnin (Universität Lyon 1) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1073/pnas.0909710107/ http://www.pnas.org/
Veröffentlicht von Dr. Michel Magnin

Hinweis:
Dieser Effekt erklärt auch einige im Zusammenhang mit Hypnose, Selbsthypnose und Trance gemachten Messungen. Grundsätzlich passt das vorzeitige "Abschalten" des Thalamus zu unseren Hirnpotenzialmessungen bei Hypnoseeinleitungen bzw. auch zu den Stimulationstechniken (Deaktivierung der Amygdala - Schläfenlappenbereiche) das eine beschleunigte und tiefere Hypnose ermöglicht.
IPN-Labor/G.H.Eggetsberger

Montag, 28. Januar 2013

Wie das menschliche Gehirn entscheidet, wann eine Pause gemacht wird

Forscher entschlüsseln die Grundlage für das Timing unserer Arbeitspausen (auch eine Frage der Belohnung) "Jetzt, brauche ich aber einmal eine Pause" – bei fast jeder Tätigkeit kommt irgendwann der Augenblick, in dem wir spüren bzw. erkennen: Jetzt schwindet die Kraft, wir sind erschöpft und sollten unserem Körper oder unserem Gehirn (der Konzentration) eine Pause gönnen. 


Das gilt für das Lernen und Büroarbeiten genauso, wie für Autofahren oder Hobbys. Aber woher kommt dieses instinktive automatisch aufkommende Gefühl? Und warum gibt es Situationen, in denen wir das Pausenbedürfnis überwinden und trotzdem weitermachen können – nur weil es eben sein muss? Diese interessanten Fragen haben jetzt französische Forscher in einem neurologischen Experiment untersucht – und haben tatsächlich ein Gehirnsignal identifizieren können, das uns als inneren Taktgeber für das Pausenbedürfnis dient. 

Hintergrund: "Die Frage, wann wir unsere Arbeit unterbrechen sollten und wann wir nach einer Pause wieder fit sind, muss unser Gehirn jeden Tag aufs Neue beantworten", erklären Florent Meyniel von der Universite - Pierre et Marie Curie in Paris und seine Kollegen. Diese Entscheidung müsse angepasst erfolgen, denn der Körper weiß ja nicht im Vorhinein, wie anstrengend die jeweilige Tätigkeit ist. "Wenn Menschen einen Kühlschrank die Treppe hochtragen müssen, entscheiden sie ja nicht vorher, wie oft und wie lange sie unterwegs Pause machen", so die Forscher. Es muss daher etwas geben, das unsere jeweilige Anstrengung (Energieverbrauch etc.) mitprotokolliert und dann irgendwann Alarm schlägt, wenn es zu viel werden könnte.

Eine Vermutung: Schon Anfang des 20. Jahrhunderts vermutete der Psychologe William James, dass es einen Mechanismus gibt, der wie eine Art Sanduhr "Erschöpfungseinheiten" erfasst. Erreichen diese ein bestimmtes Maß, löst das System den Wunsch nach einer Pause aus. Diese Schwelle aber, so postulierte der Forscher damals bereits, müsse flexibel sein. "Denn wenn es nötig ist, dass wir weitermachen, geschieht etwas Überraschendes: Die Erschöpfung nimmt nur bis zu einem gewissen kritischen Punkt zu, dann verschwindet sie wieder und wir bekommen eine Art zweiten Atem", beschreibt James das Phänomen.

Der Versuch: Ob James mit seiner Vermutung richtig lag und wie diese innere Sanduhr neurophysiologisch aussieht, haben Meyniel und seine Kollegen nun untersucht. Für ihre Studie baten sie 39 Versuchspersonen, einen Handgriff jeweils so stark und lange zu drücken wie sie konnten, während sie in einem Hirnscanner (Magnetresonanztomographie)  lagen. Ab einer bestimmten Druckstärke lief ein Zähler mit. Pro Zeiteinheit, die die Teilnehmer in dieser Intensität durchhielten, bekamen sie je nach Versuchsdurchgang entweder 10,20 oder 50 Cent Belohnung. Damit sollte getestet werden, welchen Einfluss die Motivation auf das Pausenbedürfnis hat. Zudem lag die Druckschwelle, ab der der Zähler lief, ohne Wissen der Probanden bei den verschiedenen Durchgängen unterschiedlich hoch. "Wie erwartet, wechselten die Probanden im Laufe eines Versuchs zwischen Anstrengung und Pausen ab", berichten Meyniel und seine Kollegen. Und wie vermutet, benötigten die Teilnehmer dann schneller eine Pause, wenn sie den Handgriff stärker drücken mussten, bevor der Zähler lief. Umgekehrt animierte eine höhere Belohnung sie dazu, trotz Erschöpfung länger weiterzumachen. Soweit, so wenig überraschend.

