Montag, 7. November 2011

Hände hoch für gute Laune

Bewegungen als Erinnerungsstütze

Hände hoch! Diese Aufforderung muss nicht immer einen leeren Geldbeutel und schlechte Laune zur Folge haben, im Gegenteil: Bewegungen, die nach oben gerichtet sind, helfen dabei, sich an positive Ereignisse zu erinnern.
Auch wenn wir einen SIEG erreichen, heben wir gerne die Hände

Abwärtsbewegungen hingegen verleiten eher dazu, sich unangenehme Vorfälle ins Gedächtnis zu rufen. Das haben niederländische Forscher in Experimenten herausgefunden. Die Ergebnisse bestätigten ihre Vermutung, dass sprachliche Metaphern für positive oder negative Gefühle wie 'sich spitzenmäßig fühlen' oder 'down sein' in direktem Zusammenhang mit echten räumlichen Bewegungen stehen, berichten Daniel Casasanto vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen und Katinka Dijkstra von der Erasmus-Universität Rotterdam.

Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass sich Menschen eher an positive Ereignisse erinnern können, wenn sie lächeln und eine aufrechte Sitzposition einnehmen. Umgekehrt neigen sie mehr zu negativen Erinnerungen, wenn sie die Mundwinkel hängen lassen und in sich zusammengesackt sitzen. Auch hierbei handelte es sich zwar im weitesten Sinne um Auf- oder Abwärtsbewegungen, allerdings wurde der Effekt auf das Erinnerungsvermögen eher in der Nachahmung vermutet: Da die Probanden auch während des positiven Erlebnisses gelächelt und eine aufrechte Position eingenommen hatten, war das Ereignis direkt an diese Aktionen geknüpft.

Casasanto und Dijkstra interessierte nun, ob auch völlig bedeutungslose Auf- oder Abwärtsbewegungen das Erinnerungsvermögen beeinflussen können. Unterstützung für ihre These sahen sie in der Umgangssprache: Emotional belegte Ereignisse werden häufig mit räumlichen Wörtern belegt, etwa 'am Boden sein' oder 'auf dem Höhepunkt'. Sie überprüften ihre Vermutung mit einem simplen Experiment: 24 Probanden mussten im Takt eines Metronoms mit beiden Händen Glasmurmeln in eine hoch oder eine niedrig angebrachte Ablage legen. Während dieser Bewegung sollten die Teilnehmer den Forschern von einem positiven Erlebnis erzählen. Casasanto und Dijkstra maßen dabei die Zeit, die die Teilnehmer brauchten, bis sie sich an ein solches Ereignis erinnerten.

Das Ergebnis: Die Erinnerung an ein positives Ereignis setzte deutlich schneller ein, wenn die Probanden die Murmeln in die obere Ablage legten. Vollführten sie während des Nachdenkens Abwärtsbewegungen, dauerte es länger. Umgekehrt erinnerten sie sich dann aber schneller an negative Erlebnisse. In einem zweiten Experiment stellten die Forscher neutrale Forderungen an die Probanden, etwa 'erzähle von einem Ereignis im letzten Sommer'. Die Teilnehmer, die dabei Abwärtsbewegungen ausführten, berichteten deutlich häufiger von negativen Erinnerungen, während bei den Aufwärtsbewegungen schöne Erlebnisse überwogen.


Quelle: Daniel Casasanto (Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Nijmegen) und Katinka Dijkstra (Erasmus-Universität, Rotterdam): Cognition, doi:10.1016/j.cognition.2009.11.002
Link: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0010027709002820

Erlernte Angst ist wie wirkliche Angst

Das menschliche Gehirn unterscheidet nicht zwischen den beiden Arten der Besorgnis

Für das Gehirn macht es keinen Unterschied, ob ein Mensch vor etwas selbst Angst hat oder nur einen Menschen in einer angstvollen Situation beobachtet. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei Hirnscans herausgefunden. Die Forscher beobachteten die Hirnaktivität von Probanden, während diese sich Videos von Darstellern anschauten, die in Angst vor elektrischen Stromstößen versetzt wurden. Die Aktivität des Gehirns der Probanden zeigte dabei ein ähnliches Muster, wie wenn sie selbst vor Stromstößen Angst hatten. Die Ergebnisse zeigten, wie ausgeprägt die Fähigkeit des Menschen zum emotionalen Lernen sei, schreiben die Wissenschaftler um Andreas Olsson.



