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Montag, 4. März 2024

Warum wir in fremder Umgebung meist schlecht schlafen



Schlafforscher und Handelsreisende kennen das Phänomen
Die erste Nacht in einem fremden Bett ist alles andere als erholsam. Diese Erfahrung ist durchaus universell. Ein japanisches Sprichwort sagt es aus: "Wenn du das Kopfkissen wechselst, schläfst Du nicht."

Warum schlafen wir in fremden Betten schlecht?
Darauf haben Neurowissenschafter von der Brown University in Providence (im US-Bundesstaat Rode Island) eine wissenschaftliche Antwort gefunden. Wie die Forscher um Yuka Sasaki im Fachjournal "Current Biology" schreiben, bleibt während der Tiefschlafphase ein bestimmtes Netzwerk der linken Gehirnhemisphäre in einer Art Alarmmodus, während sich die rechte Hirnhälfte wie gewohnt ausruht. 

"Wir wissen, dass Meerestiere und manche Vögel einen solchen Ein-Hemisphären-Schlaf haben, bei dem eine Hirnhälfte wach bleibt und die andere schläft" (z.B. Delphine), erläutert die Professorin für Kognitive Linguistik und Psychologie. Zwar würden menschliche Gehirne nicht ebenso asymmetrisch arbeiten wie die von Meerestieren. "Aber womöglich haben unsere Gehirne ein Miniatur-System dessen, was Wale und Delphine haben", sagt Sasaki.

Das sog. Default-Mode-Netzwerk bleibt wach.
Das Forscher-Team analysierte mit Hirnstrommessungen (EEG) und bildgebenden Verfahren den Schlaf von 35 Freiwilligen in der ersten und der achten Nacht im Schlaflabor. 

Das Ergebnis: In der ersten Nacht waren die linken Hirnhälften in der sonst erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase leicht anzusprechen. Wie die Gehirnscans zeigten, war von dieser zerebralen Schlaflosigkeit das sogenannte Default-Mode-Netzwerk besonders betroffen. Dieses Netzwerk wird im wachen Zustand beim z.B. auch beim Nichtstun aktiviert, es sorgt dann für ein gewisses "Hintergrundrauschen" und generiert Tagträumereien und Gedankenketten.

Der Schlafforscher Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg findet die Studienergebnisse vielversprechend und hochinteressant. "Die Ergebnisse passen in eine Forschungsrichtung, die man 'local sleep' nennt – in diesem Fall dann allerdings eher 'local wakefulness'. Diese geht davon aus, dass Schlaf eben kein absolut homogener Zustand des gesamten Gehirns ist." Seiner Meinung nach lassen sich daraus generell Strategien zur Behandlung von Schlafstörungen entwickeln. "Wir gehen ja davon aus, dass bei chronischen Insomnien ein permanentes Hyperarousal (Übererregtheit) – letztendlich Ausdruck einer Habacht-Stellung – vorliegt."

Bei chronischen Schlafstörungen könnten Entspannungstechniken, aber auch gezieltes Später-ins-Bett-Gehen helfen. Eigener Polster gegen den "Fluch der ersten Nacht". Um dem Fluch der ersten Nacht zu entgehen oder ihn zumindest zu lindern, empfiehlt Sasaki Reisenden, ihren eigene Kopfpolster mitzunehmen oder stets ähnliche Hotels zu buchen. Möglicherweise seien Vielreisende jedoch auch in der Lage, die nächtliche Habacht-Stellung auszuschalten. "Menschliche Gehirne sind sehr flexibel." An der Brown University versuche man derzeit, den "wachen" Teil des Gehirns mit einer bestimmten Technik auszuschalten und zu testen, ob sich der Schlaf dadurch verbessern lasse.

Quellen: Current Biology: "Night Watch in One Brain Hemisphere during Sleep Associated with the First-Night Effect in Humans." und Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg
Bildquelle: Fotolia
Link: http://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(16)30174-9

Freitag, 27. März 2015

Bei häufiger Handynutzung besteht ein höheres Hirntumor-Risiko

(Was kann vorbeugend helfen?)
Neue Untersuchungen weisen darauf hin, dass Handys womöglich doch gesundheitsschädlicher sind als gedacht: Wer mehr als 15 Stunden pro Monat mit einem Mobiltelefon telefoniert, hat ein erhöhtes Risiko, bestimmte Gehirntumore zu entwickeln, das fanden französische Wissenschaftler in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung heraus. Die Mobilfunkanbieter (auch die österreichischen) wollen nichts davon hören: Ihnen zufolge ist die Studie "nicht plausibel". (Was zu erwarten ist!)


Der in der Fachzeitschrift "Occupational and Environmental Medecine" veröffentlichten Untersuchung zufolge haben Menschen, die ihr Handy mehr als 15 Stunden pro Monat über fünf Jahre hinweg nutzen, ein zwei- bis dreimal höheres Risiko, einen Hirntumor zu entwickeln. Diese sogenannten Gliome können gut-, aber auch bösartig sein. Die Gruppe der intensiven Handynutzer hatte demnach auch ein höheres Risiko, ein - meist gutartiges - Meningeom (ein Tumor an der Hirnhaut) zu entwickeln. Was aber eine krankhafte Hirnveränderung ist!

Hintergrund: Die Wissenschaftler aus dem südwestfranzösischen Bordeaux hatten zwischen 2004 und 2006 insgesamt 253 Gliom- und 194 Meningeom-Fälle untersucht. Sie verglichen diese mit 892 gesunden Erwachsenen, die repräsentativ für die Bevölkerung ausgewählt wurden. Bei ihrem Ergebnis rechneten die Forscher andere Risikofaktoren für Hirntumore mit ein sowie die Tatsache, dass lediglich 14 Prozent der Befragten angaben, eine Freisprecheinrichtung zu verwenden, die es erlaubt, das Handy nicht ständig am Ohr halten zu müssen. Die Studienautorin Isabelle Baldi verwies darauf, dass die Handynutzung seit Mitte der 2000er-Jahre zwar deutlich zugenommen habe, dass die Geräte inzwischen aber weniger Strahlung aussendeten. ...