Anschwellendes Signal aus der Schmerzmatrix
Spannender wurde es, als die Forscher die Aufnahmen des Hirnscanners auswerteten. Die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) ergab, dass während der Anstrengung zwei Gehirnregionen besonders aktiv waren, eine im Thalamus (auch als "Tor des Bewusstseins" bezeichnet) und eine in der hinteren Hirnrinde. "Beide Areale gehören zur sogenannten Schmerzmatrix und zu dem Netzwerk im Gehirn, das der Eigenwahrnehmung unseres Körpers dient", erklären die Wissenschaftler. Zusätzliche Messungen mittels Magneto-Enzephalografie (MEG) enthüllten zudem, dass dieses Netzwerk ein EEG-Signal aussendet, das im Laufe der Anstrengung stärker wird, in den Pausen aber allmählich wieder absinkt.

Und noch etwas weiteres zeigte sich: Mussten sich die Probanden stärker anstrengen, stieg dieses Signal schneller an, waren sie dagegen durch eine höhere Belohnung besonders motiviert, stieg es trotz gleicher Anstrengung langsamer (Anm.: Als Belohnung gilt auch wenn ein geliebter Mensch in Gefahr ist, auch dann können wir oft ohne Pause, auch über längere Zeit große Kraftanstrengungen erbringen).

Zusammenfassend: "Damit haben wir ein Gehirnsignal entdeckt, das linear die Ansträngungen während der Arbeit aufspeichert und sie in der Pause wieder abbaut", sagen Meyniel und seine Kollegen. Das entspreche dem Sanduhr-Modell von James. Es zeige auch, warum es uns unter bestimmten Umständen möglich ist, über unsere Grenzen hinaus zu gehen: Die Kostenkurve steige dann langsamer, trotz gleicher Mühen. Noch wissen die Forscher nicht, welche Informationen aus dem Körper diese Hirnareale für ihr Signal auswerten – es könnte aus den Muskeln stammen oder eine Stoffwechselgröße sein (oder/und Signale aus den Drüsen). Unklar ist bisher auch noch, wie dieses Signal genau mit unserer subjektiv empfundenen Erschöpfung zusammenhänge.
Folgestudien sollen das nun weiter ergründen.
Quelle: Florent Meyniel (Universite - Pierre et Marie Curie, Paris) et al.: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), doi: 10.1073//pnas.1211925110/
LINK: http://www.pnas.org/content/early/2013/01/16/1211925110

Mittwoch, 23. Mai 2012

Bewusstseinsstörung nach Narkose (die Hintergründe)


Der Sitz unseres Bewusstseins erwacht zuletzt aus einer Narkose
Halbbewusste Wachzustände bei Operationen können deshalb nur schwer entdeckt werden.

Forscher haben erstmals aufgeklärt, warum Patienten nach einer Narkose oft verwirrt sind und erst langsam zu sich kommen: Nach der Narkose wacht zuerst der "primitivste Teil des Gehirns" auf.

Erst danach wird auch die Großhirnrinde - der Sitz unseres Bewusstseins - aktiv.
Das zeigen Hirnscans, die die Wissenschaftler in der Aufwachphase von Probanden aufzeichneten. Diese Entdeckung könnte auch erklären, warum Anästhesisten manchmal nicht bemerken, dass Patienten während einer Operation wach werden: Ihre Messgeräte fragen nur die Aktivität der Großhirnrinde ab - und reagieren daher zu spät oder gar nicht auf diese nur halbbewussten Wachzustände. Das berichten die Forscher im Fachmagazin "The Journal of Neuroscience".