Die Forscher zeigten den elf Probanden einen knapp vierminütigen Film, in denen die Darsteller milde Elektroschocks zu spüren bekamen, die jeweils durch farbige Rechtecke angekündigt wurden. Obwohl die Probanden selbst niemals elektrischen Stromschlägen ausgesetzt waren, versetzten die Bilder die Probanden in Angst, zeigten die Scans der für Angstgefühle maßgeblichen Hirnregion. Diese so genannte Amygdala zeigte das gleiche Aktivitätsmuster, wie wenn die Forscher den Probanden ein solches farbiges Rechteck mit der Ankündigung zeigten, nun gleichfalls einer Prozedur mit unangenehmen Stromstößen ausgesetzt zu sein.

Die Wissenschaftler interpretieren die Ergebnisse als Beispiel dafür, wie sehr der Mensch auch auf das Erlernen von Gefühlen ausgelegt sei. Triebkraft sei dabei nicht nur das Mitgefühl dem anderen gegenüber, sondern auch der mögliche Nutzen für das eigene Überleben: Nur wer gelernt hat, auch vor bisher noch nicht selbst erlebten gefährlichen Situationen Angst zu haben, kann sich wirkungsvoll gegen Gefahren schützen.

Quelle: Andreas Olsson (Columbia-Universität, New York) et al.: Social Cognitive and Affective Neuroscience, DOI 10.1093/scan/nsm005.
Link: http://scan.oxfordjournals.org/content/early/2007/03/15/scan.nsm005.abstract

Direktlink - PDF: http://www.pnas.org/content/108/11/4500.full.pdf+html

Erinnerung an Wut und Angst lässt das Herz rasen


Höheres Risiko für Herzerkrankungen, bei häufig intensiven nachdenken über emotionale Situationen! 

Allein die Erinnerung an Streit mit dem Partner, Angst oder Nervosität lässt das Herz schneller schlagen und den Blutdruck steigen. Der Gedanke an sportliche Belastung reicht dazu hingegen nicht aus. Das berichten Forscher der Universität Kalifornien in Irvine in der Fachzeitung "Psychosomatic Medicine" .

Die Studienleiterin Laura Glynn und ihre Kollegen ließen Versuchspersonen Erfahrungen emotionaler sowie nicht-emotionaler Art machen. Anschließend sollten sich die Probanden an diese Situationen erinnern, während ihr Blutdruck gemessen wurde. Testpersonen, die der emotionalen Belastung ausgesetzt waren, reagierten mit einem stark ansteigenden Blutdruck, als sie an die erlebte Angst und Nervosität dachten. Die anderen hingegen, die nur auf der Stelle laufen und in eiskaltes Wasser fassen sollten, zeigten bei der Erinnerung keinerlei Reaktion des Blutdrucks.



"Ist man starkem emotionalen Stress ausgesetzt und erhöht sich in Folge dessen der Blutdruck langfristig, können das Herz und die Gefäße geschädigt werden", erklärt Glynn. Die Folgen von Bluthochdruck, von Medizinern auch als Hypertonie bezeichnet, sind häufig Arterienverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfälle.
Die Ergebnisse dieser Studie weisen daraufhin, dass Menschen ein höheres Risiko für Herzerkrankungen haben, wenn sie häufig intensiv über emotionale Situationen nachdenken.
Quelle:  Laura Glynn; Universität Kalifornien in Irvine in der Fachzeitung "Psychosomatic Medicine"

Sonntag, 6. November 2011

Wie Wörter die Aufmerksamkeit lenken

Wer das Wort "Hut" hört, richtet sein Interesse nach oben

Wörter wie "Pfütze" oder "Vogel" sind für das Gehirn mehr als nur Bezeichnungen für bestimmte Objekte. Sie helfen ihm zusätzlich bei der Navigation im Raum, haben britische und amerikanische Psychologen gezeigt. Wer zum Beispiel das Wort "Vogel" hört, richtet den Fokus seiner Aufmerksamkeit automatisch nach oben. Gleichzeitig taucht vor seinem geistigen Auge das Bild eines Vogels auf. Dieser Effekt beeinflusst, wie schnell Menschen bestimmte Gegenstände an bestimmten Positionen wahrnehmen können, schreiben Zachary Estes von der Universität von Warwick in Coventry.



