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Sonntag, 27. November 2011

Das Hirn-Kontrollzentrum (Thalamus) schläft zuerst

Beim Einschlafen gehen nicht alle Hirnareale gleichzeitig in die Ruhephase über, sondern erst nach und nach geht sozusagen das Licht aus. Den Anfang macht dabei (wunderlicher Weise) der Thalamus: Der Thalamus, das Hirnareal, das häufig auch als "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet wird, fährt seine Aktivität bereits einige Minuten vor der Großhirnrinde, dem Sitz des Bewusstseins, herunter.
Thalamus in der Grafik rot eingezeichnet

Das könnte erklären, warum so viele Menschen kurz vor dem Einschlafen Dinge sehen und hören, die gar nicht da sind (Hypnogoge Bilder und auch Töne - Worte ...), so die Forscher – schließlich dient der Thalamus als eine Art Filter, der die ankommenden Signale bewertet und nur die Wichtigsten davon ins Wach-Bewusstsein durchkommen lässt. Ist dieser Filter (wie beim Einschlafen) ausgeschaltet, können in der Großhirnrinde ungewöhnliche Verknüpfungen und damit ungewöhnliche Bilder und auch Töne entstehen. Beim Aufwachen sieht die Situation übrigens anders aus: Hier arbeiten Thalamus und Großhirnrinde vollkommen synchron.

Normalerweise sind die Aktivitäten im Thalamus und der Großhirnrinde eng aneinander gekoppelt. Seit einiger Zeit gibt es jedoch vermehrt Hinweise darauf, dass diese Kopplung im Schlaf nicht die ganze Zeit bestehen bleibt. Die genauere Untersuchung ist allerdings schwierig, denn eine normale Hirnstrommessung mit auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden liefert nicht genügend Details, um die Aktivitäten in den Hirnregionen genau voneinander trennen zu können.

Aus diesem Grund entschieden sich die französischen Wissenschaftler Dr. Magnin von der Universität Lyon 1 und seine Kollegen nun, die Vorgänge beim Einschlafen bei 13 ganz besonderen Probanden zu untersuchen: Ihnen waren zur Behandlung einer Epilepsie-Erkrankung Elektroden ins Gehirn eingesetzt worden, mit deren Hilfe sich direkt Aktivitäten in den entsprechenden Regionen messen lassen. Die Auswertung der Daten zeigte ein unerwartet deutliches Ergebnis: In über 93 Prozent der Messungen war zuerst die Aktivität im Thalamus abgesunken und erst dann, mit durchschnittlich über neun Minuten Verzögerung, in der Großhirnrinde. Zudem setzte dieser Aktivitätsabfall nicht nur später ein, er war auch langsamer.

Offenbar wird also der Thalamus von den Schlaf-Steuerzentren Hypothalamus und Hirnstamm früher schlafen geschickt als die Großhirnrinde, schreiben die Wissenschaftler. In dieser Phase kann sich das Bewusstsein dann sozusagen frei bewegen, was zur Fehlinterpretation bestimmter Signale und damit zu den häufig beobachteten Halluzinationen führe. 
Auch das Gefühl, man habe fürs Einschlafen viel länger gebraucht, als es tatsächlich der Fall war, sei vermutlich auf diese Entkopplung zurückzuführen. Die Frage bleibe, wie dieser Effekt zustande kommt. Denkbar sei, dass die Großhirnrinde auf die Schlafbefehle träger reagiere als der Thalamus und deswegen später abschalte. Alternativ könnte es sich aber auch um einen aktiven Prozess handeln, der eine bisher unbekannte Funktion erfüllt.
Dieser Effekt ist auch für die Klartraumforschung (Luzides Träumen) von großer Wichtigkeit!
Quelle: Michel Magnin (Universität Lyon 1) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.0909710107/ Bildquelle: Wikipedia

Samstag, 26. November 2011

Die heilende Kraft des Traumschlafes

Durch Träume werden schmerzhafte Erinnerungen bewältigen
Träume können einer Studie zufolge wie Beruhigungsmittel auf die Gefühlswelt wirken: Sie unterdrücken die Bildung von Stresshormonen, während belastende Erinnerungen verarbeitet werden, und nehmen ihnen dadurch den Schrecken.