"Wir haben erwartet, dass sich die Großhirnrinde als erstes nach einer Narkose wieder einschaltet", sagt Studienleiter Harry Scheinin von der Universität Turku in Finnland. Überraschenderweise aber hätten die Aufnahmen etwas anders gezeigt: Gehirnstrukturen wie der Hirnstamm, der Thalamus und Teile des limbischen Systems seien zuerst aktiv geworden. Sie gehören zu den evolutionär ältesten Hirnteilen und verarbeiten unter anderem ursprüngliche Gefühle wie Angst und Lust, aber auch die Reaktion auf äußere Reize

Nach Ansicht der Forscher deuten ihre Ergebnisse darauf hin, dass das Gehirn beim Aufwachen zuerst die untergeordneten Ebenen des Bewusstseins anschaltet. Erst wenn dieser halbbewusste Zustand erreicht ist, werden auch die höheren Bewusstseinsebenen aktiv. Erst dann funktionieren auch Gedächtnis, Verstand und rationales Denken wieder. Die Ergebnisse sind aber auch ein wertvoller Hinweis für die allgemeine Erforschung des Bewusstseins. Denn, so sagen die Wissenschaftler, die Studie zeige, dass neben der Großhirnrinde auch ein ganzes Netzwerk von zentralen Gehirnbereichen daran beteiligt sei, unser Bewusstsein zu bilden. Dieses Netzwerk ermögliche es uns, die Außenwelt bewusst wahrzunehmen und zu bewerten und darauf zu reagieren.

Untersuchung: Narkose im Hirnscanner
Zuerst aktive Gehirnregionen nach dem Aufwachen aus der Narkose (links)
und noch inaktive Großhirnrinde (rechts) © Suomen Akatemia. 
Für ihre Studie versetzen die Forscher 20 junge, gesunde Versuchsteilnehmer in Narkose, während diese in einen Positronen-Emissions-Tomografen (PET) lagen. Dieser Gehirnscanner zeigt anhand der Durchblutung, welche Gehirnbereiche besonders aktiv sind. Die eine Hälfte der Probanden wurde mit dem Narkosemittel Propofol in den Schlaf versetzt, die andere mit dem meist auf Intensivstationen eingesetzten Dexmedetomidin. Dieses versetzt die Patienten in einen Zustand, der dem natürlichen Schlaf sehr ähnlich sein soll.

Nachdem die Narkose voll wirkte, weckten die Forscher die Probanden auf, bei Propofol durch die Reduktion des Narkosemittels, bei Dexmedetomidin durch lautes Ansprechen und leichtes Schütteln. Anhand der beim Aufwecken und kurz danach erstellten PET-Aufnahmen konnten die Wissenschaftler feststellen, welche Gehirnregionen ab welchem Zeitpunkt wieder stärker durchblutet und damit aktiv waren. Bei beiden Narkosemitteln sei das Gehirn in einer ähnlichen Reihenfolge wieder aktiv geworden, berichten die Forscher.
Quelle: Suomen Akatemia (Academy of Finland), 05.04.2012 - NPO.

Samstag, 18. Februar 2012

Stress beeinflusst die Wahrnehmung


Der Thalamus ist das Tor zum Bewusstsein, er entscheidet was wir wahrnehmen, das Stresshormon Kortisol verändert unsere Wahrnehmung sehr schnell.
Es zeigt sich: Die Wirkung von Kortisol auf den Thalamus entsteht deutlich schneller als bisher erwartet!

Stress kann sich beim Menschen weitaus umfassender auf die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung auswirken als bisher angenommen!

Forschern am Fachbereich I der Universität Trier unter der Federführung des Psychobiologen Prof. Dr. Hartmut Schächinger ist in Zusammenarbeit mit dem Brüderkrankenhaus Trier erstmals der Nachweis einer raschen Wirkung des Stresshormons Kortisol auf den Thalamus gelungen. Damit würde Kortisol beim Menschen die thalamische Informationsverarbeitung von Stressereignissen nahezu unmittelbar beeinflussen und nicht - wie bisher angenommen - frühestens nach 20 Minuten.

Forschern am Fachbereich I der Universität Trier gelingt in Zusammenarbeit mit dem Brüderkrankenhaus Trier erstmals der Nachweis einer raschen Wirkung des Stresshormons Kortisol auf den Thalamus. Diese Gehirnstruktur ist für viele kognitive Prozesse äußerst wichtig, u.a. für die Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitung. Dieser Befund wurde in der neuesten Ausgabe des renommierten „Journal of Neuroscience“ publiziert. Erstautor dieser Publikation ist ein Doktorand des DFG-geförderten Internationalen Graduiertenkollegs „Psychoneuroendokrinologie des Stresses“.