Dass Zeichen oder auch Wörter in der Lage sind, die Aufmerksamkeit zu verschieben, haben Psychologen schon früher gezeigt. So konzentrieren sich Probanden beispielsweise stärker auf den linken Rand eines Bildschirms, wenn sie zuvor das Wort "links" gelesen haben. Estes und sein Team interessierte nun jedoch, ob es diesen Effekt auch bei Wörtern gibt, die nicht direkt eine Richtung anzeigen, sondern lediglich Objekte mit einer typischen Position im Raum bezeichnen – wie etwa Wurzel, Wolke oder auch Hut. Allerdings ist die Wirkung dieser Wörter auf das Gehirn etwas komplexer als etwa die des Wortes "links", denn sie reaktivieren bestimmte neuronale Pfade, die auch während der echten Wahrnehmung des jeweiligen Objektes aktiv waren. Anders ausgedrückt: Sie erzeugen ein Bild des Gegenstandes vor dem geistigen Auge.

Die Idee der Forscher war nun folgende: Wenn diese Wörter die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Stelle lenken und gleichzeitig ein Bild im Gehirn erzeugen, müsste das dazu führen, dass an der gleichen Stelle auftauchende fremde Gegenstände mit einer gewissen Verzögerung erkannt werden – schließlich muss zuerst das geistige Bild gelöscht werden, um die entsprechenden Ressourcen freizumachen. Sie ließen also knapp 140 Freiwillige Wörter wie "Hut" oder "Stiefel" an einem Bildschirm lesen und erzeugten anschließend entweder oben oder unten am Monitor ein X oder ein O.

Tatsächlich brauchten die Probanden nach dem Lesen des Wortes "Hut" länger, ein oben am Bildschirm erscheinendes X zu identifizieren als eines am unteren Rand des Monitors, ergab die Auswertung. Das Wort verschiebt demnach eindeutig die Aufmerksamkeit nach oben, schließen die Psychologen – ein Mechanismus, von dem das Gehirn auch profitieren kann: Wäre dort nämlich tatsächlich ein Hut aufgetaucht, hätten die verschobene Wahrnehmung und das geistige Bild dessen Erkennung beschleunigt, erklären die Forscher.

Quelle: Zachary Estes (Universität von Warwick in Coventry) et al.: Psychological Science, Band 19, Nr. 2
http://www.blackwellpublishing.com/journal.asp?ref=0956-7976

3. Morgenmuffel sind kreativer


Unterschiede der Schlaftypen

Nachtaktive Menschen sind kreativer. Das haben die beiden italienischen Wissenschaftler Marina Giampietro und Guido Cavallera herausgefunden, als sie das kreative Denken von 120 Menschen unterschiedlicher Tagestypen studierten. Dazu gaben sie den Freiwilligen speziell entwickelte Aufgaben, die dann unter Kriterien wie Originalität, Ausarbeitung oder Flexibilität ausgewertet wurden. Nachteulen finden sich durch ihren abweichenden Tagesrhythmus in einer unkonventionellen Situation besser zurecht, wodurch kreatives Denken gefördert wird, vermuten die Forscher.

Giampietro und Cavallera ermittelten unter den 68 Frauen und 52 Männern zunächst, um welchen Schlaftyp es sich handelte. Sie unterschieden dabei zwischen den Nachteulen, die morgens schwer wach werden und erst am Nachmittag und dann bis weit in die Nacht hinein leistungsfähig sind. Im Gegensatz zu diesen Nachteulen gibt es auch die am Morgen besonders aktiven Menschen, die von Forschern Lerchen genannt werden. Insgesamt gehören nur wenige Menschen zu solchen Extremtypen. Die meisten folgen einem gewöhnlichen tagaktiven Rhythmus und schlafen ungefähr zwischen Mitternacht und acht Uhr.

Der Test setzte sich aus drei Aufgaben zusammen: Zuerst zeigten die Forscher den Freiwilligen ein Bild und forderten sie auf, nach dieser Vorlage selbst ein Bild zu erstellen und es auch zu benennen. Für die zweite Aufgabe sollten die Probanden unvollständige Formen ergänzen und dem Bild ebenfalls einen Titel geben. Bei der dritten Aufgabe sollten die Probanden eine Darstellung aus dreißig vertikalen Linien vervollständigen.

Die Nachteulen erwiesen sich in den Tests als am kreativsten, ergab die Auswertung. Frauen und Männer unterschieden sich hingegen nicht in ihrer Kreativität, und auch das Alter hatte keinen Einfluss auf den Ideenreichtum.

Quelle: Marina Giampietro, Guido Cavallera (Università Cattolica del Sacro Cuore, Mailand): Personality and Individual

Differences, Bd. 42, S. 453 Link: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0191886906003072