Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) haben gemeinsam mit Forschern aus Jena unter 40.000 Genen dreier verschiedener Organismen einzelne Gene identifiziert, die am körperlichen Altern beteiligt sind. Beeinflusst man nur eines dieser Gene, verlängert sich daraufhin die gesunde Lebensspanne von Versuchstieren und möglicherweise auch die des Menschen.
Dem gesünderen und längeren Leben auf der Spur! |
Untersucht wurden dazu der Fadenwurm C. elegans, Zebrafische und Mäuse. Als Maß für die Gen-Aktivität eruierten die Forschenden die Menge an Boten-RNS-Molekülen, die in den Zellen dieser Tiere zu finden waren. Die Boten-RNS ist die Abschrift eines Gens und der Bauplan eines Proteins. Liegen viele Kopien einer Boten-RNS eines bestimmten Gens vor, ist dieses sehr aktiv – das Gen ist sozusagen hochreguliert. Wenige RNS-Kopien werden hingegen als Zeichen von geringer Aktivität gewertet, so Prof. Ristows Erklärung. Anhand statistischer Modelle bildeten die Forscher darauf hin aus diesem Informationsgemenge eine Schnittmenge von Genen, die bei den 3 Organismen vergleichbar reguliert waren. Dabei zeigte sich, dass die drei Organismen lediglich 30 Gene gemeinsam haben, die den Alterungsprozess maßgeblich beeinflussen. Als nächsten Schritt unterbanden die Forscher die Aktivität der Boten-RNS der entsprechenden Gene selektiv. So klärten die Forschenden deren Wirkung auf den Alterungsprozess z.B. beim Fadenwurm. Bei einem Dutzend dieser Gene wirkte ihre Blockierung um mindestens fünf Prozent lebensverlängernd.
25% längeres Leben durch Gen bcat-1
Als besonders einflussreich erwies sich bei den Tests das bcat-1-Gen: "Blockierten wir die Wirkung dieses Gens, nahm die mittlere Lebensspanne des Fadenwurms markant zu, und zwar um bis zu 25 Prozent", so Prof. Ristow. Und weiter: "Das bcat-1-Gen trägt den Code für das gleichnamige Enzym, welches sogenannte verzweigtkettige Aminosäuren abbaut." Einen lebensverlängernden Effekt erzielten die Wissenschaftler auch, wenn sie den Fadenwürmern diese drei Aminosäuren ins Futter beimischten: "Allerdings war der Effekt insgesamt geringer ausgeprägt, da das bcat-1-Gen aktiv blieb, sodass diese Aminosäuren fortlaufend abgebaut wurden und ihre lebensverlängernde Wirkung weniger gut entfalten konnten."
Dass der gleiche Mechanismus wahrscheinlich so auch beim Menschen abläuft, davon sind die Forscher schon jetzt überzeugt: "Wir haben ausschließlich jene Gene gesucht, die evolutionär konserviert sind und deshalb in allen Organismen - auch im Menschen- vorkommen.“
Zukunft: Bislang haben die Wissenschaftler die Auswirkungen auf den Menschen allerdings noch ausgeklammert.
Eine Folgestudie ist bereits in Planung. Bei dieser könne allerdings "aus offensichtlichen Gründen die Lebenserwartung beim Menschen nicht gemessen werden", so bemerkten die Forscher abschließend. Geplant sei aber stattdessen, diverse Gesundheitsparameter wie Cholesterin oder den Blutzuckerspiegel in ihre Untersuchungen mit ein zu beziehen, um so Anhaltspunkte für den Gesundheitsstatus der Probanden zu erhalten.
Vorrangiges Ziel der Studie: Grundsätzlich sei es aber auch nicht das Ziel der Studie, Menschen noch älter werden zu lassen, sondern ihnen eine längere Gesundheit zu ermöglichen. Hierzu liefere die Untersuchung wichtige Anhaltspunkte dafür, wie der Alterungsprozess beeinflusst und Erkrankungen im Alter wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck verhindert werden könnten.
Im Hinblick auf die stetig steigende Lebenserwartung sei es wichtig, die Phase gesunden Lebens auszudehnen und nicht, ein noch höheres, von chronischen Krankheiten geprägtes Lebensalter zu erreichen, so die Forscher. Mit derartigen Präventivmaßnahmen könnte ein älterer Mensch seine Lebensqualität erheblich steigern und gleichzeitig die medizinischen Versorgungskosten um mehr als die Hälfte reduzieren.
Anm.: Das ist auch im Hinblick auf die von der Politik angestrebten längeren Arbeitszeiten, spätere Pensionierung (mit 70, 75 oder 80 Jahren), wie auch auf Hinblick der immer weiter explosionsartig ansteigenden medizinischen Kosten ein Projekt das den heutigen Politikern wichtig ist. Für einige wenige Reiche oder Superreiche sind die neuen Forschungsergnisse aber sehr wohl in Hinsicht auf eine steigende Lebenserwartung wichtig. Das zu bestreiten, hat nur wenig Sinn!
Quelle: Fachjournal „Nature Communications“ (DOI: 10.1038/ncomms10043), u.a.
Quelle Anm.: Eggetsberger-Info-Blog
Bildquellen: Fachjournal „Nature Communications,
Link: http://www.nature.com/ncomms/2015/151201/ncomms10043/full/ncomms10043.html