Berkeley – Ein gesunder Schlaf kann helfen, emotionale Traumata zu überwinden. Dabei scheint der REM-Schlaf eine wichtige Rolle zu spielen. Er reguliert laut Current Biology (2011; doi: 10.1016/j.cub. 2011.10.052) die Informationsverarbeitung in den Mandelkernen (= Amygdalae). Niedrige Konzentrationen von Stress-Hormonen könnten die positivere Umwertung der Gedächtnisinhalte erleichtern (desensibilisieren!).


Die 35 Probanden von Matthew Walker, einem Forscher an der Universität von Kalifornien in Berkely, mussten sich zwei Mal stark emotional besetzte Bilder ansehen. Beide Male wurde mit der funktionellen Kernspintomographie untersucht, welche Hirnareale durch das Betrachten der Bilder angeregt wurden.

Bei der ersten Untersuchung registrierten die Forscher eine besonders starke Aktivität im Netzwerk von Amygdala und Hippocampus. Die Amygdala sind eine zentrale Verarbeitungsstation für Gefühle, die dann mit Hilfe des Hippocampus als Erinnerungen im Gehirn abgelegt werden.

Bei einer zweiten Untersuchung 12 Stunden später lösten die Bilder bei einigen Probanden erneut eine starke emotionale Reaktion aus, andere gaben in einem Fragebogen an, dass sie die Bilder weniger belasten. Es waren die Teilnehmer, die zwischen den beiden Tests eine Nacht im Schlaflabor verbracht hatten. Bei den anderen waren die Untersuchungen vormittags und nachmittags durchgeführt worden.


Die heilende Kraft des Traumschlafes
Die Forscher bringen die heilende Kraft des Schlafes mit der REM-Phase in Verbindung. Während dieser Zeit werden im Traum die Ereignisse des vergangen Tages verarbeitet. Gleichzeitig ist die Konzentration des Stresshormone Nordadrenalins vermindert. Die gespeicherte Erinnerung wird so umbewertet!

Nach einer derzeit gängigen Theorie ermöglicht dies eine Veränderung von Gedächtnisinhalten. Die Ergebnisse passen zu jüngsten Erfahrungen mit dem Einsatz von Betablockern bei Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen.

Dabei werden die Patienten mit ihren belastenden Erlebnissen konfrontiert, während sie unter der Einwirkung des Medikaments stehen, das die Wirkung von Noradrenalin auch im Gehirn hemmt. Dies soll die emotionalen Erinnerungen in das biografische Gedächtnis überführen, das einen distanzierten Umgang mit den früheren Erlebnissen ermöglicht.

Höhepunkte

  • Im Schlaf sinkt Amygdala-Aktivität nach vorheriger unangenehmer emotionale Erfahrungen
  • Der Amygdala Rückgang erfolgt im Zusammenhang mit der wiederhergestellt der Amygdala -präfrontalen Verbindung
  • Ermäßigungen in Gehirn und Verhalten Reaktivität mit REM Physiologie verbunden

Unsere Oma, unser Opa wussten es schon immer, die Wissenschaft hat es nun bewiesen: Über wichtige Entscheidungen, Unangenehme Erfahrung bzw. Erlebnis: muss man zuerst mal schlafen. "Darüber muss ich erst noch mal eine Nacht schlafen!"

Abstract der Studie Current Biology, 23 November 2011 LINK:
http://www.cell.com/current-biology/abstract/S0960-9822(11)01248-6
Pressemitteilung - Berkeley LINK: http://newscenter.berkeley.edu/2011/11/23/dream-sleep/