Stress ist ein psychobiologisches Phänomen. Während Stress kommt es zu physiologischen und kognitiven Reaktionen. Mit diesen soll eine aus phylogenetischer Perspektive vorteilhafte Anpassung des Individuums an das Stress auslösende Ereignis begünstigt werden. Zwar wird im Rahmen einer Stressreaktion Kortisol schon innerhalb von Minuten in den Blutkreislauf freigesetzt. Bisher wurde jedoch vermutet, dass Kortisol nur relativ langsam im Gehirn wirken kann. Grund für diese Vermutung liefern Untersuchungen, die belegen, dass die durch Kortisol ausgelösten molekularbiologischen Prozesse frühestens nach 20 Minuten zu spezifischen Funktionsänderungen der Zellen führen können. Damit wäre ein Einfluss des Stresshormons Kortisol auf die unmittelbare kognitive Verarbeitung des Stress auslösenden Ereignisses ausgeschlossen.

Mit dem jetzt publizierten interdisziplinären Forschungsprojekt konnte jedoch in mehreren unabhängigen Experimenten gezeigt werden, dass Kortisol innerhalb weniger Minuten starke Funktionsänderungen im Thalamus hervorruft. Der Thalamus ist eine sehr wichtige Gehirnstruktur, die bei der Verarbeitung fast aller Wahrnehmungen eine Rolle spielt. Zudem ist der Thalamus an der Regulation von Wachheit und Aufmerksamkeit beteiligt. Die Forschungsergebnisse zeigen daher, dass das im Rahmen einer Stresssituation ausgeschüttete Hormon Kortisol sehr wohl einen Einfluss auf die kognitive Verarbeitung des Stress auslösenden Ereignisses ausüben könnte. 

Orginalpublikation: 
F Strelzyk, M Hermes, E Naumann, M Oitzl, C Walter, HP Busch, S Richter, and H Schächinger: Tune It Down to Live It Up? Rapid, Nongenomic Effects of Cortisol on the Human Brain. Journal of Neuroscience 2012; 32: 616–625. 
Quelle: Universität Trier, Journal of Neuroscience

Samstag, 11. Februar 2012

Studie: Gehirne auf dem "Pilz-Trip"


Ein Pilz mit Haluzinationswirkung
Wird das Gehirn durch "Zauberpilze" in einen Rauschzustand versetzt, verändern sich Durchblutung und Reizweitergabe massiv. Dabei gehen Intensität der Gehirnveränderungen und Heftigkeit der Halluzinationen parallel. Britische Forscher erstellten eine Landkarte eines Gehirns auf Pilz-Trip.

Magnetresonanztomografie Untersuchung
Der Forscher David Nutt vom Imperial College London und seine Kollegen verabreichten Versuchspersonen die in Pilzen enthaltene psychotrope Substanz und verfolgten mit funktioneller Magnetresonanztomografie die Veränderungen. Die Beobachtungen würden auch erklären, warum der - vom Arzt kontrollierte - Einsatz von Psilocybin, so der Name des halluzinogenen Inhaltsstoffs, gegen Depressionen helfen kann.

"Ich sehe komische Muster"
Der Konsum von hallzinogenen Pilzen hat eine lange Tradition. So gibt es schon Berichte von den Azteken, die sich vor wichtigen Zeremonien mit den Pilzen berauschten. 1957 machte der Ethnologe Gordon Wasson die "magic mushrooms" durch einen Artikel im Westen bekannt - und abseits des gefährlichen Missbrauchs wurden sie immer wieder in der Psychotherapie eingesetzt, um "die Bewusstseinsebene zu erweitern". Trotz der vielen "Erlebnisberichte" ging bisher aber niemand den Veränderungen im Gehirn auf den Grund.

