Egoismus und Narzissmus scheinen in unserer Gesellschaft auf dem Durchmarsch zu sein, während die Empathie abnimmt.
Dabei ist gerade die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, für unser Zusammenleben extrem wichtig. Ein Forscherteam unter der Leitung von Tania Singer vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften hat herausgefunden, dass unsere eigenen Gefühle unsere Empathiefähigkeit verzerren können. Dieser emotionsbedingte Egozentrismus wird vom Gehirn erkannt und korrigiert. Aber wenn der rechte Gyrus supramarginalis nicht richtig arbeitet, oder wir uns besonders schnell entscheiden müssen, ist unsere Empathie erheblich eingeschränkt.
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Wir Menschen benutzen uns selbst als Referenz, wenn wir die Welt um uns herum und unsere Mitmenschen einschätzen. Dabei neigen wir dazu, unseren eigenen Gemütszustand auf andere zu projizieren.
Während sich die Kognitions-forschung schon ausführlich damit beschäftigt hat, ist auf emotionaler Ebene nichts darüber bekannt. Man nahm zwar an, dass unser eigener emotionaler Zustand das Verständnis der Emotionen anderer verzerren kann, vor allem wenn diese völlig anders sind als die des anderen. Gemessen wurde diese emotionale Egozentrizität bisher aber noch nie. Genau das ist den Forschern in einem aufwändigen Experimente-Marathon jetzt gelungen. Auch das dafür verantwortliche Gehirnareal, mit dessen Hilfe wir unseren eigenen Gefühlszustand von dem anderer Menschen trennen können, haben sie entdeckt: Den Gyrus supramarginalis, eine Windung der Großhirnrinde, die sich ungefähr dort befindet, wo Scheitel-, Schläfen und Frontallappen zusammentreffen. „Das war unerwartet, denn wir hatten eigentlich das temporo-parietale Kreuzungsareal im Visier, das ein paar Zentimeter weiter vorn im Gehirn liegt“, erklärt Claus Lamm, einer der Autoren der Publikation. ...