Das wollte der Psychiater David Nutt, der auch schon die britische Regierung zu Drogenfragen beraten hat, ändern. Er lud deshalb insgesamt 30 Männer und Frauen, die mit Halluzinogenen bereits Erfahrungen gesammelt hatten, zu einem Experiment ein. Zuerst wurde an 15 Personen überprüft, ob sich der Blutfluss im Gehirn verändert. Die Testpersonen bekamen eine Spritze mit Psilocybin. Die Intensität der Halluzinationen konnten sie während und nach dem Trip durch Knopfdruck bewerten.

Die Versuchspersonen spürten die stärkste Reaktion zirka vier Minuten nach der Injektion.
Als typische Auswirkungen der Droge wurde beschrieben: "Ich sehe ungewöhnliche Veränderungen meiner Umwelt", "Ich sehe geometrische Muster", "Ich nehme meinen Körper ungewöhnlich wahr" oder "Meine Vorstellungen sind besonders lebhaft".

Gehemmter Blutfluss
Die begleitende Magnetresonanztomografie zeigte, dass sich auch die Durchblutung des Gehirns veränderte: Besonders in Regionen, die für Assoziationen zuständig sind wie dem Posterioren Cingulaten Cortex*, konnte ein starker Rückgang der Durchblutung beobachtet werden. Die Forscher glichen Selbstbeschreibung und fMRI-Bilder mit einander. Das Ergebnis: Je intensiver die Halluzinationen beschrieben wurden, desto stärker war auch der Blutfluss gehemmt.


Die Regionen mit reduziertem Sauerstoffgehalt wurden blau eingefärbt.

Ein ähnliches Resultat zeigte auch die Untersuchung des Sauerstoffgehalts des Blutes.
Wieder nahm die Sauerstoffsättigung in jenen Regionen des Gehirns besonders stark ab, die mit den auftretenden Halluzinationen in Verbindung gebracht werden, besonders im mittleren präfrontalen Cortex, dem Putamen und dem Subthalamus.

Besser keine Selbstexperimente!
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"Psilocybin verringert die Durchblutung wichtiger Teile des Gehirns substanziell", fassen die Forscher zusammen. Da dem Posterioren Cingulaten Cortex * eine wichtige Rolle bei der Bildung von Bewusstsein und solchen Konstrukten wie dem "Ich" bzw. dem "Ego" zugeschrieben wird, können die von den Versuchspersonen beschriebenen Bewusstseinsänderungen direkt von den Modifikationen in diesem Teil des Gehirns kommen.

Die Ergebnisse der Forscher passen auch zu jüngsten Überlegungen, Psilocybin in der Behandlung psychischer Erkrankungen einzusetzen. Bei Depression etwa sind einige Teile des Gehirns überaktiv, deren Durchblutung das Halluzinogen reduziert. Das würde erklären, warum Betroffene schon nach kurzer Behandlung von einer Besserung berichten. Dazu bräuchte es aber noch weitere Forschungsarbeiten, betonen David Nutt und Kollegen. Und vor allem: keine Selbstexperimente.
Quelle - die Studie: "Neural correlates of the psychedelic state as determined by fMRI studies with psilocybin" ist in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen (DOI: 10.1073/pnas.1119598109) LINK: http://www.pnas.org/content/109/6/2138.
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* Cingulären Cortex ein Bestandteil des limbischen System des Gehirns, verantwortlich für die Herstellung emotionalen Reaktionen auf körperliche Empfindungen z.B. von Schmerz. Spielt eine wichtige Rolle bei Stimulus-Belohnungs-Lernen und bei der Auswahl von belohnungsgesteuerten Handlungsweisen. Ist auch an der ICH- und EGO-Konstruktion beteiligt.

Montag, 9. Januar 2012

Das Stirnhirn (die Superregion) ist die Basis unserer Intelligenz und unseres ICHs

Die Störungen der Superregion im Gehirn = Dysexekutives Syndrom ("Frontalhirnsyndrom")

Verletzung (Läsionen) und zu schwache Entwicklung der präfrontaler Gehirnabschnitte (Stirnhirnbereiche) können zu einem sog. „Frontalhirnsyndrom“ oder „Dysexekutiven Syndrom“ führen.

Dabei handelt es sich jedoch um keine genau definierte Symptomkonstellation, sondern um ein sehr heterogenes Krankheitsbild unterschiedlichster Störungen, das von Patient zu Patient extrem verschieden sein kann. Daher ist die Begrifflichkeit „Frontalhirnsyndrom“ aktuell nicht befriedigend. Vorzuziehen ist eher eine Beschreibung der Symptomkonstellation (s.u.).

Allgemein schreibt man dem präfrontalen Kortex die wichtigste Analyse- und Überwachungsfunktion zu. 
Daher wurde für ihn auch der Begriff „supervisory attentional system“ (SAS) eingeführt. Von hier aus wird also die Aufmerksamkeit bzw. Konzentration koordiniert und gesteuert. Von diesen Hirnbereichen besteht ein dichtes Netzwerk zu vielen anderen Hirnteilen. Auf Basis dieser hohen Vernetzung mit auch primitiveren Hirnarealen (z.B. auch mit der Amygdala) können unterschiedlichste Informationen analysiert, bewertet, „verrechnet“ und die Ergebnisse wieder zurück gesendet werden - ähnlich dem zentralen Prozessors (CPU) eines Computers. Aufgrund der zahlreichen präfrontalen Verbindungen zu anderen Gehirnstrukturen können auch Verletzung oder Ausfälle in anderen Hirnabschnitten zu einem Frontalhirnsyndrom führen, z.B. bei Störungen des Thalamus, des kortikale oder subkortikale limbische Strukturen, der Basalganglien.

Man unterscheidet zwei Bereiche des präfrontalen Kortex (kurz = PFK).

* dorsolateraler präfrontaler Kortex: hier befinden sich vorwiegend kognitive Funktionen, z.B. problemlösendes Denken oder Vorausplanen (die Intelligenz einer Person).


Frontaler Kortex = rot
* orbitofrontaler Kortex: dieser Hirnteil wird mit der Regulation emotionaler Prozesse und anderen psychischen Funktionen bzw. Persönlichkeitseigenschaften in Verbindung gebracht. (Sitz des „ICHs“ einer Person)


orbitofrontaler Kortex = rot
Allgemein hat der PFK die Funktion, das Verhalten des Menschen flexibel und zweckmäßig an neue Anforderungen des Lebens anzupassen.
Sowohl der Begriff "Dysexekutives Syndrom" als auch die Bezeichnung "Frontalhirnsyndrom" sind in der Fachwelt umstritten. Eine Gleichsetzung sollte auf jeden Fall vermieden werden, da beide Begriffe unterschiedliche Intentionen haben. So zielt die Bezeichnung "Dysexekutives Syndrom" auf Störungen von diversen kognitiven Funktionen, während die Bezeichnung "Frontalhirnsyndrom" die Lokalisation einer Schädigung angibt. Bei Schäden im Frontalhirn müssen aber nicht in jedem Fall exekutive Funktionen betroffen sein, und zu Störungen exekutiver Funktionen kommt es nicht nur bei Schäden im Frontalhirn, da auch die ungestörte Funktionsfähigkeit anderer Bereiche des Gehirns (z.B. der Thalamus = Tor des Bewusstseins) für die exekutiven Funktionen erforderlich ist.

Thalamus - Tor des Bewusstseins
Kognitive Störungen nach Schädigung des dorsolateralen Kortex 
Das Supervisory Attentional System (SAS) ist nicht mehr dazu in der Lage, Handlungen des Menschen flexibel auf neue Situationen einzustellen (kognitive Flexibilität). Das problemlösende Denken und eine vorausschauende Handlungsplanung sind z.T. massiv gestört. Irrelevante (Umwelt-)Reize können nicht mehr von relevanten unterschieden werden. Es findet keine ausreichende Analyse mehr statt. Bei einfachen Routinehandlungen dagegen zeigen sich i. d. R. keinerlei Probleme. "Frontalhirn"geschädigte sind hier zumeist unauffällig: z.B. Einkaufen von alltäglichen Dingen, Frühstück oder Abendessen richten, Wahrnehmen von Arztterminen usw.

Folgende kognitive Störungen können im Rahmen eines dysexekutiven Syndroms auftreten und mit unterschiedlichen Tests erfasst werden:
* unzureichende Problemanalyse
* unzureichende Extraktion relevanter Merkmale
* unzureichende Produktion von Ideen
* Haften an (irrelevanten) Details
* mangelnde Umstellungsfähigkeit und Hang zu Perseverationen
* Regelverstöße
* Einsatz planungsirrelevanter Routinehandlungen
* verminderte Plausibilitätskontrollen
* keine systematische Fehlersuche
* Alternativpläne werden kaum entwickelt
* handlungsleitendes Konzept geht verloren
* Schwierigkeiten beim gleichzeitigen Beachten mehrerer Informationen (Arbeitsgedächtnis)
* Handlungskonsequenzen werden nicht vorhergesehen
* kein Lernen aus Fehlern
* vorschnelles Handeln
* rasches Aufgeben bei Handlungsbarrieren

Mögliche Verhaltensstörungen nach Schädigung des orbitofrontalen Kortex 
Bei Schädigungen des orbitofrontalen Kortex oder damit assoziierter Hirnareale kann es zu unterschiedlichen Verhaltensauffälligkeiten kommen. Man spricht auch von neuropsychiatrischen Störungen. Die Fachliteratur unterscheidet zwischen inhibitorischen und disinhibitorischen Symptomen. Diese können wiederum auf verschiedenen Ebenen beschrieben werden. Welche Symptomkonstellation auftritt, hängt von Ausmaß und Art der frontalen Hirnschädigung ab.

Depressiv-inhibitorischer Symptom-Komplex
* motorisch
o motorische Verlangsamung
o Sprechverarmung
* sensorisch
o mangelnde Reagibilität auf Umgebungsreize
* emotional-affektiv
o depressive Grundstimmung
o geringes Selbstwertgefühl
o Selbstablehnung
o Gefühllosigkeit
* Behavioral
o Appetit- und Gewichtsverlust
o Energie- und Interessenverlust
o sozialer Rückzug
* kognitiv
o Entscheidungsunfähigkeit
o "Pseudodemenz"
o Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
* biozyklisch
o Schlafstörungen
o Müdigkeit

Disinhibitorischer Symptom-Komplex 
* motorisch
o Hyperaktivität
o motorische Unruhe
o gesteigerte Sprechaktivität (Logorrhöe)
* sensorisch
o Halluzinationen
* emotional-affektiv
o manische, euphorische Grundstimmung
o paranoide Wahnvorstellungen
o Selbstüberschätzung
o Größenwahn
o Aggressionsausbrüche
o pathologisches Lachen und Weinen
* Behavioral
o Hyperphagie
o orales Explorationsverhalten
o Hypersexualität
o ungerichtete Aktivitätssteigerung
o Distanzlosigkeit
o Nichtbeachtung sozialer Konventionen
* kognitiv
o verstärkte Ablenkbarkeit
o Ideenflucht
o Aufmerksamkeits-, Konzentrationsstörungen
* biozyklisch
o vermindertes Schlafbedürfnis

Literatur 
* Herrmann, M., Starkstein, S.E. & Wallesch, C.W. (1999). Neuropsychiatrische Störungen in der Neurorehabilitation. In: Peter Frommelt & Holger Grötzbach (Hrsg.): NeuroRehabilitation. Grundlagen, Praxis, Dokumentation. Berlin: Blackwell Wissenschafts-Verlag.
* Koch, J. (1994). Neuropsychologie des Frontalhirnsyndroms. Weinheim: Beltz
* Matthes-von Cramon, Gabriele (1999). Exekutivfunktionen. In: Peter Frommelt & Holger Grötzbach (Hrsg.): NeuroRehabilitation. Grundlagen, Praxis, Dokumentation. Berlin: Blackwell Wissenschafts-Verlag.
* Matthes-von Cramon, G. & von Cramon, D.Y. (2000). Störungen exekutiver Funktionen. In: W. Sturm, M. Hermann, C.-W. Wallesch. Lehrbuch Klinische Neuropsychologie. Swets.
* Förstl, Hans (Hrsg.), Frontalhirn - Funktionen und Erkrankungen, Verlag Springer Berlin, ISBN 3-540-20485-7
* Goldberg, Elkhonon: Die Regie im Gehirn - Wo wir Pläne schmieden und Entscheidungen treffen, ISBN 3-935767-04-8
Quelle(n): http://de.wikipedia.org/wiki/Frontalhirn und andere …
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Siehe auch Theta-X Workshop: 
Seminaranmeldungen: http://www.ilm1.com/seminare-c-10.html (hier finden Sie die aktuellen Seminartermine und Anmeldemöglichkeit)

Theta-X Webseite: http://www.theta-x.com/